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0807 - Das Gespenst von Angus Castle

0807 - Das Gespenst von Angus Castle

Titel: 0807 - Das Gespenst von Angus Castle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Das Schloß war nicht einmal groß und erinnerte mehr an ein Jagdschlösschen. Ein Kokon von Spinnweben schien es umwickelt zu haben.
    Angus Castle hieß das Schloß, mehr wußte ich noch nicht darüber.
    Dabei war ich nach Schottland gekommen, um mich mit diesem Schloß zu beschäftigen, und ich war nicht irgendeinem Anruf gefolgt, sondern dem meines Vaters. Er hatte mich herbestellt, ohne sich jedoch zu zeigen. Ich wußte nicht einmal, ob er in der Nähe wartete. Wenn ja, dann hielt er sich gut versteckt.
    Obwohl ich den Bau noch nicht von innen gesehen hatte, gab er mir bereits jetzt Rätsel auf. Ich wußte instinktiv, daß ich mich damit noch näher zu befassen hatte. Sicherlich würde ich noch Überraschungen erleben.
    Natürlich hatte ich meinen Vater gefragt, um was es ging, denn grundlos rief er nicht an. Er hatte nur ausweichend geantwortet und mir erklärt, daß ein Treffen wichtig wäre.
    Nun ja, ich würde schon sehen.
    Meinen Wagen hatte ich auf dem unbefestigten Weg stehen lassen, der in der Nähe dieses Gebäudes auslief. Von der langen Reise war ich ziemlich müde, obwohl ich einmal unterwegs in einem Hotel übernachtet hatte.
    In dieser Höhe wehte ein angenehm frischer Wind, der kühl über mein Gesicht strich. Er brachte den Geruch der frischen Natur mit.
    Es roch nach Gras, nach Blumen und irgendwo auch nach Weite und Fernweh. Da ich mich sehr hoch befand, wirkte das Land ziemlich flach. Weite Ebenen, die Hochmoore, dazwischen Gürtel aus Gestrüpp, kaum Wald, dafür Wasser. Zahlreiche kleine Seen zeichneten die Umgebung. Ihre dunkle Füllung sah aus wie verschieden große Augen. Das Wasser war nicht klar, aber auch nicht schmutzig, nur düster wie alle Gewässer hier. In einem satten Grün schimmerte es, und manchmal wischten die Farben auch ineinander.
    Es war eine Umgebung von herber Schönheit. Nicht verspielt oder nett, sondern ziemlich rau, denn im Herbst und Winter tobten Stürme über das Land. Sie würden um die Mauern des Schlosses heulen, an den Dächern zerren und die runden Türme zum Jammern bringen. Es waren viele Fenster vorhanden. Ich wußte nicht, ob dahinter Menschen lebten, ich sah keinen Schatten, der sich bewegte, nicht einmal Scheiben fielen mir auf. Angus Castle war verlassen worden.
    Aber wo steckte mein Vater? Ich hatte den Wagen etwa vor zehn Minuten verlassen und war in seiner Nähe stehen geblieben. Wenn er sich irgendwo in der nahen Umgebung aufhielt, hätte er mich sehen müssen, doch er zeigte sich nicht. Er blieb verschwunden.
    Ich schaute zum Himmel. Auch er konnte mir keine Antwort geben. Die weißen Wolken lagen auf der blauen Fläche wie gezeichnet.
    Sie wirkten so hoch und fern. Man konnte sich kaum vorstellen, daß diese Gegend auch bald im Nebel versank. Dieser Flecken Erde gehörte noch zu denen, die nicht vom Tourismus eingenommen worden waren.
    Da hörte ich das Singen! Es war keine menschliche Stimme, die sich durch ein Lied gemeldet hatte, es war ein Geräusch, das ich eben als singend ansah. In meinem Rücken war es aufgeklungen, und ich drehte mich um.
    Nichts war zu sehen – oder doch? In der Luft schien ein Flimmern zu hängen, ein zitternder Schein, der nicht verschwinden wollte. Er war einfach da, und ich schaute gebannt gegen einen künstlichen Regenbogen, der allerdings nicht aus den Spektralfarben bestand, sondern nur aus einer hauchzarten. Einer Mischung aus Gold und Silber.
    Dann war der eigenartige Regenbogen weg.
    Ich schluckte, zwinkerte mit den Augen, räusperte mich und überlegte, ob ich mich geirrt haben konnte.
    Vielleicht. In dieser Einsamkeit bildet man sich gewisse Dinge ein, die hätten geschehen können. Zwar kannte ich kein Motiv für dieses Klirren, doch an einen Irrtum wollte ich auch nicht glauben.
    Etwas war da.
    Etwas belauerte mich aus dem Unsichtbaren hervor, und ich kam damit noch nicht zurecht. Ich drehte mich auf der Stelle, weil ich auch annahm, daß sich das Klirren weiterbewegte, aber selbst an der grauen Fassade des Schlosses sah ich nichts.
    Wo steckte mein Vater?
    Verflixt noch mal, er hatte mich herbestellt, er mußte kommen, um mich zu begrüßen! Oder war er nicht da?
    Das konnte durchaus sein. Ich war zu früh gekommen. Wir hatten keinen konkreten Zeitpunkt ausmachen können und hatten uns darauf verständigt, gegen Mittag an Ort und Stelle zu sein.
    Es war kurz vor zwölf! Ich konnte mir ein wenig wie Gary Cooper vorkommen, der in dem Film High Noon einsam und allein auf seine Gegner wartete.
    Ich hatte

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