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Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen

Titel: Modesty Blaise 11: Die Lady spannt den Bogen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter O'Donnell
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    Garcia band sich gerade seine Krawatte, als er draußen den Mercedes hupen hörte, auf den er schon gewartet hatte. Er zog sich das Jackett seines hellgrauen Anzugs über, schaltete die Alarmanlagen ein und ging dann hinunter auf die Straße, die weiter nördlich in den Boulevard Mohammed-Cinq mündete. Willie Garvin beugte sich über den Sitz und öffnete die Beifahrertür des grauen 450 SL. »Morgen, Rafael.«
    »Morgen, Willie.« Garcia stieg ein und lehnte sich mit einem leisen Seufzer in den Sitz zurück. »Sag, findest du, daß ich langsam alt werde?«
    Willie warf ihm einen Blick zu. »Wie alt fühlst du dich denn?«
    »Ich weiß nicht so genau. Aber in der Wohnung neben mir wohnt ein hübsches Mädchen mit einem reichen, jungen Anwalt.«
    »Stimmt, die haben wir mal überprüft. Die sind in Ordnung. Wieso?«
    »Gestern abend habe ich sie nach Hause kommen sehen. Du kennst das ja. Sie haben gelacht und waren ganz wild aufeinander, er hatte den Arm um sie gelegt. Aber ich war nicht eifersüchtig. Ich habe mir nicht einmal darüber Gedanken gemacht, was die beiden dann wohl bald danach treiben würden.«
    Willie wiegte den Kopf hin und her und sagte:
    »
Wer weiß, wie sie lieben?
    Doch glaube ich hier
    Sie haben’s wie wir
    Mit Bridget und Nell getrieben.
«
    Garcia runzelte die Stirn. »An die kann ich mich gar nicht erinnern. Wie soll die heißen? Nell?«
    »Das ist doch ein LIMERICK, Rafael, du Döskopp.« Willie schaltete die Zündung ein.
    »Aha.« Garcia dachte eine Weile nach. »Ach so, jetzt verstehe ich.«
    »Und daß du dir über deine beiden Nachbarn keine großen Gedanken machst, ist kein Anlaß zur Sorge. Daran merkt man doch nur, daß du kein alter Voyeur wirst.«
    »Also, in meinem Alter hat dieser Gedanke durchaus etwas für sich.«
    Willie grinste. Er fuhr los und bog an der nächsten Ecke nach links ab, um sich in den Verkehr einzuordnen, der sich in westlicher Richtung auf die Innenstadt von Tanger zu bewegte. Einen Augenblick später sagte Garcia: »Wann hat Mademoiselle eigentlich erzählt, daß sie das
Netz
auflösen will?«
    »Vor ungefähr einem Monat.« Willie Garvins Stimme hatte einen schuldbewußten Unterton.
    Garcia ging mit einer knappen Geste seiner gepflegten Hand über Willies schlechtes Gewissen hinweg. »Ist schon in Ordnung, das macht mir nichts aus.«
    »Ich dachte nur … naja, immerhin hast du von uns allen am längsten mit ihr zusammengearbeitet.«
    »Ja, du hast recht, das will schon was heißen. Aber ich bin trotzdem froh, daß sie es mir erst gestern erzählt hat. Mit den Verhandlungen in Amsterdam am Hals wäre ich nur abgelenkt worden. Und ihr war das auch klar. Sieh mal, Willie, egal was sie tut und wann sie es tut, ich bin auf ihrer Seite. So ist es schon immer gewesen.«
    »Sicher.« Willie hielt vor einer Ampel und blickte den Mann neben ihm voller Zuneigung an. Garcia hatte ein kantiges, gebräuntes Gesicht, dichtes graumeliertes Haar, und sein Körper setzte jetzt ein wenig Fett an.
    Garcia sprach weiter. »Was bin ich denn gewesen vor zehn Jahren? Die Nummer Drei in einer kleinen Gangsterbande hier. Und jetzt? Jetzt bin ich zusammen mit dir an der Spitze des
Netzes
und habe genügend Geld für drei Leben.« Er schwieg einen Augenblick, in Erinnerungen versunken. »Weißt du, wie es damals war, am Anfang?«
    Willie ließ den Wagen langsam durch den dichten Morgenverkehr vorwärtsrollen. »Sie spricht nicht viel über die Zeit damals, aber ich hab’ ab und zu ein paar Brocken aufgeschnappt. Ich weiß, daß sie schätzungsweise an die siebzehn war, als sie aus der Wüste nach Tanger gekommen ist, und daß sie dann einen Job in einem Spielcasino gefunden hat, das der Louche-Bande gehörte.«
    Garcia nickte. »Damals herrschte gerade Krieg zwischen den einzelnen Banden. Sie haben Louche und seinen zweiten Mann erschossen. Wir dachten, es wäre für uns alle aus, wenn wir uns nicht sofort trennen und verschwinden würden. Aber dann kam dieses Mädchen, mit ihren schwarzen Haaren und mit diesen Augen, die so alt waren wie die Augen Gottes, und sie hat eine flammende Rede gehalten, sie hat uns ihre Worte spüren lassen wie Peitschenhiebe und uns feige Memmen ohne Rückgrat genannt.« Er kicherte plötzlich in sich hinein. »Sie war zu der Zeit noch gar nicht richtig ausgewachsen und ziemlich mager. La Roche wurde wütend und versuchte, sie mit ein paar Ohrfeigen zum Schweigen zu bringen, aber sie war schnell wie eine Schlange. Hat ihn mit einem Tritt in die Eier

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