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Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Der Angeklagte: Thriller (German Edition)

Titel: Der Angeklagte: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: John Lescroart
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Künstlers. Was immer Glitsky sonst von Durbin halten mochte: Seine Gemälde hatten unbestreitbar Ausdruckskraft und Substanz.
    Glitsky stand noch immer gebannt am Eingang, als sich Durbin neben ihn stellte. Als Glitsky zu ihm hinüberschaute, war er nicht überrascht, erste Spuren von Tränen in seinen Augen zu sehen.
    »Und Sie glauben, Ro steckt dahinter?«, fragte Glitsky.
    »Ich bin mir absolut sicher.«
    »Woher wusste er, dass die Bilder überhaupt existierten?«
    »Marrenas. Sie schrieb über meine fantasielosen, amateurhaften, lächerlichen Sachen, als Sie uns damals beide fertigzumachen versuchte. Dieser Raum war immer mein Atelier, ich habe keine Anstrengungen unternommen, das geheim zu halten. Warum sollte ich? Wen hätte das interessieren sollen?«
    Glitsky musste wieder auf eines der Bilder schauen, das auf dem Fußboden stand. Es war das Porträt einer Frau, die den Rahmen fast ohne Hintergrund füllte. Sie hatte ihren Kopf zum Maler gedreht, ihre wundervollen Augen schienen ein Geheimnis zu hüten, ihre Haut war zum Anfassen nah. Obwohl ein Hieb ihr Gesicht aufgeschlitzt hatte, war sie faszinierend, vor allem in dieser Pose. Und das, obwohl das Gemälde noch nicht mal fertiggestellt war. »Ist das Liza Sato?«, fragte er.
    »Ja. Oder: war es mal.«
    »Ist sie hierhergekommen und hat Ihnen Modell gestanden?«
    »Nein, natürlich nicht. Die Leute haben einfach nicht die Zeit, um Modell zu stehen. Und ich hätte dafür auch nicht die Muße. Normalerweise nehme ich ein Foto als Vorlage.« Er starrte auf das Bild. »Sie ist wunderschön, nicht?«
    Glitsky nickte. »In der Tat. Hat Ihre Frau das je gesehen?«
    Durbin schüttelte den Kopf. »Ich kann es Ihnen nur noch mal sagen, Kommissar: Ich habe Janice nicht umgebracht. Und meine Bilder habe ich auch nicht aufgeschlitzt. Das hier ist das Resultat von zehn Jahren Arbeit.«
    Was sicher der Wahrheit entsprach, aber Glitsky war nicht entgangen, dass er die Frage nicht beantwortet hatte. »Hat Ihre Frau das je gesehen?«, fragte er noch mal.
    Resigniert zuckte er mit den Schultern. »Keine Ahnung. Sie war nicht gerade der größte Fan meiner Kunst, Lieutenant, und ich kann es ihr nicht mal übel nehmen. Ich konnte die Dinger nicht verkaufen, als wir das Geld dringend gebraucht hätten.«
    »Ich hätte vermutet, dass sie sich gut verkaufen.«
    »Danke für die Blumen, aber Sie kennen den Markt nicht, Sie wissen nicht, wie es dort zugeht. Bei Fotorealismus ist die Konkurrenz unter den Künstlern geradezu brutal, aber Fotorealismus ist nun mal genau das, was ich mache – und immer geliebt habe. Dummerweise kann man seine Rechnungen davon nicht bezahlen. Und nur darum geht es, wenn man Frau und Kinder hat. Traurig, aber wahr. Ich habe seit Jahren nicht mal mehr versucht, eins zu verkaufen.« Er ließ noch mal den Blick über seine Werke schweifen. »Was aber nicht bedeutet, dass es mir nicht das Herz bricht – und dass es eine schlimmere Erfahrung ist als fast alles, was ich mir vorstellen kann.«
    Glitsky konnte Durbins Gefühle nur allzu gut nachvollziehen: Die sinnlose Zerstörung, diese Demonstration unmenschlicher Barbarei, hatte selbst bei ihm ein flaues Gefühl im Magen ausgelöst. Aber gleichzeitig konnte er den Gedanken nicht verdrängen, dass Durbin selbst seine Werke zerstört haben könnte, um Ro Curtlee weiterhin als Mörder seiner Frau im Gespräch zu halten. Der Zeitpunkt war suspekt – Ro hatte schließlich gerade ein Alibi für die Tatzeit vorgelegt –, aber auch die Tatsache, dass es Michael Durbin selbst war, der die Verwüstung entdeckt hatte.
    Was zu Glitskys nächster Frage führte: »Wann haben Sie das alles entdeckt?«
    »Kurz bevor ich Sie angerufen habe.«
    »Ihnen fiel also zufällig ein, dass Ihre Gemälde noch hier rumstanden.«
    »Sicher nicht, Kommissar. Natürlich wusste ich, dass sie sich hier befanden. Ich wusste, dass das Feuer nicht auf die Garage übergegriffen hatte, also gab es auch keinen Grund, mich von ihrem Zustand zu überzeugen.«
    »Dann kamen Sie heute also, um zu malen?«
    »Spielt das wirklich eine Rolle, warum ich kam? Meine Frau ist tot. Meine Kinder sind am Boden zerstört. Mein bisheriges Leben ist ausgelöscht. Und nach dem, was Marrenas heute Morgen geschrieben hat – und die gleiche Erfahrung werden Sie ja sicher auch gemacht haben –, ist nun auch die Atmosphäre an meinem Arbeitsplatz so vergiftet, dass ich es dort nicht aushalte. Obendrein muss wohl einer meiner Leute ihr was erzählt haben

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