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Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe]

Titel: Das Vierte Siegel [Gesamtausgabe] Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liane Sons
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ablehnten. Ich war nicht nur ein unerwünschtes Kind, ich war seltsames Zauberwerk.«
    Palema stieß den Dolch, den sie immer noch in Händen hielt, in das Wolfsfell auf ihrer Bank. »Seltsames Zauberwerk? Nach mir wirst du der größte König der Reiche sein.«
    Ihr Sohn sah sie nun direkt an. »Ach ja? Werde ich das?« Weder Stimme noch Blick ließ auf irgendeine Gemütsregung schließen.
    »Unter meiner Führung wird dir alles gelingen«, erwiderte sie schlicht. Der Anflug eines Lächelns erhellte ihr Gesicht. »Jetzt, da du weißt, wem die Stimme gehört, die dich hin und wieder auf den richtigen Weg brachte, wirst du ihr hoffentlich schneller folgen.«
    »Ich fürchte, für mütterliche Führung ist es zu spät. Als Kind habe ich sie mir oft gewünscht. Jetzt bin ich erwachsen und treffe meine eigenen Entscheidungen.«
    Palema umklammerte die Armlehnen. Hektische Flecken erschienen auf ihren Wangen. »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu sprechen?! Nach allem, was ich deinetwegen auf mich genommen habe. Ist das dein Dank? Ist das der Lohn dafür, dass ich dich in Gestalt eines Dieners sogar vor dem Scheiterhaufen gerettet habe.« Ihre Stimme war dunkler geworden und hallte seltsam nach.
    Es war Rhonan, als streife ihn eisiger Wind, und es wurde schlagartig kälter. Einschüchtern konnte ihn das nicht. Herausfordernd erwiderte er ihren Blick.
    »Erwartest du tatsächlich Dank dafür, dass du mich in die Welt hast setzen lassen, nur damit ich die Dämonen töte, für die du zu schwach geworden bist? Du wolltest keinen Sohn, du brauchtest eine Waffe. Ich bin jetzt hier. Bringe mir bei, was ich können muss, um die von euch erschaffenen Dämonen zu besiegen! Ich gehe zwar davon aus, dass ich nicht einmal in ihre Nähe kommen werde, aber das ist unerheblich. Ich habe es Gideon versprochen und werde es daher zumindest versuchen. Darüber hinaus erwarte besser nichts von mir!«
    Der Raum schien mittlerweile erfüllt von Raureif. Kalte Schwaden hingen in der Luft.
    Rhonan rieb sich die Arme. »Kalt hast du es hier«, ergänzte er im Plauderton.
    Palemas Augen funkelten, aber ihre Stimme war kühl und beherrscht, als sie erwiderte: »Diese Sätze wirst du noch bedauern. Ohne meine Führung wirst du kläglich versagen. Doch ich werde mich nicht aufdrängen. Ich werde einfach warten, bis du mich um Hilfe bittest.«
    Langsam wurde es wieder wärmer im Zimmer.
    Er zuckte die Achseln. »Könnte sein, dass du da sehr lange warten musst. Meine Zukunft werde ich allein meistern. Sollte sie dann nur kurz sein, ist das eben so.«
    »Wie du meinst«, spottete Palema. »Du hast ja schon so viel geleistet. Wie du dich bemüht hast, deine Familie zu rächen oder dein Volk zu retten. Dein Ruf ist wahrhaft gewaltig. Branntweinschmuggler werden dich genauso vermissen wie Talermädchen. Mit deiner Einstellung wirst du kaum etwas erreichen können, aber ich fühle mich zum Wohle der Menschen verpflichtet, erneut meine Pflicht zu erfüllen.«
    Sie erhielt keinerlei Reaktion, griff in die Luft und warf ihm einen Eisball zu, den sie plötzlich in der Hand hielt. »Hier!«
    Er fing ihn auf und sah sie verständnislos an.
    »Konzentriere dich und lass ihn brennen!«
    »Ich soll was?«
    »Dich konzentrieren! Deine Zukunft wird noch sehr viel kürzer sein, wenn dir nicht einmal das gelingt.«

    Einige Zeit später verließ er Palema, um mit Gideon und Caitlin die Mahlzeit einzunehmen.
    Der Gelehrte war begeistert von seiner Ahnfrau und erzählte, welchen Spaß sie beim gemeinsamen Übersetzen gehabt hätten. Caitlin, in einen hellgrünen Traum gewandet, hatte sich vom gestrigen Gelage erholt und aß mit großem Appetit, und Rhonan stocherte auf dem Teller herum und wusste meist nicht, worüber die beiden überhaupt sprachen.
    Er hatte dem Eisball lediglich Wasser abtrotzen können und nebenher erfahren, dass es nicht seine Mutter gewesen war, die ihm beim Gemetzel an Kinian und seinen Leuten zur Seite gestanden hatte. Einiges aus seiner Vergangenheit ergab jetzt einen Sinn, anderes blieb im Dunkeln.
    Nachdem sowohl die Priesterin als auch Gideon ihn mehrfach nach dem Grund für seine geistige Abwesenheit gefragt hatten, erzählte er ihnen, was er von Palema erfahren hatte, bat sie jedoch darum, dieses Wissen für sich zu behalten. Es müsste ja nicht jeder wissen, welch seltsamer Bastard er wäre.
    Beide versprachen Stillschweigen, widersprachen der Begründung aber vehement. Der Verianer sprach ehrfürchtig von der Wahrhaftigkeit,

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