Denken hilft - frische Ideen für Gedächtnis und Kreativität
aufgesetztes Gesicht ginge schlieÃlich auf Kosten der Authentizität. Naja. Sie haben die Wahl. Entweder kurz mal pokern und die eigene Stimmung aus dem Keller tricksen, oder dem miesen Gefühl ganz authentisch freien Lauf lassen. Das allerdings macht Sie nicht gerade souveräner. Dieselbe Diskussion wird beim Thema Freundlichkeit und gute Laune geführt. Soll man sich ein falsches Lächeln aufsetzen und sich zur Freundlichkeit zwingen? Bitte, bitte, ja! Denn das falsche Lächeln weicht schneller dem echten, als die vermuten, die es nie ausprobiert haben. Und im Zweifel ist mir ein falsches Lächeln immer noch lieber als ein echter Kotzbrocken.
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Ein souveränes Gesicht im Gepäck und der Mut, einfach draufloszureden: Das ist es! Das ist die Wirkstoffkombination, mit der Sie auch unheilvolle Situationen überstehen. Zum Beispiel, wenn Sie in einer Prüfung keinen blassen Schimmer haben. Oder wenn Sie für einen kranken Kollegen spontan die Präsentation übernehmen müssen. Oder wenn der Schaffner nach Ihrem Ticket fragt. Bevor irgendwelche Zweifel aufkommen, immer an Heinrich von Kleist denken. Der schreibt: »Ich glaube, dass mancher groÃe Redner in dem Augenblick, da er den Mund aufmachte, noch nicht wusste, was er sagen würde. Aber die Ãberzeugung, dass er die ihm nötige Gedankenfülle schon aus den Umständen und der daraus resultierenden Erregung seines Gemüts schöpfen würde, machte ihn dreist genug, den Anfang, auf gutes Glück hin, zu setzen.« Das Zitat bitte noch einmal lesen. Kleist schreibt verschachtelt, aber nicht von Pappe!
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Hätte es vor 200 Jahren schon Fernsehen gegeben, wahrscheinlich hätte Heinrich von Kleist die TV-Show »Genial daneben«
erfunden. Auch in dieser Sendung wissen die Gäste selten, was sie sagen werden, bevor sie den Mund aufmachen. Sie reden trotzdem drauflos, mit lustig erregten Gemütern. Ob das Ergebnis eine Gedankenfülle im Sinne von Kleist ist, darüber kann man sicher streiten. Eines aber kann man von Hugo Egon und seinen komischen Kollegen lernen: Lieber eine Antwort geben, die genial danebenliegt, als gar keine.
Wortspiele â im wahrsten Sinne
Der Wortschatz ist ein tolles Spielzeug, alle haben ihn immer bei sich. Warum spielen Sie nicht einfach mal drauflos?
Wenn man schon einen Golf GTI mit 250 PS fährt, dann ist es doch schade, nur 25 PS davon auf die StraÃe zu bringen. Der groÃe Duden in zehn Bänden hat mehr als 200.000 Stichwörter unter der Haube, davon benutzen wir die wenigsten: Der gebräuchliche Wortschatz umfasst etwa 70.000 Wörter, der aktive Wortschatz liegt zwischen 12.000 und 16.000 Wörtern, und mit einem Grundwortschatz von ungefähr 1000 Wörtern kann man sich im Alltag schon ganz gut durchschlagen. In bestimmten Stadtteilen Berlins reicht dazu sogar eine zweistellige Anzahl Wörter. Hier sprechen die PS eine eigene Sprache.
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Auch beim Schreiben machen sich wenige Wörter besonders breit. Wenn man schriftliche Publikationen statistisch untersucht, stellt sich heraus: Von den über 200.000 Wörtern des groÃen Dudens sind es nur etwa 200, die die Hälfte der gesamten Textmenge ausmachen. Und nur etwa 30 von diesen 200 Wörtern füllen bereits etwa 30 Prozent der Textmenge. Diese 30 häufigsten aller Wörter sind: die, der, und, in, zu, den, das, nicht, von, sie, ist, des, sich, mit, dem, dass, er, es, ein, ich, auf,
so, eine, auch, als, an, nach, wie, im, für. Was wäre, wenn wir alle anderen Wörter einfach mal weglassen? Wie weit käme man als Autor? Ich habe es ausprobiert und eine Geschichte geschrieben, die exakt aus den 30 häufigsten Wörtern besteht. Meine 30-Wörter-Geschichte ist eine dramatische Lovestory, die im Hochadel spielt, von Betrug und Trennung handelt und leider ohne Happy End auskommen muss. Dafür reichten die Wörter nicht ganz aus. Aber lesen Sie selbst:
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Der kurze Roman der 30 häufigsten Wörter
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»Als ich ein von und zu. Für im er, eine sie. Dass in des, nach dem die es sich, auch mit an der den. So nicht. Auf!«
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Mich würde natürlich brennend interessieren, welche lustige 30-Wort-Geschichte Ihnen mit den Top-30-Wörtern einfällt. Ich freue mich über Ihren Vorschlag!
Jetzt geht es in die Vollen. Versuchen wir mal, unseren Wortschatz in aller Breite auszuschöpfen: zum Beispiel mit dem Kategorien-Spiel. Das
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