Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
Vom Netzwerk:
Vorhandenen nichts mehr zu sehen.
    Nun klatschte der Scheik laut in die Hände. Man brachte eine Sini. Das ist eine sehr große, mit Zeichnungen und Inschriften versehene Schüssel von fast sechs Fuß im Umfange. Sie war gefüllt mit Birgani, einem Gemenge von Reis und Hammelfleisch, welches in zerlassener Butter schwamm. Dann kam ein Warah Maschi, ein stark gewürztes Ragout aus Hammelschnitten, nachher Kabab, kleine, auf spitze Holzstäbchen gespießte Bratenstückchen, dann Kima, gekochtes Fleisch, eingelegte Granaten, Äpfel und Quitten und endlich Raha, ein Zuckerwerk von der Art, wie auch wir es in verschiedenen Sorten beim Nachtisch zu naschen pflegen.
    Endlich? O nein! Denn als ich das Mahl beendet glaubte, wurde noch das Hauptstück desselben gebracht: ein Hammel, ganz am Spieße gebraten. Ich konnte nicht mehr essen.
    »El Hamd ul illah!« rief ich daher, steckte meine Hände in den Wassertopf und trocknete sie mir an meinem Gewande ab.
    Das war das Zeichen, daß ich nicht mehr essen würde. Der Morgenländer kennt bei Tafel das sogenannte lästige »Nötigen« nicht. Wer sein »El Hamd« gesagt hat, wird nicht weiter beachtet. Das bemerkte der Engländer.
    »El Hamdillah!« rief auch er, fuhr mit der Hand in das Wasser und – betrachtete sie dann sehr verlegen.
    Der Scheik bemerkte das und hielt ihm sein Haïk entgegen.
    »Sage deinem Freunde,« meinte er zu mir, »daß er seine Hände an meinem Kleide trocknen möge. Die Engländer verstehen wohl nicht viel von Reinlichkeit, denn sie haben nicht einmal ein Gewand, an welchem sie sich abtrocknen können.«
    Ich gab Lindsay das Anerbieten des Scheik zu verstehen, und er machte hierauf den ausgiebigsten Gebrauch davon.
    Nun wurde von dem Araki gekostet, und dann ward einem jeden der Kaffee und eine Pfeife gereicht. Nun erst begann der Scheik, mich den Seinen vorzustellen:
    »Ihr Männer vom Stamme der Haddedihn el Schammar, dieser Mann ist ein großer Emir und Hadschi aus dem Lande der Uëlad German; sein Name lautet – –«
    »Hadschi Kara Ben Nemsi,« fiel ich ihm in die Rede.
    »Ja, sein Name lautet Emir Hadschi Kara Ben Nemsi; er ist der größte Krieger seines Landes und der weiseste Taleb seines Volkes. Er hat den Brunnen Zem-Zem bei sich und geht in alle Länder, um Abenteuer zu suchen. Wißt ihr nun, was er ist? Ein Dschihadist er. Laßt uns sehen, ob es ihm gefällt, mit uns gegen unsere Feinde zu ziehen!«
    Einer, welcher auszieht, um für den Glauben zu kämpfen.
    Das brachte mich in eine ganz eigentümliche, unerwartete Lage. Was sollte ich antworten? Denn eine Antwort erwarteten alle von mir, das war ihren auf mich gerichteten Blicken anzusehen. Ich entschloß mich kurz:
    »Ich kämpfe für alles Rechte und Gute gegen alles, was unrecht und falsch ist. Mein Arm gehört euch; vorher aber muß ich diesen Mann, meinen Freund, dahin bringen, wohin ihn zu geleiten ich versprochen habe.«
    »Wohin ist das?«
    »Das muß ich euch erklären. Vor mehreren tausend Jahren lebte in diesem Lande ein Volk, welches große Städte und herrliche Paläste besaß. Das Volk ist untergegangen, und seine Städte und Paläste liegen verschüttet unter der Erde. Wer in die Tiefe gräbt, der kann sehen und lernen, wie es vor Jahrtausenden gewesen ist, und dies will mein Freund thun. Er will in der Erde suchen nach alten Zeichen und Schriften, um sie zu enträtseln und zu lesen – – –«
    »Und nach Gold, um es mitzunehmen,« fiel der Scheik ein.
    »Nein,« antwortete ich. »Er ist reich; er hat Gold und Silber, so viel er braucht. Er sucht nur Schriften und Bilder; alles andere will er den Bewohnern dieses Landes lassen.«
    »Und was sollst du dabei thun?«
    »Ich soll ihn an eine Stelle führen, an der er findet, was er sucht.«
    »Dazu braucht er dich nicht, und du kannst immerhin mit uns in den Kampf ziehen. Wir selbst werden ihm genug solche Stellen zeigen. Das ganze Land ist voller Ruinen und Trümmer.«
    »Aber es kann niemand mit ihm sprechen, wenn ich nicht bei ihm bin. Ihr versteht nicht seine Sprache, und er kennt nicht die eurige.«
    »So mag er zuvor mit uns in den Kampf ziehen, und dann werden wir euch viele Orte zeigen, wo ihr Schriften und Bilder finden könnt.«
    Lindsay merkte, daß von ihm die Rede war.
    »Was sagen sie?« fragte er mich.
    »Sie fragen mich, was Ihr in diesem Lande wollt.«
    »Habt Ihr es ihnen gesagt, Sir?«
    »Ja.«
    »Daß ich Fowling-bulls ausgraben will?«
    »Ja.«
    »Nun?«
    »Sie wollen, ich soll nicht bei Euch

Weitere Kostenlose Bücher