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der Agentenschreck

der Agentenschreck

Titel: der Agentenschreck Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dorothy Gilman
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redet sie mir zu, in die Türkei zu fahren —«
    Carstairs lachte schallend. »In die Türkei!«
    »Ja«, nickte Mrs. Pollifax. »Und ich darf mit keiner Silbe verraten, daß ich die Türkei sicher besser kenne als sie. Von Albanien ganz zu schweigen. Bestimmt war außer mir noch
    niemand aus ganz New Brunswick in Albanien. Aber ich schweige wie ein Grab.«
    Unvermittelt fragte sie: »Warum erst in zehn Tagen? Warum nicht früher?«
    »Weil alles streng offiziell zugeht. Sie brauchen ein Visum und Briefe an die
    Balkantouristbüros, in denen genau steht, was Sie während Ihres fünf-oder sechstägigen Aufenthalts in Sofia besichtigen möchten.«
    »Balkantourist?«
    »Das einzige Reisebüro Bulgariens, und das wird vom Staat verwaltet. Es ist der Staat.
    Balkantourist wird Ihre Tageseinteilung planen, sämtliche Vorbereitungen treffen und Sie wohlwollend im Auge behalten.«
    »Das finde ich äußerst freundlich.«
    »Aber vergessen Sie nicht, daß es eine staatliche Institution ist, die über Ihnen wacht.
    Balkantourist wird Ihr größter Hemmschuh werden. Wir müssen uns unbedingt etwas
    einfallen lassen, um das Interesse dieser Leute an Ihnen abzuschwächen.
    Zum Glück ist jetzt Reisezeit. Allzu viele englisch sprechende Fremdenführer gibt es nicht.
    Hoffen und beten wir also, daß man keinen ganztägigen Führer für Sie frei hat. Die
    Bevölkerung selbst ist freundlich, zuvorkommend und politisch desinteressiert. Aber von der Regierung läßt sich das nicht behaupten, Mrs. Pollifax.«
    »Ich will's mir merken.«
    »Und nun zu den Pässen.«
    »Ach ja.« Mrs. Pollifax beugte sich interessiert vor.
    »Ich hatte immer den Eindruck, daß Sie Ihre Hüte nie abnehmen. Höchstens im Bett. Also
    werden wir die Pässe in Ihrem Hut verstecken.«
    »Ein guter Einfall«, sagte sie beeindruckt.
    »Natürlich wird es sich um einen ganz besonderen Hut handeln«, fuhr er fort. »Ein
    Konfektionserzeugnis mit einem falschen Kopf. Zwei Köpfe, genau betrachtet. Das habe ich bereits veranlaßt. Ein gewisser Osmonde wird wegen der Fasson bei Ihnen vorsprechen.
    Paßt Ihnen Donnerstag vormittag um zehn?«
    »Ausgezeichnet.«
    »Gut... Haben wir alle wichtigen Punkte geklärt, Bishop?«
    Bishop überflog seine Notizen, die neben seiner Kaffeetasse lagen. »Alles, bis auf das
    Wichtigste. Den Schneider.«
    Carstairs nickte und zog den Zettel Shipkovs heraus. »Hier ist es. Das Original. Schreiben Sie es gleich ab.«
    Mrs. Pollifax betrachtete das verknitterte Papier, das Shipkov in den Straßen Sofias in die Hand gedrückt worden war. Sie las: Durov, Schneider. Vasil-Levski-Straße 9 Braune
    Lammfelljacke. Maße: Länge 100, Rückenbreite 70. Keine Knöpfe. Name und Hotel nennen.
    Tsanko nimmt Verbindung mit Ihnen auf.
    Am untersten Rand standen die beinahe unleserlichen Worte: Wir erbitten Hilfe. Diese mit Bleistift geschriebene Nachricht auf einem zerknüllten Papierfetzen hatte etwas ungemein Flehendes an sich. Über Tausende Meilen hinweg fühlte sie in ihrem bequemen
    Wohnzimmer die Not.
    »Wie viele Pässe schicken Sie ihnen?«
    »Acht, hoffen wir. Auch das kostet Zeit, denn es dürfen nicht ausschließlich amerikanische Pässe sein. Also werden sie vermutlich gefälscht sein. Musterhaft natürlich«, lächelte er.
    »Ist Tsanko in Bulgarien ein Vorname oder ein Familienname?«
    »Vorname, glaube ich. Habe ich recht, Bishop?«
    Bishop nickte.
    »Natürlich muß man auch mit der Möglichkeit rechnen...«
    Carstairs zauderte. »Kurzum, vielleicht ist diese Nachricht nicht echt, Mrs. Pollifax.
    Vergessen Sie das nie. Sollten Sie in eine brenzlige Situation geraten, dann reisen Sie schleunigst ab.«
    »Gut.« Sie schrieb sich die Zeilen ab. Ohne aufzublicken sagte sie: »Ich gehe also in dieses Geschäft und bestelle eine Jacke. Dann warte ich, daß jemand mit mir Verbindung
    aufnimmt. Verlange ich irgend etwas von diesem Tsanko, wenn ich ihm die Pässe gebe?«
    Carstairs runzelte die Stirn. »Es ist keine Gegenleistung vorgesehen und er hätte auch allen Grund, beleidigt zu sein, wenn wir sie verlangten. Sollte sich allerdings die Gelegenheit ergeben — was ich ganz Ihnen überlassen muß —, dann würden wir gern Näheres über
    einen gewissen General Ignatov erfahren.
    Wie lautet sein vollständiger Name, Bishop?«
    »General Dimiter Kosta Ignatov«, antwortete Bishop wie aus der Pistole geschossen.
    »Höchstwahrscheinlich weiß dieser Tsanko gar nichts. Die bulgarische Presse unterliegt
    einer scharfen staatlichen Zensur,

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