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Den du nicht siehst

Den du nicht siehst

Titel: Den du nicht siehst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mari Jungstedt
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die Schafe auf Gotland schwarz und fast alle Kühe weiß waren. Auf dem Festland war es genau umgekehrt. Weiße Schafe und schwarze oder braune Kühe.
    Sie kamen am Schießgelände und der Kirche von Tofta mit ihrem holzverkleideten Turm vorbei, verlangsamten in der Ortschaft Västergarn ihr Tempo und passierten schließlich den größeren Ort Klintehamn.
    Nach einigen Kilometern hatten sie Fröjel erreicht. Von hier aus konnten sie das Meer sehen. Braune Reitpferde weideten auf einer Koppel. Die Kornfelder wogten noch in Grüntönen. Unten bei einem am Meer gelegenen Wäldchen sahen sie Streifenwagen und Absperrbänder. Sie hielten neben den anderen Autos.
    Knutas war in ein Gespräch mit einer Kollegin vertieft. Er schaute auf, als die Presseleute sich näherten. Sie könnten in einer Viertelstunde ein Interview haben, wenn sie den abgesperrten Bereich nicht beträten, erklärte er.
     
    Ein mehrere hundert Quadratmeter großer Bereich war abgesperrt. Johan schaute zum Wald, zu den Dünen und dem Meer hinüber. In dieser Naturidylle war also ein bestialischer Mord geschehen. Er fragte sich, ob die Ermordete noch Zeit gehabt hatte zu begreifen, was ihr angetan wurde.
    Sie wanderten zum Strand hinunter. Hinter der Absperrung starrten zwei Polizisten den Boden an. Hin und wieder hoben sie etwas auf und verstauten es in einer Plastiktüte.
    War es der Lebensgefährte, der ihr gefolgt war, um sie brutal zu ermorden?, überlegte Johan. Er war schließlich festgenommen worden. Aber Johans Erfahrung hatte gezeigt, dass oft aus überaus vagen Gründen Haftbefehl erlassen wurde.
    »He, Johan, weg da!«, rief Peter, versteckt hinter seiner Kamera, den Blick durch die Linse gerichtet.
    Die große Fernsehkamera war auf einem Stativ montiert, und Johan stand der geplanten Panoramaaufnahme vom Strand im Weg.
    Es war elf Uhr. Der Redakteur der Mittagsnachrichten wusste bereits, dass er sich mit dem Morgenmaterial begnügen musste, darum brauchten sie sich also keine Sorgen zu machen.
    »Ich schlage vor, wir nutzen die Zeit und schauen mal bei der Schwester von diesem Opa vorbei, der die Leiche gefunden hat«, sagte Johan, als sie wieder ins Auto stiegen. »Sie wohnt hier in der Nähe. Vielleicht kriegen wir ja ein Interview von ihr.«
    »Okay«, sagte Peter.
     
    Svea Johansson öffnete nach viermaligem Klopfen. Der Duft frisch gebackener Rosinenbrötchen strömte ihnen entgegen.
    »Ach? Und wer sind Sie?«, fragte sie direkt in ihrem gotländischen Singsang und schaute zu ihnen hoch.
    Johan hatte noch nie eine so kleine Frau gesehen. Ihr weißes Haar war im Nacken zu einem Knoten zusammengesteckt. Ihr Gesicht hatte eine frische Farbe und war von vielen kleinen Fältchen durchzogen. Sie trug eine gestreifte Kattunschürze und hatte Mehl auf der Nasenspitze. Sie kann höchstens einen Meter vierzig groß sein, dachte Johan fasziniert und stellte sich und Peter vor.
    »Ja, dann kommen Sie mal rein«, sagte Svea und ließ sie in die enge, dunkle Diele. »Ich backe gerade, Sie müssen sich also in die Küche setzen.«
    Sie nahmen auf der Küchenbank Platz, und gleich darauf standen zwei Kaffeetassen auf dem Tisch.
    »Einen Schluck Kaffee wollen Sie doch sicher«, murmelte die alte Frau, ohne die Antwort abzuwarten. »Jetzt, wo Sie schon Glück haben und das erste Blech gleich fertig ist.«
    »Ja, das wäre schön«, sagten die jungen Männer wie aus einem Munde.
    Johan schaute auf den Hofplatz hinaus, ihm wurde klar, dass dieser Besuch seine Zeit dauern würde. Er fragte Svea Johansson, ob sie etwas dagegen habe, wenn die Kamera während ihres Gesprächs liefe.
    »Wir wüssten gern, ob Sie uns erzählen können, wie Ihr Bruder die Tote gefunden hat«, fragte Johan.
    »Sicher kann ich das«, antwortete die alte Frau und zog gleichzeitig ein Blech mit frischen Brötchen aus dem Ofen. »Er war einfach außer sich, der Arme. Er ist noch immer im Krankenhaus. Sie wollen ihn noch etwas dort behalten. Ich habe heute Morgen mit ihm gesprochen, da hörte er sich schon ganz munter an.«
    »Wie hat er sie denn gefunden?«
    »Ja, wir waren zu einem Spaziergang verabredet. Das machen wir immer, jeden Tag. Aber gestern konnte ich nicht, nein, ich hatte Halsschmerzen und einen schrecklichen Husten. Heute geht es mir schon viel besser«, teilte sie mit und kniff sich in ihren runzligen Hals.
    »Na ja, er kam wie immer gegen elf. Wir haben ein bisschen gegessen, das machen wir immer so. Dann ist er allein losgezogen. Und schon bald war er wieder da und

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