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Das unvollendete Bildnis

Das unvollendete Bildnis

Titel: Das unvollendete Bildnis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Agatha Christie
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glaube, es gibt keinen Zweifel… sie hat ihn umgebracht.»
    «Entschuldigen Sie bitte, lieber Freund, aber ich muss mich selbst davon überzeugen.»
    «Ich sehe nicht, was Sie unternehmen könnten. Sie können die Zeitungsberichte studieren. Humphrey Rudolph war der Staatsanwalt, er ist tot… Wer war sein Assistent? Der junge Fogg, glaube ich… jawohl, Fogg. Sprechen Sie doch mal mit ihm. Und dann gibt es noch einige Leute, die damals dabei waren. Vermutlich werden die sich nicht darüber freuen, dass Sie die alte Geschichte ausgraben wollen, aber Sie werden ihnen bestimmt die Würmer aus der Nase ziehen können, das liegt Ihnen ja.»
    «Ja, die Leute, die dabei waren. Das ist wichtig. Wissen Sie, wer noch dazugehörte?»
    Depleach überlegte.
    «Lassen Sie mich mal nachdenken… es ist ja schon so lange her… Es waren nur fünf Leute, die wirklich etwas damit zu tun hatten. Die Dienstboten zähle ich nicht mit – ein altes Dienerehepaar, völlig weltfremd. Die hat niemand je in Verdacht gehabt.»
    «Fünf Leute, sagen Sie. Wer denn?»
    «Also zuerst Philip Blake. Er war Grales bester Freund, schon von Kindheit an. Er war damals bei ihnen zu Besuch. Er lebt noch; ab und zu treffe ich ihn auf dem Golfplatz. Er wohnt in St. Georges Hill, ist Börsenmakler, spekuliert mit großem Erfolg und setzt jetzt ein bisschen zu viel Fett an.»
    «Und die anderen?»
    «Da ist noch Blakes älterer Bruder, ein Gutsbesitzer, der am liebsten zuhause hockt.»
    Ein Kinderlied kam Poirot in den Sinn. Er ärgerte sich darüber. Diese Erinnerungen an alte Kinderlieder waren in letzter Zeit fast schon zur Manie bei ihm geworden. Aber der Reim kam ihm wieder in den Sinn. «Ein rosiges Schweinchen ging zum Markt, ein rosiges Schweinchen blieb zuhaus…»
    Er murmelte: «Er blieb zuhaus…»
    «Er ist der Mann, von dem ich vorhin sprach, der mit den Kräutern und Heilmitteln. Das ist sein Steckenpferd. Ich komme jetzt nicht auf seinen Vornamen… ah, doch, ich hab’s: Meredith… Meredith Blake. Ich weiß aber nicht, ob er noch lebt.»
    «Wer noch?»
    «Wer noch? Die Ursache allen Übels: das Mädchen! Elsa Green»
    «Ein rosiges Schweinchen bekam Roastbeef», murmelte Poirot.
    Depleach starrte ihn an.
    «Die ist gut gefüttert worden», sagte er, «sie hat sich immer das genommen, was sie haben wollte. Sie hat jetzt bereits den dritten Mann. Eine Scheidung mehr oder weniger spielt bei ihr keine Rolle. Und bei jedem Wechsel gewinnt sie. Augenblicklich ist sie Lady Dittisham. Sie können ihr Bild in jeder Zeitschrift finden.»
    «Und die andern zwei?»
    «Da ist die Gouvernante. An ihren Namen erinnere ich mich nicht mehr, aber sie war eine ordentliche, tüchtige Person. Und dann das Kind, Caroline Crales Halbschwester. Sie muss damals ungefähr fünfzehn gewesen sein. Inzwischen ist sie recht bekannt geworden; sie gräbt Altertümer aus. Warren heißt sie, Angela Warren. Sie ist eine bemerkenswerte, energische Dame. Ich sprach sie erst neulich.»
    «Sie ist also nicht das Schweinchen, das ‹o weh, o weh› schrie?»
    Depleach sah ihn merkwürdig an und erwiderte trocken: «Sie hätte allen Grund ‹o weh, o weh› zu schreien! Sie ist nämlich durch eine hässliche Narbe im Gesicht entstellt. Sie… na, das werden Sie ja alles noch hören.»
    Poirot stand auf.
    «Herzlichen Dank. Sie waren sehr liebenswürdig. Wenn Mrs Crale ihren Mann nicht getötet hat…»
    Depleach unterbrach ihn:
    «Aber sie hat ihn getötet, alter Freund. Verlassen Sie sich darauf.»
    Ohne auf die Unterbrechung zu achten, beendete Poirot seinen Satz:
    «…dann muss es logischerweise eine dieser fünf Personen getan haben.»
    «Das wäre möglich», sagte Depleach nachdenklich, «aber ich kann das Motiv nicht sehen. Wie gesagt, ich bin ganz sicher, dass es keiner von ihnen war. Schlagen Sie sich das aus dem Sinn, alter Freund!»
    Doch Hercule Poirot schüttelte lächelnd den Kopf.

2
     
    « E indeutig schuldig!», erklärte Mr Fogg kurz und bündig. Hercule Poirot betrachtete nachdenklich das schmale, scharf geschnittene Gesicht des berühmten Juristen.
    Quentin Fogg war ein völlig anderer Mensch als Montague Depleach – dünn und farblos. Seine Fragen waren ruhig, gemessen, beharrlich. Depleach konnte man mit einem Rapier vergleichen, Fogg mit einem Bohrer. Er bohrte stetig. Er hatte nie blendende Erfolge erzielt, galt aber als hervorragender Jurist und pflegte seine Fälle zu gewinnen.
    «Sie sind also ganz sicher?», fragte Poirot.
    Fogg nickte.
    «Sie

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