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Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure)

Titel: Das Unglueck Mensch (Darwin's Failure) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Madeleine Puljic
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Klaps zu entgehen, zu dem Ramin ansetzte.
    „Wozu willst du etwas lesen können, wenn du es nicht wiedergeben kannst? Abgesehen davon ist es das gleiche Handwerk. Ohne das eine wirst du das andere nie richtig beherrschen, also konzentrier dich.“
    Seufzend wandte Atlan sich wieder dem Buch zu. Mittlerweile konnte er auch die verschlungenen Lettern entziffern, die den Einband prägten. „Das Neue Testament“, las er darauf. Was daran neu sein sollte, war ihm unklar. Aber die Predigten des Füreinanders, der Hoffnung und der Nächstenliebe schienen ihm das fehlende Gegenstück zu dem Schöpfer zu sein, der sich von seinem Werk abgewandt hatte und nur durch Anbetung und Opfer wieder zu den Menschen finden würde.
    Leider wusste Atlan nicht, an wen er sich mit diesen Gedanken hätte wenden können. Seine immer häufigere Zurückgezogenheit hatte ihn seinen Mitbrüdern entfremdet. Ramin war froh unterrichten zu können und dabei auch noch einen so wissbegierigen Schüler gefunden zu haben, doch die alten Geschichten waren für ihn eben nur das – Geschichten.
    Und Seru … Sollte Meister Seru jemals herausfinden, dass er nicht nur etwas aus dem Speicher entwendet hatte – ob wertvoll oder nicht war für jemanden wie ihn nur indirekt von Bedeutung – sondern auch noch eine falsche Glaubenslehre erforschte und dafür sogar einem Priester die Zeit stahl …
    Allein der Gedanke daran ließ Atlan erschaudern. Gut möglich, dass Seru ihn dann totschlug, oder sogar zum Krüppel machte. Er hatte schon Gerüchte gehört über ehemalige Novizen, die nach einem Vergehen spurlos verschwunden waren. Von manchen hieß es dann, der Verhüllte habe sie mitgenommen.
    Wohin der Verhüllte die Jungen brachte, die Serus Ansprüchen nicht genügten, wusste niemand. Das Kloster war von allen Seiten umschlossen. Aus welchem Fenster man auch blickte, man sah nichts als Stadt. Straßen und Müll, große und kleine Gebäude, die die Sicht auf alles außerhalb der direkten Umgebung versperrten. Es war kaum vorstellbar, dass dort draußen Menschen leben konnten.
    Die Priester sagten, dass ihre Vergangenheit endete, sobald die Novizen aufgenommen wurden. Ihre Herkunft war das Kloster. Das konnte jedoch nichts an dem Wissen ändern, dass sie alle einmal von außerhalb hierher gebracht worden waren.
    Atlan hatte keine logische Erklärung dafür, aber er war überzeugt, dass das Verständnis dieser vergessenen Glaubenslehre ein wichtiger Schritt war, um seine eigene verlorene Vergangenheit zu finden.
    Einen Moment lang zögerte Atlan noch, dann nahm er seinen Mut zusammen.
    „Du hast einmal gesagt, man darf nicht vergessen, woher man stammt. Ramin, ich … Ich habe Träume. Träume von einem Zuhause, vor meiner Aufnahme im Kloster.“
    Der Priester sah ihn eine Weile wortlos an, dann seufzte er schwer.
    „Halte diese Träume in Ehren. Nutze sie, um zu lernen, welche Art Mensch du bist und sein kannst. Und sprich mit niemandem darüber, hast du verstanden?“
    Er wartete Atlans Nicken ab, ehe er das Thema wechselte. „Wir sollten Schluss machen, es ist schon spät. Wir wollen doch nicht, dass du morgen Früh verschläfst.“
    „Eine Frage habe ich noch. In diesem Text, den wir heute geschrieben haben … Was ist eine unbefleckte Empfängnis?“
    Atlan sah noch, wie Ramins Gesicht bedenklich rot anlief, ehe er mitsamt seinem Lehrmaterial vor die Tür gesetzt wurde.
    Immer noch verwirrt schlich er zurück in sein Zimmer. Dort schlüpfte er unter seine Decke, ohne das leise Schnarchen seiner Brüder zu unterbrechen. Das Buch verschwand in seiner Matratze, nur eine kaum merkliche Ausbeulung verriet sein Geheimnis. Er wechselte häufig das Versteck, um nichts zu riskieren, aber seine Möglichkeiten waren in der kargen Schlafzelle stark begrenzt.
    Atlan beschloss, seine Vorsichtsmaßnahmen zu verstärken. Er durfte niemandem trauen. Viele wären nur allzu bereit, einen Bruder zu verraten, um sich selbst dadurch eine bessere Position zu verschaffen.
    Sollte es hart auf hart kommen, war er nicht einmal sicher, ob Ramin nicht ebenfalls ihr gemeinsames Geheimnis verraten würde, nur um sich selbst zu schützen.
    Atlan schloss die Augen und träumte von einer Zukunft, in der es keinen Meister Seru mehr gab. In der das Kloster nicht von Angst beherrscht wurde und der Schöpfer die Gebete seiner Gläubigen wieder hören konnte.
     
    Wie die Adeptenprüfung aussah, erfuhren die Novizen nicht. Lorio und die anderen Prüflinge wurden in die Abgeschiedenheit

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