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Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition)

Titel: Delphi Saemtliche Werke von Karl May Band II (Illustrierte) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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Thier schien sehr bald zu merken, weßhalb ich mich um das Pferd bemühte; denn nachdem Dojan mir eine Weile zugesehen hatte, richtete er sich empor und begann die betroffene Stelle an dem Kopfe seines Freundes sehr sorgsam zu belecken. Rih litt es ruhig und stieß sogar von Zeit zu Zeit ein freundliches Schnauben aus.
    So lagen wir noch eine lange Zeit, bis ich es für gerathen hielt, diesen Ort zu verlassen. Es war jedenfalls das Beste, den Fuß jenes Berges aufzusuchen, von welchem der Köhler gesprochen hatte. Ich setzte mich also wieder auf und ritt diesem nahen Ziele entgegen.
    Die Seiten dieses Berges waren mit dichtem Walde bedeckt, und nur tief unten im Thale, durch welches uns jedenfalls unser Weg geführt hätte, war Raum zur freien Bewegung vorhanden. Dort erblickte ich eine weit vorstehende Waldesecke, von welcher aus man jeden Ankommenden bemerken konnte; ich hielt auf sie zu. Als ich sie erreichte, stieg ich ab, zunächst besorgt, für das Pferd ein sicheres Versteck zu suchen. Kaum aber war ich einige Schritte in den Forst eingedrungen, so gab mir Dojan das bekannte Zeichen, daß er etwas Auffälliges wittere. Die Sache war mir zu bedenklich, als daß ich ihn sich selbst überlassen mochte. Ich nahm ihn also an die Leine, band das Pferd an einen Baum und folgte ihm, mit dem schußfertigen Stutzen in der Hand.
    Ich schritt dem Hunde zu langsam vorwärts. Er zog so stark an der Schnur, daß sie zu zerreißen drohte; dann gab er zwischen zwei hohen Pinien Laut. Dort standen mehrere Farrn bei einander, und als ich die Wedel derselben mit dem Stutzen aus einander stieß, gewahrte ich, daß ein Loch, welches zwei Fuß im Durchmesser haben mochte, hier schräg in die Erde führte.
    War ein Thier darin? Wohl nicht. Aber als ich mit dem Stutzen hineinstieß, fühlte ich doch, daß irgend ein Körper darin vorhanden sei, und dieser konnte nichts Feindliches sein, wie ich an dem Gebahren des Hundes bemerkte. Ich bedeutete ihm, hineinzugehen; aber er that es nicht, sondern wedelte mit dem Schwanze und warf einen freundlichen, erwartungsvollen Blick in das Loch.
    Da entschloß ich mich, hineinzugreifen. Ich that es und erfaßte – einen stark behaarten, zottigen Kopf. Ah, nun war das Räthsel gelöst! Es war der Hund des Köhlers, welcher da drinnen stack. Das Thier war entflohen, als es die Schüsse hörte, und von seiner Angst zufällig hierher geführt worden.
    »Eisa!« rief ich.
    Ich hatte nämlich beobachtet, daß der Köhler seinen Hund bei diesem Namen rief. Es blieb still in dem Loch; aber als ich den Ruf wiederholte, begann es sich zu regen. Ich schob die Farrnwedel bei Seite, und was erblickte ich? Zunächst vernahm ich ein sehr vergnügtes Brummen im großen C oder Contra-A; dann erschien ein wirres Haargestrüpp, zwischen dem nur eine breite Nase und zwei Äuglein zu erkennen waren; hierauf kamen zwei Hände, die mit breiten Krallen versehen waren, und sodann ein zerlöcherter Sack, zwei schmierige Lederfutterale, parallel mit einander, und endlich an jedem der Futterale einer der bekannten Koloß-von-Rhodus-Stiefel – Allo stand vor mir, wie er leibte und lebte.
    Es war ein freudiger Schreck, welcher mich bei seinem Anblick ergriff; denn wenn dieser Mann sich gerettet hatte, so konnte es auch den Andern gelungen sein, zu entkommen.
    »Allo, Du hier?« rief ich.
    »Ja,« antwortete er ebenso einfach wie richtig.
    »Wo ist Dein Hund?«
    »Zertreten, Chodih!« sagte er mit einem starken Anflug von Trauer in seinem Tone.
    »Wie bist Du entkommen?«
    »Als Alle hinter Dir herritten, sah Niemand auf uns, und ich sprang in die Büsche. Ich kam dann hierher, weil ich Dir gesagt hatte, daß wir hier vorüber müßten. Ich dachte, daß Du kommen würdest, wenn die Bebbeh Dich nicht fänden.«
    »Wer ist noch entkommen?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Wir müssen hier warten, ob sich noch Einer zu uns finden wird. Suche mir ein Versteck für mein Pferd.«
    »Ich weiß ein sehr gutes, Chodih.«
    »Ah! Du bist hier bereits bekannt?«
    »Ich habe auch hier schon Kohlen gebrannt. Folge mir mit dem Pferde!«
    Er führte mich eine Strecke von vielleicht einer Viertelstunde aufwärts. Dort fand sich eine Felsenwand, die dicht und vollständig mit langen Brombeerranken bewachsen war. Er schob an einer Stelle die Ranken auseinander, und es war eine sehr beträchtliche, spaltenähnliche Vertiefung zu sehen, in welcher ein Pferd ganz gut Platz haben konnte.
    »Hier wohnte ich,« erklärte er mir. »Binde das Pferd da

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