Dein ist die Rache. McAvoys zweiter Fall: Ein Yorkshire-Krimi (Ein Aector-McAvoy-Krimi) (German Edition)
beruflich unterwegs war.
Aber schließlich begann sie, sich Sorgen zu machen, und Anrufe an sein Mobiltelefon blieben unbeantwortet.
Heute erzählte sie dem Huddersfield Examiner , dass sie erst nach seinem Verschwinden entdeckte, dass er ernsthafte finanzielle Probleme vor ihr verheimlicht hatte.
Sie sagte: »Ich wünschte, er hätte mit mir darüber gesprochen. Ich weiß, jetzt sagen alle, er hat sich etwas angetan oder ist einfach auf und davon und hat mich mit den Schulden sitzenlassen, aber ich klammere mich an die Hoffnung, dass es ihm gutgeht und er nach Hause kommt.
Unser Sohn fragt mich immer, wo sein Daddy ist. Ich brauche ihn. Es ging mir nie ums Geld. Ich wünschte, er hätte mir gesagt, wie tief wir im Schlamassel stecken. Ich weiß nicht mehr, was ich noch tun soll oder an wen ich mich wenden kann. Ich will einfach, dass er nach Hause kommt.«
Mr Brannicks Motorrad, mit dem er von zu Hause wegfuhr, ist ebenfalls verschwunden. Wer über Informationen verfügt, wendet sich bitte an die Polizei von West Yorkshire …«
McAvoy blickt auf. »Seine Leiche?«
Paula hebt gerade lange genug den Kopf, um ihn anzufunkeln, dann ist der Anflug von Trotz verflogen. Sie sieht weg. »Im Teich.«
»Sie haben ihm den Schädel eingeschlagen?«
Paula nickt.
»Für die Aufzeichnung bitte.«
»Ja.«
Einen Moment lang herrscht Stille im Raum. Dann spricht McAvoy den Namen aus, der sie hierhergeführt hat.
»Simon Appleyard.«
Paula wendet sich zu dem Anwalt im grauen Anzug, der links von ihr sitzt und nichts getan hat, als mit der Krawatte die Brille zu putzen, seit sie ihm gesagt hat, er solle den Mund halten und sie reden lassen.
»Das Magazin.«
McAvoy nickt. » The Journal. Die Annonce.«
»Sie waren beide drin. Er und sie. Der Junge, den Stephen für uns aufgetrieben hatte, und das Mädchen, das er dabeihatte. Diese Tattoos, als machten sie sich über mich lustig, genau wie in jener Nacht. In der Nacht, als sie mich dazu brachte, die Maske abzunehmen …«
McAvoy fährt sich mit der Zunge über die Zähne. »Mrs Tressider. Glauben Sie ernsthaft, dass einer der beiden, Simon Appleyard oder Suzie, je versucht hätte, Sie zu erpressen? Glauben Sie, dass sie, selbst wenn Sie die Frau des Premierministers geworden wären, irgendeine Ahnung gehabt hätten, wer Sie sind, oder versucht hätten, das zu ihrem Vorteil auszunutzen? Nicht alle Menschen sind so.«
Zum ersten Mal erwidert Paula seinen Blick. »Erzählen Sie mir nichts von den Menschen. Ich weiß, wie sie sind. Ich weiß, was unter der Haut liegt. Es ist nicht schön. Es ist niederträchtig, und es ist hungrig, und es nimmt sich, was es haben will …«
Trish Pharaoh bringt sie zum Schweigen, indem sie mit der flachen Hand auf den Tisch schlägt.
»Haben Sie Simon Appleyard getötet?«
Sie hält Pharaohs Blick stand. »Ja.«
»Und Sie sind verantwortlich für den Überfall auf Georgie-Lee Suthers? Auf den Jungen bei der Swingerparty? Wiederholte Überfälle auf Suzie Devlin?«
»Ja.«
Pharaoh stößt die Luft aus. Mustert die kräftige, derangierte Politikergattin von Kopf bis Fuß. »Es sind immer die stillen Wasser.«
Kapitel 34
Während er im strömenden Regen über den Parkplatz geht, erschöpft bis auf die Knochen, wund in der Seele, denkt McAvoy über die Begierde nach. Über das Wesen der Lust. Stellt sich Simon Appleyard vor, der nackt seine eigene Henkersschlinge bereithielt und auf den Fremden wartete, der ihn ermorden würde. Denkt über Suzie nach: die immer noch dunkle Parkplätze aufsuchte und sich für Fremde öffnete, selbst als die Verwundungen schon auf ihrer Haut brannten.
Denkt an Paula Tressider.
Sie waren sonst immer weit weggefahren, hatte sie ihm beim Verhör gesagt. Sie und Stephen. Hatten das ganze Land durchquert, um Spielgefährten zu finden. Ihrer Ansicht nach lag Huddersfield zu nah. Nur hundertzwanzig Kilometer. Zu riskant. Aber sie war erregt gewesen. Abenteuerlustig. Wagemutig. Hatte sich in die Nacht gestürzt und sich mit dem jungen Pärchen mit den Tattoos amüsiert. Und dann kam das Magazin heraus. Die Nummer, auf die sie so stolz gewesen war. Die Fotosession in ihrem schönen Haus. Das Bild von ihr und Peter. Ihre Finger ineinander verflochten. Jeder Zentimeter die Politikergattin. Und auf der letzten Seite dieses Inserat, der reinste Hohn: Haut, die sie geschmeckt und mit ihrer eigenen berührt hatte. Sie wusste nicht genau, wann sie sich zum Mord entschlossen hatte. Wusste nur, sie musste absolut
Weitere Kostenlose Bücher