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Dawning Sun (German Edition)

Dawning Sun (German Edition)

Titel: Dawning Sun (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sandra Gernt
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kam. Zumindest sein Herz schlug wieder im normalen Bereich und er konnte frei atmen.
„Hallo?“
Eine Stimme, die Josh kannte, aber nicht sofort zuordnen konnte. Er hielt den Kopf von der Tür abgewandt und wartete auf das Desaster, das unweigerlich folgen würde – er lag mitten im hell erleuchteten Raum, ausgeschlossen, dass man ihn übersah.
„Hal… Scheiße!“
Die Schritte näherten sich hastig. Jemand kniete neben ihm nieder, warme Hände berührten Josh an Kopf und Rücken.
„Scheiße … Hey, hörst du mich?“
Das war Tom. Thomas Schneider aus seinem Jahrgang, mit dem Josh einige Fächer zusammen hatte. Was wollte der denn hier? Tom war ein Goth, oder vielmehr ein Freak. Niemand kam mit ihm zurecht, nicht einmal die beiden anderen Gothstypen von der Schule.
Tom rüttelte sacht an Joshs Schulter. Es brachte die Panik zurück, die Angst vor Schmerz und vor Gewalt, der er nicht entkommen konnte. Stöhnend versuchte er die Hände abzuschütteln. Der Laut endete in einem kläglichen Winseln.
„Langsam, Mann … Josh? Joshua?“
Mit erbarmungsloser Kraft zwang Tom ihn, sich zu ihm umzudrehen, gleichgültig, wie jämmerlich Josh dagegen zu protestieren versuchte. „Ich will dir helfen. Ganz ruhig. Du bist nicht am Kopf verletzt, oder? Komm schon, hab keine Angst. Ich tu dir nichts, ich will nur helfen. Nur ein bisschen noch. Es geht leichter, wenn du den Arm locker lässt. Du schaffst das, spann dich nicht dagegen. Ja genau, so ist es gut. Ich pass auf, bin ganz vorsichtig. Schön langsam. Nicht erschrecken, ich muss dich an der Hüfte anfassen …“ In gleichmäßig ruhigem Ton sprach Tom unentwegt auf ihn ein, bis Josh auf dem Rücken lag. Die Kälte des gefliesten Steinbodens biss in seine Wunden. Es dauerte endlos scheinende Minuten, bis er still liegen bleiben konnte, ohne sich zu krümmen, hektisch um Atem zu ringen oder zu wimmern. Hilflos blickte Josh durch Tränenschleier in das schmale, oval geformte Gesicht, das von schwarzen langen Strähnen umrahmt wurde, während der größte Teil der übrigen Haare kurz geschoren war. Es schwebte über ihm, die restlichen Details wurden erst nach und nach erkennbar. Tom trug, so wie eigentlich immer, schwarze enganliegende Kleidung, mit Nieten besetzt. Darüber einen Ledermantel. Seine Ohrringe waren auffällig: links ein ägyptisches Ankh – das Symbol von Lebenskraft, Tod und Wiedergeburt; rechts ein riesiger Skorpion, dessen Stachelschwanz sich seitlich bis zur Ohrmuschel hochstreckte. Beide waren aus Silber geformt. Josh sah es nicht, war sich aber sicher, dass Tom seine Ringe trug, in Drachenform und Schlangen, die sich selbst in den Schwanz bissen. Im Gegensatz zu den anderen Goths, die Josh bislang begegnet waren, schminkte er sich nicht, umgab sich nicht mit Totenköpfen und schien sich von der allgemeinen Szene fernzuhalten. Gab es hier in der Stadt überhaupt eine Szene? Bis zur Kreisstadt war es nicht weit …
Blaugrüne Augen betrachteten Josh voller Sorge. Das war mehr Emotion, als Tom je zuvor öffentlich gezeigt hatte. All diese unwichtigen Details drängten sich in Joshs betäubtes Bewusstsein.
„Du siehst übel aus“, murmelte Tom, als das Schweigen zwischen ihnen anwuchs. „Hast du ein Handy? Soll ich jemanden anrufen?“ Bei diesen Worten richtete er sich etwas auf und zog seinen Mantel aus. Zudem fand er in einer Ecke das Handtuch, das er vorsichtig unter Joshs Kopf legte. Wärme umhüllte Joshs ausgekühlten Körper. Dankbar schloss er die Lider, es tat gut, nicht länger entblößt daliegen zu müssen. Alles war so irreal. Eben hatte er Handball gespielt, oder? Ihm wurde Toms Duft bewusst, eine Note, die er nicht definieren konnte. Angenehm, weich, ein bisschen kratzig. Er gefiel ihm.
Behutsam legte sich eine Hand an Joshs Wange und forderte so seine Aufmerksamkeit zurück.
„Wurdest du vergewaltigt?“
Josh dachte darüber nach, während er in diesen sanften Augen versank. Mit Verspätung wurde ihm klar, dass er reagieren sollte und schüttelte leicht den Kopf.
„Zusammengeschlagen“, krächzte er mühsam. „Gedemütigt. Ist nicht schlimm.“
Auf der Suche nach Halt tastete Josh um sich. Er wollte aufstehen. Sich anziehen. Nach Hause fliehen. Herr Schröder würde sicherlich gleich erscheinen. Der Hausmeister, der direkt gegenüber der Schule wohnte und auf die Sporthalle schauen konnte. Möglicherweise besoff er sich gerade, wie gerüchteweise behauptet wurde, aber irgendwann würde er wohl herkommen und abschließen

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