Der azurne Planet
hatte bauen lassen. Ein Pfad führte ihn um einen großen Gebüschwald herum bis in das Mittelpunktgebiet. Man hatte das Zentralgewächs der Plattform gerodet, und eines der Resultate war, daß der Unterboden hier eine purpurnbraune Farbe angenommen hatte.
Als Sklar Hast sich ihm näherte, arbeitete Kelso konzentriert an einem Gerät, dessen Zweck er nicht abschätzen konnte. Ein rechtwinkliges Gestell aus Halmen erhob sich über drei Meter in die Luft. Darauf stand ein eineinhalb Meter durchmessender Reif aus Weidengeflecht parallel zum Unterboden der Plattform. Im Inneren des Reifs hing eine beinahe durchsichtige Haut aus Unterbodenhaut allerfeinster Qualität, die man gesäubert, gewaschen und eingeölt hatte. Darunter baute Kelso nun eine Kiste auf, die Asche enthielt. Während Sklar Hast zuschaute, gab er zu der Asche ein wenig Wasser und fügte irgendeine Lösung hinzu; es war genug, um aus der Asche einen grauen Brei zu machen, den er mit den Händen durchknetete, bis er über eine tassenförmige Vertiefung verfügte.
Die Sonne näherte sich dem Zenit. Kelso gab zweien seiner Helfer ein Zeichen. Der eine kletterte auf das Gerüst, während der zweite ihm mehrere Eimer mit Wasser reichte. Der erste Helfer schüttete die Flüssigkeit auf die durchsichtige Folie, die sich unter dem Gewicht wölbte.
Sklar Hast beobachtete die Arbeit wortlos, ohne seiner Verwunderung Ausdruck zu geben. Die Folie, nun bis an den Rand gefüllt, schien sich immer weiter auszudehnen. Kelso, der nun endlich zufrieden zu sein schien, stellte sich neben Sklar Hast. »Diese Apparatur verwundert dich sicher; dennoch ist sie ziemlich einfach. Besitzt du ein Teleskop?«
»Ja. Es ist nicht einmal schlecht, aber die Gummilösung ist fast undurchsichtig geworden.«
»Sogar der reinste und am besten entfärbteste Gummi trübt sich nach einiger Zeit, und selbst die von den größten Experten hergestellten Linsen aus Gummi verzerren die Sicht. Wenn man Brunet Glauben schenken kann, hat man auf der Heimatwelt Linsen aus einem besseren Material hergestellt, das man ›Glas‹ nannte.«
Die Sonne erreichte den Zenit. Eine seltsame Erscheinung zog nun alle Aufmerksamkeit Sklar Hasts auf sich. In der Aschenkiste war plötzlich ein weißer Punkt erschienen: die Asche selbst begann zu zischen und zu dampfen. Verwundert wagte er sich näher heran. »Glas könnte ein nützliches Material sein«, sagte Roger Kelso gerade. »Brunet beschreibt es als eine Mischung aus Substanzen, die in der Asche entsteht und die er ›Flußmittel‹ nennt. Es findet sich eine Verbindung namens ›Silikat‹ in der Asche, aber sie kommt auch in Seepflanzen vor, die Brunet als ›Plankton‹ bezeichnet. Hier habe ich Asche und Plankton gemischt. Ich habe eine Wasserlinse konstruiert, die das Sonnenlicht einfängt. Ich versuche Glas zu machen …«
Er warf einen Blick auf die Kiste, hob sie schließlich hoch und ließ den Sonnenstrahl so einfallen, daß er einen scharf gebündelten Brennpunkt bildete. Die Asche glühte nun rot, orange und gelb. Plötzlich schien sie zusammenzusinken. Mit einem Stab schob Kelso mehr Asche in den Mittelpunkt, bis die hölzerne Kiste Rauch abgab, woraufhin Kelso sie beiseite stellte und neugierig das geschmolzene Stück in der Mitte musterte. »Es ist etwas passiert, aber wir werden es erst herausfinden, wenn das Zeug sich abgekühlt hat.«
Er drehte sich zu seiner Bank um und schleppte eine andere Kiste heran. Sie war zur Hälfte mit Holzkohle gefüllt. In der Mittelpunktvertiefung ruhte eine schwarzbraune, teigige Masse.
»Und was ist das?« fragte Sklar Hast, der sich bereits über Kelsos Findigkeit zu wundern begann.
»Getrocknetes Blut. Meine Männer und ich haben es uns abgezapft. Das war eine ziemlich schmerzhafte Angelegenheit; aber jetzt weißt du auch, warum man dieser Plattform hier den Namen Aufschrei verliehen hat.«
»Aber warum habt ihr das getan?« verlangte Sklar Hast zu wissen.
»Ich muß schon wieder auf den Wissenschaftler Brunet verweisen. Er schreibt, daß das menschliche Blut seine rote Farbe durch einen Stoff erhält, den man ›Hämoglobin‹ nennt. Er besteht aus einer Zusammensetzung von Kohlenstoff, Sauerstoff und einem kleinen Teil Eisen. Kohlenstoff ist der Hauptbestandteil der Asche; Sauerstoff gibt der Luft ihre belebende Wirkung; in Verbindung mit Kohlenstoff erzeugt Sauerstoff Wasser. Aber heute haben wir nichts anderes vor, als ein Stückchen Eisen herzustellen. Hier haben wir also Blut. Ich werde die
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