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Delia, die weisse Indianerin

Delia, die weisse Indianerin

Titel: Delia, die weisse Indianerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marie Louise Fischer
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das zulasse, aber ... Na schön, ich erlaube es!“
    Delia und Katinka hüpften vor Freude in die Höhe, fassten sich an den Händen und wirbelten miteinander im Kreis herum.
    „Aber ich warne dich, Delia! Mach dich unsichtbar, wenn wir über eine Grenze kommen! ... Und schreib gleich morgen an deine Mutter, dass sie sich keine Sorgen macht!“
    „Das werde ich bestimmt“, sagte Delia. „Ach, ich bin ja so froh!“
    Aber sie war nicht nur froh, sondern auch sehr müde – so müde, dass sie ihr Stück Brot und den Napf Suppe, den ihr Tante Lisa reichte, nur mühsam hinunterbrachte.
    Kaum, dass sie sich auf einem der schmalen Betten im Wohnwagen ausgestreckt hatte, fielen ihr auch schon die Augen zu. „Lieber Vater im Himmel“, konnte sie gerade noch beten, „verzeih mir, dass ich geschwindelt habe. Bitte, bitte, sei nicht böse deswegen, aber es musste sein. Beschütze Vater und Mutter und die alte Sophie, Agathe und Anna und ...“
    Da war sie auch schon eingeschlafen. Fest und traumlos schlief sie, während die Zirkuswagen über die nächtlichen Landstraßen rumpelten.

Die nächste Woche war für Delia voller Aufregungen und Arbeit. Der Zirkus fuhr von Stadt zu Stadt. Manchmal hielt er auch bei einem großen Dorf, aber überall blieb er nur einen Tag. Jeden Abend wurde wieder abgebaut, und es ging weiter. Die Grenzen wurden immer nachts passiert, wenn Delia schlief. Das war ein Glück, denn so merkte niemand, dass sie eigentlich ein kleiner Kuckuck in der Zirkusfamilie war.
    Manchmal fanden die Vorführungen auf dem Marktplatz statt. Wenn es regnete, wurde das große Zelt aufgebaut, aber meist zeigten die Zirkusleute ihre Kunststücke unter freiem Himmel. Von Sonnenaufgang bis in die Nacht hinein war Delia auf den Beinen, wieselte überall herum und gab sich nach Kräften Mühe, sich nützlich zu machen. Auf jeden Fall gelang es Delia, ihrer Freundin Katinka die Grundbegriffe des Lesens und Schreibens beizubringen. Mehr noch, viel mehr noch lernte sie selbst in ihrer Zirkuszeit, und merkwürdigerweise war nicht Katinka, sondern der brummige Kaspar ihr Lehrmeister.
    Kaspar machte es Freude, mit seinem Können und seinen Kenntnissen vor ihr zu prahlen – seine Schwester war beim Zirkus aufgewachsen wie er selbst, ihr konnte er nicht imponieren. Aber Delia bewunderte seine Fähigkeiten ehrlich, und das schmeichelte ihm.
    Delia hatte bei Onkel Johannes reiten gelernt, bisher war sie jedoch bloß im Damensattel geritten.
    Kaspar lehrte sie nun im Herrensitz reiten, später sogar auf ungesatteltem Pferd. Immer wieder versuchte sie es ihm nachzutun, nämlich im Lauf auf das trabende Pferd zu springen und aufzusitzen. Hundertmal, wenn nicht noch öfter, fiel sie dabei auf die Nase. Aber sie gab nicht auf.
    Delia hatte nie im Leben Turnunterricht gehabt, denn so etwas hatte es in ihrer Schule nicht gegeben. Turnvater Jahn hatte zwar die deutsche Jugend zum Sport aufgerufen, hatte gepredigt, dass Leibesübungen Körper und Seele gesund hielten, aber seine Ansichten galten damals noch als übermodern, und für die feinen kleinen Mädchen kam so etwas überhaupt nicht infrage.
    Zum Glück war Delia von Natur aus gelenkig, und was ihr an Muskeln fehlte, ersetzte sie durch Mut und Geschicklichkeit. Sie hatte Freude an der körperlichen Bewegung, und das war wohl die Hauptsache.
    Kaspar konnte mehr als reiten. Wenn der Boden günstig war, stellten die Zirkusleute einen himmelhohen Mast auf. An dem kletterte Kaspar hinauf und vollführte ganz oben, während der Mast gefährlich hin und her schwankte, Schwindel erregende Kunststücke.
    Delia bestaunte ihn, und Kaspar, von ihrer Bewunderung sehr angetan, lehrte sie so einen Mast hinaufzuklettern. Erst wagte sich Delia immer nur ein Stückchen hinauf und rutschte dann wieder hinunter. Aber jeden Tag kletterte sie ein bischen höher, und zum Schluss wagte sie sich sogar bis auf die Spitze.
    „An der ist ein Zirkuskind verloren gegangen“, sagte Onkel Beppo, als sie wieder auf dem sicheren Boden stand, glühend vor Stolz und Aufregung, und das war für Delia das höchste Lob.
    Sie durfte mit Onkel Beppo, dem weißen Spitz und dem Professor als kleiner Clown in der Manege auftreten. Das machte Spaß, vor allem, weil sie nie Angst haben musste, sich zu blamieren, denn in den weiten Pluderhosen, der spitzen Mütze und dem kalkweiß geschminkten Gesicht mit dem riesigen roten Mund fühlte sie sich wie versteckt.
    Kaspar hatte ihr für diese Auftritte seine Mundharmonika

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