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Das verräterische Tonband

Das verräterische Tonband

Titel: Das verräterische Tonband Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carter Brown
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höchster Lautstärke.
    Der goldene Satyr schien
förmlich in den Raum hereinzufliegen, als die Tür auf fuhr und das
überentwickelte Muskelpaket plötzlich den Türrahmen ausfüllte. Sein Mund war zu
einem häßlichen, schadenfrohen Grinsen verzerrt, und in seinen Händen hielt er
ein Gewehr, das wie ein Magnum 257 aussah.
    »Leroy!« Susanne Faber stand in
ihrer Erregung auf, wobei sie ihren schaumbedeckten, prachtvollen Körper von
oben bis unten enthüllte. »Er...«
    »Ich weiß, Püppchen«, sagte
Leroy mit belegter Stimme. »Ich habe an der Tür gelauscht. Ich werde mich schon
seiner annehmen .«
    Der Lauf seines Gewehrs hob
sich in meiner Richtung, und im selben Augenblick schleuderte ich Bacchus guten
rechten Arm nach ihm. Er traf ihn mitten ins Gesicht, so daß er rückwärts
taumelte und das Gewehr wie verrückt in der Luft herumfuhr und dann losknallte.
Silen, Leroys Gipszwilling, zersprang in tausend Fetzen, als ihn die Kugel
traf. Ich ging rückwärts um die Bar herum und landete schließlich auf dem Boden
dahinter, die Achtunddreißiger in der Hand.
    Leroy fluchte wütend, das
Gewehr knallte erneut, und das Geschoß pflügte eine Furche in die Platte der
Bar, bevor sie abprallte und die Gipsvenus, die an der hinteren Wand des Raumes
stand, fein säuberlich enthauptete. Ich kroch um ein Ende der Bar herum, duckte
mich und schnellte mich mit einem flachen Satz etwa zwei Meter hinweg. Leroys
Kugel verfehlte mich um einen guten halben Meter und stürzte einen athletisch
gebauten geflügelten Merkur von seinem Podest. Die Gipsfigur fiel der Länge
nach in die eingelassene Badewanne, und Susanne kreischte wild, bevor sie von
dem Riesenplatscher nahezu ausgelöscht wurde. Ich gab
einen Schuß auf Leroy ab, konnte aber wegen der schaumigen Wasserwand zwischen
ihm und mir nichts erkennen.
    Susanne Faber starrte mich eine
halbe Sekunde lang wie wahnsinnig an, während ihr pyramidenförmiger Haaraufbau
über ihr Gesicht herabrieselte, schrie in tödlicher Angst auf und rannte durch
die Wasserwand hindurch auf ihren Beschützer zu.
    »Leroy !« schrie sie verzweifelt. »Rette mich! Er hat...«
    Der scharfe Knall seines
nächsten Schusses hämmerte schmerzlich gegen meine Trommelfelle. Susanne hielt
plötzlich inne und drehte sich halb zu mir um, ihre Augen aufgerissen vor
ungläubigem Entsetzen. Ein Blutstrom schoß aus dem gezackten Loch in ihrer
linken Brust, strömte an ihr hinab und vermischte sich auf alptraumhafte Weise
mit den Schaumbläschen. Dann fiel sie auf den Boden. Und während die letzten
Tropfen der aufspritzenden Woge über ihrem Körper versprühten, sah ich Leroy
wieder.
    Er starrte mich mit einer
entsetzlich starren Eindringlichkeit an, als ob sonst nichts auf der Welt
wichtig sei als die Möglichkeit, mich im Auge zu behalten. Das Gewehr glitt aus
seinen Händen und fiel klappernd auf den Boden. Er stieß ein tierisches Knurren
der Verzweiflung aus, als seine Augen zu verschwimmen begannen, und öffnete
dann den Mund. Die Kugel meiner Achtunddreißiger mußte ihn getroffen haben, als sein Mund offengestanden hatte. Sie schien seinen Gaumen durchbohrt zu haben und steckte jetzt
wahrscheinlich irgendwo in seinem Gehirn. Blut quoll aus seinem Mund und rann
ihm über die Brust. Seine Knie gaben unter ihm nach, und er fiel ungelenk auf
den Boden. Den letzten Schuß, den er abgegeben hatte — und von dem Susanne
Faber getötet worden war — , mußte er aus reinem
Reflex heraus abgegeben haben.
    Der Raum war plötzlich sehr
still. Ich holte tief Luft und sah mich um. Das regungslose Gipsgesicht des
Zeus starrte mich zornig an, offensichtlich aufgebracht bei dem Gedanken, daß
ein einfacher Sterblicher Zeuge dieser Götterdämmerung geworden war.
     
    Ich legte das Tonband in das
eingebaute HiFi -Vierspulen-Tonband-Stereogerät ein
und drückte dann auf den Knopf.
    »Sie brauchen nicht die
geringsten Hemmungen zu haben, über dieses Erlebnis zu sprechen, Miss Doone «, dröhnte die vertraute salbungsvolle Stimme des
verstorbenen und unbetrauerten Doktors Herman Reiner.
»Eine gelegentliche...«
    Ich drückte auf den » Stop «-Knopf und danach auf den, auf dem »Löschen« stand.
Die Spulen drehten sich, und das Tonband glitt glatt und leise durch das Gerät,
während alles ausgelöscht wurde.
    »Rick, Sie sind wundervoll«,
sagte Barbara Doone enthusiastisch. »Ich kann Ihnen
dafür überhaupt nicht genug danken .«
    »Ich glaube, das gilt für uns
alle«, dröhnte Larsen. »Wie, zum Teufel, haben

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