Das unheimliche Schloss (Unheimlicher Roman/Romantic Thriller) (German Edition)
ich Sie, mich jetzt zu entschuldigen..."
Susanne sah Nadine noch einige Augenblicke mehr oder minder fassungslos nach, während das Zimmermädchen davonging, ohne sich noch einmal umzudrehen. Nadine beschleunigte ihren Schritt noch etwas.
Was geht hier nur vor sich? fragte sich Susanne. Wollte ihr jemand einen üblen Streich spielen.
Sie wandte sich noch einmal dem Turm zu.
Und dann entschloss sie sich dazu, sich einmal bei Tageslicht anzusehen, wo sie in der Nacht gewesen war. Sie lief zum Turm, stieg die äußere Treppe hinauf. Es dauerte nicht lange, bis sie die obere Brustwehr erreicht hatte.
Susanne sah sich um. Sie fand alles so vor wie in der letzten Nacht.
Mit einem einzigen Unterschied.
Die Tür, die ins Innere des Turms hinabführte, war verschlossen.
Die Erinnerungen der letzten Nacht erschienen Susanne mit einem Mal so unwirklich. Was war wirklich geschehen?
Ich habe doch mit ihr gesprochen!, durchzuckte es sie.
Aber was hatte sie wirklich gehört, außer einem undeutlichen Flüstern. Sie hatte geglaubt, Nadines Stimme zu hören - aber konnte es nicht auch jemand anderes gewesen sein?
Das ist absurd!, sagte sie sich selbst.
Noch ein anderer Gedanke kam ihr und begann, an ihrer Seele zu nagen.
Alle außer mir wissen, was mit den Treppen im Turm los ist!, durchfuhr es sie wie ein Blitz. Was, wenn man mich absichtlich dorthin gelockt hat?
Susanne hatte ein Gefühl, als ob sich eine eiskalte Hand um ihr Herz legte und es nicht wieder losließ.
*
Am Nachmittag begleitete Susanne die Fürstin auf dem Flügel.
Fürstin Margarethe spielte Violine und war hoch erfreut, jemanden gefunden zu haben, der mit ihr musizierte.
Die Fürstin hatte extra ein einfacheres Stück ausgesucht und so gelang das Zusammenspiel recht gut. Während des Musizierens war Susanne von ihren düsteren Gedanken abgelenkt. Und das tat ihr gut.
"Ich muss sagen, es hat mir große Freude gemacht, mit Ihnen zu musizieren, Susanne", ließ sich Fürstin Margarethe anschließend vernehmen, während sie seufzend die Violine wieder an ihren Ort hing.
"Mir geht es umgekehrt genauso..."
"Ich würde das gerne bei Gelegenheit wiederholen, Susanne."
"Gerne."
Die Fürstin sah die junge Baroness fragend an. "Sie sehen etwas abgespannt aus, Susanne..."
"Das muss das Wetter sein..."
"Möglich. Nun, die bevorstehende Verlobung wird Sie sicher auch gedanklich nicht loslassen. Mir geht das zumindest so, schließlich habe ich nur einen Sohn. Mehr Kinder sind uns leider nicht vergönnt gewesen."
Susanne hob den Kopf.
Ihr Blick traf sich mit dem ihrer zukünftigen Schwiegermutter. Eine entschlossene, entscheidungsfreudige Frau, überlegte Susanne. Sie war es gewohnt, Anweisungen zu geben und die Dinge - oft auch aus dem Hintergrund - in ihrem Sinne zu lenken. Zweifellos musste die Frau an der Seite des Chefs eines Fürstenhauses über solche Eigenschaften verfügen.
Das war unabdingbar.
"Sie würden alles für Ihren Sohn tun, nicht wahr?", sagte Susanne dann plötzlich.
"Natürlich würde ich das. Ich verstehe Ihre Frage nicht so recht..."
"Es ist nicht so wichtig", erwiderte Susanne schnell.
Alles?, fragte sie sich dabei. Auch einen Wagen erfinden, der Schloss Eichenbach nie erreicht hatte? Nur, um den Sohn zu entlasten?
"Würden Sie für Ihr Kind nicht auch alles tun, Susanne?", hörte die Baroness dann die Stimme der Fürstin. Susanne war in ihre eigene Gedankenwelt versunken. Sie vernahm die Stimme der Fürstin wie aus weiter Entfernung. "Ich finde das nur natürlich", setzte Margarethe dann noch hinzu, als Susanne nicht sofort reagierte.
"Ja, das ist es auch", nickte die Baroness dann.
Sie ließ einen letzten Akkord im Appeggio auf dem Flügel erklingen und schloss dann die Klappe, die die Tasten schützte.
Was mache ich nur?, fragte sich Susanne in diesem Moment.
Sie konnte Wilfried nichts von dem verschwundenen Brief und dem gescheiterten Treffen mit Nadine sagen.
Das war unmöglich.
Was würde er sonst denken?, ging es ihr durch den Kopf. Wenn sie ihm davon erzählte, würde sie ihm dadurch gleichzeitig signalisieren, dass ihr Misstrauen weiterhin übermächtig war.
Was auch immer in der Vergangenheit gewesen sein mag - soll es deine Zukunft vergiften?, durchfuhr es sie siedend heiß.
Aber das war nur eine Seite der Medaille.
Die andere Seite war, dass sie niemanden würde lieben können, der einen anderen Menschen kaltblütig ermordet hatte...
*
Die nächsten Tage standen ganz im Zeichen der
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