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Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Deer Lake 02 - Engel der Schuld

Titel: Deer Lake 02 - Engel der Schuld Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tami Hoag
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Ellen.
    Es hätte unsagbar schlimm sein können. Andere Fälle aus anderen Städten gingen ihr durch den Kopf, als sie ihr Büro betrat. Gräßliche Geschichten von Leichen, die man zerstückelt in Abwassergräben gekippt oder in Wäldern abgeladen hatte wie Müll, den Aasfressern vorgeworfen. Sie hatten solches Glück, daß Josh wieder da war, egal, ob er nun redete oder nicht. Nicht einmal das hartnäckige Gefühl, daß das alles ein Teil von Wrights perversem Spiel war, konnte Ellens Gefühl der Erleichterung dämpfen.
    Sie versuchte, den Lichtschalter ihres Büros mit dem Ellbogen zu drücken, verfehlte ihn und ging weiter. Sie stellte ihre Aktentasche neben ihrem Schreibtisch auf den Boden, nahm einen Schluck Kaffee und wollte dann die Tasse auf den Korkuntersetzer neben ihrer Schreibunterlage stellen. Aber die Tasse landete auf einem ordentlichen Stapel von Berichten. Sie hob sie überrascht wieder auf.
    Ellen war fanatisch, was ihren Schreibtisch anging. In ihrem ersten Jahr in Deer Lake hatte Phoebe ihr zu Weihnachten ein Schild machen lassen, auf dem stand: Personen, die Gegenst ä nde auf diesem Schreibtisch verr ü cken, werden mit der ganzen H ä rte des Gesetzes verfolgt. Es thronte auf seinem üblichen Platz an der Vorderkante der Schreibunterlage. Die Stapel waren ordentlich, aber nicht ganz so, wie sie sie hinterlassen hatte. Alle Stifte steckten in ihrem geprägten Lederbecher, aber der Becher war um zwanzig Zentimeter verrückt.
    Da muß ein Neuer beim Reinigungspersonal sein, versuchte sie es sich zu erklären, während sie die Berichte beiseite schob und den Untersetzer zutage förderte. Aber als sie ihren Mantel abstreifte und ihn an die Garderobe in der Ecke hängte, hörte sie diese rauchige, lässige Stimme in ihrem Hinterkopf – Etwas einfach vorauszusetzen kann sehr gef ä hrlich sein. Ihr Bo ß sollte
    sich mal mit jemandem ü ber Sicherheitsma ß nahmen unterhalten . . .
    Ein Schauer strich wie ein knochiger Finger über ihren Nacken.
    »Die Dinge haben eine ziemlich interessante Wende genommen, nicht wahr, Miss North?«
    Ellen wirbelte herum. Er stand an der Tür. Das Licht, das durch die Fenster hereinfiel, war grau und körnig. Es paßte zu ihm, spielte über die Kanten seines Gesichts. Er hatte sich nicht die Mühe gemacht, sich zu rasieren; genaugenommen sah er aus, als wäre er überhaupt noch nicht im Bett gewesen.
    »Wie sind Sie hier reingekommen?«
    Ein Lächeln, das perfekt zu einer teuren Nutte gepaßt hätte, aber an ihm irgendwie noch aufregender wirkte, zuckte um seine Mundwinkel. »Die Tür war offen.«
    Ellen ging in die Offensive.
    »Sehen Sie das?« fragte sie, ballte eine Hand zur Faust und hob sie demonstrativ hoch. »In dieser Gegend ist es üblich, so ein Ding hier zu machen und damit gegen die Tür oder den Türrahmen zu klopfen, bevor man das Heim oder das Büro einer anderen Person betritt. Wir nennen es anklopfen .«
    »Ich werde versuchen, es mir zu merken«, sagte Brooks und schlenderte von ihr weg.
    Er begann seinen Rundgang durch das vollgestopfte Zimmer und prägte sich die Details ein – die gerahmten Diplome, die gut gepflegte Pflanze auf der Anrichte, den kleinen CD-Spieler und den ordentlichen CD-Ständer, der zwischen den Gesetzesfolianten im Bücherregal stand. Alles ordentlich und gepflegt, wie Ellen North selbst. Jedes Haar saß, buchstäblich. Ihre Haare waren zu einem glatten, strengen Knoten geschlungen, und es juckte ihn in den Fingern, ihn zu lösen.
    »Kann ich Ihnen helfen, Mister Brooks?« Ihre Stimme troff von Sarkasmus.
    »Ich bin hier, um mir einen Termin geben zu lassen.«
    »Für solche Dinge habe ich eine Assistentin. Und bevor Sie ihren Schreibtisch passierten, sind Sie an unserer Empfangsdame vorbeigegangen, die Ihnen ebenfalls geholfen hätte. Sie hätten sich aber auch den Weg ganz sparen können – wir haben Telefone.«
    »Die sind heute ausgehängt.« Er beobachtete sie aus dem Augenwinkel, als er langsam hinter ihren Schreibtisch ging.
    Dieses Eindringen in ihr Territorium gefiel ihr offensichtlich überhaupt nicht. Sie hatte die Arme über ihrem schicken anthrazitgrauen Kostüm verschränkt, ihre Lippen waren zu einem schmalen Strich zusammengepreßt, die grauen Augen leicht zusammengekniffen. Er sah, daß sie dabei war, sich gefährlich aufzuregen, ihre Wut aber unter diesem hübschen, polierten Äußeren zurückhielt.
    »Wie ich höre, ist der Junge gestern nacht aufgetaucht.«
    »Sein Name ist Josh.«
    »Wie durch ein

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