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Depeche Mode

Depeche Mode

Titel: Depeche Mode Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Serhij Zhadan
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aufmachten, zwischen den Stuhlreihen die leeren Wodkaflaschen und zerknitterten Kalender mit dem amerikanischen Arschgesicht Hochwürdens aufzusammeln – selbst da konnten sie nicht aufhören. Wie sie spielten! Wie junge Götter! Das heißt: fast ohne Patzer.

Prolog Nr. 3
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    Meine Freunde wollen ernst genommen werden. Reagieren empfindlich auf den Ton, in dem man mit ihnen redet, legen Wert darauf, worüber man spricht und wie man sie dabei anschaut, sie versuchen, im Gespräch herauszufinden, was man von ihnen denkt, dauernd machen sie Ärger, es ist schwer, sich mit ihnen zu unterhalten, Fremde machen sie nervös, in regelmäßigen Abständen werden sie irgendwo rausgeworfen, würde einer von ihnen mit dem Flugzeug fliegen, dann würde man ihn auch aus dem Flugzeug werfen, logo. Ich selbst hatte früher kein Problem damit, aber in letzter Zeit kann ich das auch nicht mehr ab – vertrag es einfach nicht, wenn jemand meinen Namen nicht weiß, also wir reden und reden, und plötzlich stellt sich raus, keiner weiß, wie ich heiße, um mich rum nur Hohlroller; oder ich kann es nicht ausstehen, wenn einer ein verfucktes Gesicht hat, also natürlich nicht irgendwelche einäugigen Zyklopen, okay, aber wenn jemand nach dem Rasieren Schnitte im Gesicht hat oder Blut auf den Lippen oder so was – ich mag das nicht, finde es respektlos – mit so widerlichem Scheiß im Gesicht rumzulaufen, bleib doch daheim, wenn du dich nicht rasieren kannst, ab vor die Glotze, oder tu was Nützliches, aber nein – er verkackt sich die Fratze mit der Klinge, fällt dich auf der Straße an, kotzt sich aus und weiß dabei nicht mal mehr, wie du heißt. Make-up mag ich auch nicht, ekliges Zeug, Make-up, aggressiv, riecht schlecht, Parfüm kann ich nicht ausstehen, trinken, okay, aber sonst – keine Böcke; Ringe, Ohrstecker, Badges – alles respektlos, finde ich zumindest. Früher hat mir so was nichts ausgemacht, überhaupt habe ich früher viele Dinge einfach nicht bemerkt, das Leben ist schon komisch – je näher du dem Äquator kommst, desto mehr Scheiße schwimmt um dich rum, schwimmt und geht nicht unter, aber andererseits ist es so irgendwie auch interessanter.
    Ich habe viele Freunde, eigentlich kein Freundeskreis, eher ein freundschaftliches Kollektiv von Simulanten, die gemeinschaftlich Werber und Arbeitgeber verarschen, wir wohnen in ein paar benachbarten Zimmern auf derselben Etage, schlafen, wie es gerade kommt, ich kenne nicht mal alle, mein richtiger Freund ist eigentlich nur Wasja Kommunist, die anderen – mehr oder weniger zufällige Leute, obwohl, auch sie sind unsere Freunde, tauchen auf und verschwinden wieder, manchmal kommen mehr als ein Dutzend auf unserer Etage zusammen, manchmal treib ich mich ein paar Tage allein im Flur rum, klettere raus aufs Dach und schau mir die Gegend an. Wir sind alle um die achtzehn, neunzehn Jahre alt, die meisten meiner Freunde sind schon von der Uni geflogen und jetzt arbeitslos, oder sie machen sinnloses Zeug, zum Beispiel Dog Pawlow – hab noch nie verstanden, was der eigentlich macht. Dog Pawlows Eltern sind Juden, aber auf sich selbst bezieht er das nicht, sagt, daß Eltern Eltern sind und er – er, außerdem sagt Dog Pawlow, daß er ein Rechter ist. Also lebt er natürlich nicht bei seinen Eltern, sagt, daß er nicht mit Juden zusammenleben kann, treibt sich bei Bekannten rum, manchmal hängt er ein oder zwei Wochen bei uns ab, außerdem hat er eine Oma, offensichtlich keine Jüdin, denn bei ihr übernachtet er manchmal. Von Zeit zu Zeit klaut er seiner Oma aus dem Buffet irgendwelches antikes Porzellan und verscherbelt es auf dem Flohmarkt, für das Geld kauft er in den Apothekenhäuschen rund um den Markt Tabletten und kommt zu uns. Dann gehen wir für ein paar Tage überhaupt nicht aus dem Zimmer, höchstens um zu pissen oder zu kotzen, aber kotzen kann man im Zimmer. Pissen im Prinzip auch. Ich mag Dog Pawlow, trotz seines Antisemitismus, juckt mich ja nicht.
    Dog arbeitet aus Prinzip nicht, findet Arbeit Scheiße, sagt »ich finde es beschissen, für die auch noch zu arbeiten«, überhaupt findet er, daß in unserer Republik ein Umsturz stattgefunden hat und Juden an die Macht gekommen sind, Saujuden – sagt er – überall Saujuden; ich finde eigentlich, daß er so nicht reden sollte, aber arbeiten will ich auch nicht. Kürzlich haben unsere Freunde – die Werbeleute Wowa und Wolodja – Dog bei sich in der Zeitung angestellt, als Kurier in der Werbeabteilung, Dog

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