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Der Ball von Sceaux (German Edition)

Der Ball von Sceaux (German Edition)

Titel: Der Ball von Sceaux (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Honoré de Balzac
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einfachsten und harmlosesten Umstände veranlaßt worden war. Die Zurückhaltung, in der die jungen Mädchen der vornehmen Gesellschaftskreise sonst zu leben gewohnt sind, gibt ihren Gefühlsausbrüchen eine unglaubliche Gewalt, und sie geraten in die größte Gefahr, wenn sie mit einem leidenschaftlichen Geliebten zusammentreffen. Noch niemals hatten die Augen Emilies und Maximilians sich so vieles, was man nicht auszusprechen wagt, gesagt. Hingerissen von dieser Trunkenheit, vergaßen sie leicht die kleinen Bedenken ihres Stolzes und die kühlen Erwägungen ihres Mißtrauens. Sie konnten zuerst ihrem seligen Gefühl nur durch einen heißen Druck ihrer Hände Ausdruck geben.
    »Herr Longueville, ich muß eine Frage an Sie richten«, sagte Fräulein von Fontaine zitternd und erregt. »Aber ich bitte Sie dringend, zu bedenken, daß ich zu dieser Frage gewissermaßen durch die ziemlich eigenartige Lage gezwungen bin, in der ich mich meiner Familie gegenüber befinde.«
    Eine für Emilie schreckliche Pause trat nach diesen fast gestammelten Sätzen ein. Während dieser Stille wagte das stolze junge Mädchen nicht, dem leuchtenden Blicke dessen, den sie liebte, zu begegnen, denn sie hatte im geheimen die Empfindung, daß das, was sie jetzt sagen würde, erniedrigend war: »Sind Sie adelig?«
    Als diese Worte ausgesprochen waren, hätte sie sich am liebsten auf dem Meeresgrunde versteckt.
    »Mein Fräulein,« erwiderte Longueville, während sein erregtes Gesicht den Ausdruck würdevollen Ernstes annahm, »ich verspreche Ihnen, diese Frage ohne Umschweife zu beantworten, wenn Sie mir aufrichtig auf die antworten wollen, die ich an Sie zu richten habe.« Er ließ den Arm des jungen Mädchens los, das plötzlich die Empfindung hatte, daß es allein in der Welt stünde, und sagte: »Was bezwecken Sie mit dieser Frage nach meiner Herkunft?« Unbeweglich, kalt und stumm blieb sie stehen. »Mein Fräulein,« fuhr Maximilian fort, »gehen wir nicht weiter, wenn wir uns nicht verstehen. – Ich liebe Sie«, sagte er, und seine Stimme klang warm und herzlich. »Und nun sagen Sie mir,« fügte er mit glücklichem Gesicht hinzu, als er einen Ausruf des Entzückens vernahm, den das junge Mädchen nicht hatte zurückhalten können, »weshalb fragen Sie mich, ob ich adelig bin?«
    »Könnte er so sprechen, wenn er es nicht wäre?« rief eine innere Stimme, die Emilie aus der Tiefe ihres Herzens zu vernehmen glaubte. Sie erhob dankbar den Kopf, schien neue Kraft aus dem Blicke des jungen Mannes zu schöpfen und reichte ihm den Arm, als ob sie einen neuen Bund mit ihm schließen wollte.
    »Haben Sie geglaubt, daß ich so sehr auf den Rang sehe?« fragte sie mit feinem Spotte.
    »Ich habe meiner Frau keinen Titel anzubieten«, entgegnete er, halb scherzhaft, halb ernst. »Aber wenn ich sie von hohem Range und aus einem Kreise wähle, wo sie das väterliche Vermögen an Luxus und an die Annehmlichkeiten des Reichtums gewöhnt hat, so weiß ich, wozu mich eine solche Wahl verpflichtet. Die Liebe entschädigt zwar für alles, aber nur die Liebenden. Für die Ehe ist doch ein wenig mehr nötig als das Dach des Himmelszeltes und der Teppich der Wiesen.«
    Er ist reich, dachte sie. Und was er von den Titeln sagte, damit will er mich vielleicht prüfen! Man wird ihm hinterbracht haben, daß ich in den Adel vernarrt sei, und daß ich einen Pair von Frankreich heiraten wolle. Meine scheinheiligen Schwestern werden mir diesen Streich gespielt haben. – »Ich versichere Ihnen, mein Herr,« sagte sie laut, »daß ich früher über das Leben und die Gesellschaft recht übertriebene Ansichten gehabt habe; heute aber,« fuhr sie mit Nachdruck fort und warf ihm einen Blick zu, der ihn närrisch machen konnte, »heute weiß ich, worin für die Frau der wahre Reichtum zu finden ist.«
    »Ich bedarf des Glaubens, daß Sie aufrichtig sprechen«, erwiderte er mit freundlichem Ernst. »Noch in diesem Winter, meine teure Emilie, vielleicht schon eher als in zwei Monaten, werde ich stolz auf das sein, was ich Ihnen anbieten kann, wenn Sie auf den Genuß von Reichtum Wert legen. Das soll das einzige Geheimnis sein, das ich hier noch bewahre,« sagte er und wies auf sein Herz; »denn von dem Erfolge hängt mein Glück, ich wage nicht zu sagen, unser Glück, ab ...«
    »Oh, sagen Sie es, sagen Sie es!«
    So kehrten sie, mit schönen Zukunftsplänen beschäftigt, langsamen Schrittes zu der Gesellschaft im Salon zurück. Noch niemals hatte Fräulein von Fontaine

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