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Der Baum des Lebens

Der Baum des Lebens

Titel: Der Baum des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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ein bisschen Angst vor den Dorfbewohnern«, gestand Iker.
    Der Wachmann rief einen der Schaulustigen zu sich, die noch immer vor dem Haus des Dorfvorstehers warteten.
    »He, du da, gib ihm eine Schlafmatte und Wasser!«, befahl er.
    Auch wenn Iker nun einigermaßen für seine Reise gerüstet war, fühlte er sich wieder genauso einsam und verlassen wie auf der Insel des ka. War er wirklich frei, durfte er wirklich zurück in sein Dorf?
    Der Wachmann sah ihm nach.
    Ohne auf den Dorfvorsteher zu warten, machte er sich sofort auf den Weg zu seinen Gefährten, die überall in der Gegend nach Informationen über den Verbleib von Gefährte des Windes suchten – und die genauso wenig wie er selbst zu den Wachtruppen gehörten.

 
6
     
     
     
    Mittags verwandelte die Sommersonne die Östliche Wüste in einen glühend heißen Backofen. Schlangen und Skorpione, die wenigen Lebewesen, die in dieser Hölle überleben konnten, hatten sich längst im Sand eingegraben.
    Nur eine kleine Gruppe von fünf Männern hielt sich noch auf den Beinen. Voraus ging eine groß gewachsene, hagere Gestalt, die ihre Untergebenen um gut einen Kopf überragte. Der Mann war bärtig, hatte tief liegende Augen und fleischige Lippen und schien die Hitze überhaupt nicht zu spüren. Mit einem Turban auf dem Kopf und einer knöchellangen Tunika aus Wolle bekleidet, ging er gleichmäßig und zügig vorwärts.
    »Wir können nicht mehr«, jammerte einer aus seinem Gefolge.
    Wie seine Gefährten war auch er wegen Diebstahls vorbestraft. Der große Bärtige hatte ihn dazu veranlasst, von dem Hof zu fliehen, auf dem er den Rest seiner Strafe in Form von verschiedenen Arbeiten abzubüßen hatte.
    »Wir befinden uns noch nicht in der Mitte der Wüste«, meinte ihr Anführer.
    »Wie weit wollt Ihr denn noch?«
    »Frag nicht lange und gehorche einfach, dann steht dir eine strahlende Zukunft bevor.«
    »Also ich kehre jetzt um«, sagte einer.
    »Dann verhaften dich die Ordnungshüter und werfen dich wieder ins Gefängnis«, warnte ihn ein Rothaariger, der Shab der Krumme hieß.
    »Immer noch besser als diese Hölle hier! Im Kerker krieg ich wenigstens was zu essen und zu trinken und muss nicht endlos laufen, ohne irgendwo anzukommen!«
    Der Bärtige sah den Mann verächtlich an. »Hast du etwa vergessen, wer ich bin?«
    »Nein, ein Verrückter, der glaubt, er hat einen heiligen Auftrag!«
    »Alle Götter haben zu mir gesprochen, das ist wahr, und all ihre Stimmen wurden zu einer, weil ich der Einzige bin, der die Wahrheit kennt. Alle, die mir den Gehorsam verweigern, werden vom Erdboden verschwinden.«
    »Wir sind Euch gefolgt, weil Ihr uns Reichtum versprochen habt! Den werden wir hier aber wohl kaum finden.«
    »Ich bin der Prophet. Wer an mich glaubt und mir vertraut, wird reich werden, alle anderen müssen sterben.«
    »Euer Gerede langweilt mich. Ihr habt uns reingelegt und wollt es jetzt nur nicht zugeben, so ist es!«
    »Wie kannst du es wagen, den Propheten zu beleidigen? Das nimmst du sofort zurück!«
    »Auf Nimmerwiedersehen, armer Irrer.« Der Mann machte kehrt.
    »Töte ihn, Shab«, befahl der Prophet ruhig.
    Der Rothaarige wirkte verstört. »Er ist doch mit uns gekommen, er…«
    »Erwürge ihn, seine elende Hülle soll den Raubtieren zur Nahrung dienen. Danach geleite ich euch dorthin, wo ihr die wahre Offenbarung erlebt. Dann werdet ihr endlich richtig verstehen, wer ich bin.«
    Für den »Krummen« war das nicht der erste Mord. Er griff immer von hinten an und tötete sein Opfer, indem er ihm mit der scharfen Klinge eines Silex-Messers die Kehle durchschnitt.
    Seit sie sich zum ersten Mal begegnet waren, war Shab dem großen Bärtigen vollkommen ergeben. Er war überzeugt, dass er es unter diesem Anführer mit seiner rasiermesserscharfen Stimme weit bringen würde.
    Ohne Hast holte er den Ausreißer ein, richtete ihn und kehrte zu der kleinen Gruppe zurück.
    »Müssen wir noch lange laufen?«, fragte er dann.
    »Mach dir keine Sorgen«, antwortete ihm der Prophet. »Du hast weiter nichts zu tun, als mir zu folgen.«
    Voller Entsetzen über die schreckliche Szene, die sie gerade erlebt hatten, wagten die beiden anderen Diebe nicht den geringsten Widerspruch. Auch sie standen völlig im Bann ihres Führers.
    Keine einzige Schweißperle war auf der Stirn des Propheten zu sehen, sein Gang zeigte keinerlei Erschöpfung. Außerdem machte er den Eindruck, als wisse er genau, wohin er wolle.
    Als seine Weggenossen am späten Nachmittag kurz davor

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