Der Auftrag meines Lebens! Band 3
dir absolut zu. Doch zuerst müsste ja geklärt werden, ob das da in deiner Brusttasche überhaupt passend ist“, warf ich ein.
Maurice nickte. „Wir werden es herausfinden.“
Unsere Fahrt ging weiter. Kurz vor den Toren Berlins hielt Maurice an einer Raststätte an. Erst wusste ich nicht, weshalb er den Stopp einlegte, doch als er suchend den Blick schweifen ließ, ahnte ich, was kommen würde.
Schließlich deutete er auf eine junge Frau Mitte zwanzig. „Folge ihr – ich bleibe in der Nähe“, ordnete er an.
Nervös stieg ich aus. Allein der Gedanke an das, was gleich geschehen sollte, ließ meinen Mund trocken und die Fänge länger werden. Wie Maurice verlangt hatte folgte ich der Frau bis zu ihrem Auto, das etwas abseits parkte. In dem Augenblick, als sie die Wagentür aufschließen wollte, trat ich hinter sie – der Geruch ihres Blutes drang in meine Nase und schürte den Durst.
„Entschuldigung“, murmelte ich, fasste sie an den Schultern und berührte ihren Hals mit dem Mund. Kaum war der Hautkontakt hergestellt, spürte ich das Pochen in ihrer Vene. Ohne zu denken schlug ich zu. Warm, frisch und geschmacklich völlig anders als bei Maurice floss der Lebenssaft meine Kehle hinab. Ich hörte sie seufzen und folgerte daraus, dass ich nichts falsch gemacht hatte.
Auch wenn der Geschmack mich zu übermannen drohte, die Gier auf mehr sich in den Vordergrund drängen wollte, hielt ich mich im Zaum. Ich wollte ihr nicht wehtun und beendete meinen Imbiss, leckte über die Bissmale und raunte ihr ins Ohr: „Vielen Dank, junge Schönheit.“
„Gern geschehen“, erwiderte sie flüsternd.
Ich ließ sie los und entfernte mich von ihr. Im Augenwinkel sah ich, dass sie benommen den Kopf schüttelte und sich verwirrt umsah. Maurice trat neben mich.
„Sehr gut gemacht“, lobte er.
„Danke – ähm, warum hat sie sich nicht gewehrt?“ Was mir in dem Moment nicht aufgefallen war, stand jetzt klar und deutlich vor mir. Keine Gegenwehr, keine Erregung …
„Du verströmst automatisch Duftstoffe, die auf Menschen wie eine Betäubung wirken. Es ist, als würdest du sie in Trance versetzen, weshalb sie im Grunde gar nicht merken, was geschieht.“
„Aha – aber nur beim Menschen, nicht bei Vampiren. Richtig?“
„Richtig.“ Maurice grinste, ohne die Spitzen der Fänge zu entblößen.
„Und deshalb auch keine Erregung“, ergänzte ich.
„Nicht bei dir. Bei ihr schon. Von ihrer Seite aus ist es folgendermaßen gewesen: Sie trat ans Auto, um ihre Fahrt fortzusetzen. Es folgt das Trinken, was sie wie ein Sekundenschlaf kurzfristig ausschaltet. Dann ist sie wieder klar und aus heiterem Himmel erregt“, Maurice zwinkerte.
„Oh!“ Mehr fiel mir dazu nicht ein. Irgendwie tat die Frau mir leid. Die Vorstellung, dass sie sich nun hochgradig erregt ins Auto setzte und weiterfuhr, ohne Erfüllung gefunden zu haben, gefiel mir nicht sonderlich. Andererseits war es ihre Sache, ob sie etwas dagegen unternehmen würde, oder nicht.
„Ich glaube, sie wird nicht losfahren, ehe sie das brennende Verlangen gestillt hat“, merkte Maurice an, der wohl meinem Gedankengang gefolgt war. Es wurde zwar weniger, dass er meine Gedanken lesen konnte, aber dieser war wohl laut genug gewesen, dass er ihn verstanden hatte.
Als wir den Flughafen erreichten kümmerte Maurice sich um die Tickets. Bis zum nächstmöglichen Flug blieben uns noch drei Stunden. Maurice weigerte sich, dass ich mein Ticket selbst zahlte und ich fragte mich das erste Mal, wie viel Geld er eigentlich besaß. Ich wagte nicht, ihn danach zu fragen. Zudem hatte ich selbst genügend Ersparnisse …
Viel mehr drängte sich mir die Frage auf, ob unsere – sprich meine – Aufgabe in Südfrankreich erledigt hätte. Wenn die junge Frau die passende Kandidatin gewesen war, was kam dann? Würden Maurice und ich trotzdem zusammen bleiben? Mir lag mehr an ihm, als ich es offen zugeben würde. Die kurze Zeit, die wir zusammen verbracht hatten; die Veränderung, die ich durch ihn durchmachen konnte; die sinnliche und leidenschaftliche Nähe; und nicht zu vergessen, all die Dinge, die ich noch lernen musste …
Nein, ich glaubte nicht, dass sich unsere Wege trennen würden, wenn Maurice seine Seele wiederbekam. Ich wollte es einfach nicht glauben.
Die Zeit bis zum Start vertrieben wir uns in einem Bistro. Je näher dieser rückte, umso unruhiger wurde ich. Fliegen gehörte nie zu meinen Lieblingsbeschäftigungen, obwohl ich beruflich bedingt schon
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