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Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Der beiden Quitzows letzte Fahrten

Titel: Der beiden Quitzows letzte Fahrten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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behütet von seinen Geistern, die in allerlei menschlichen und thierischen Gestalten um dasselbe streifen oder über die Mauer lugen. Bald hinkt ein altes, triefäugiges Weib aus dem kleinen Thore hervor, bald erblickt der kühne Lauscher ein herrlich gebildetes Weib, welches sich aber sofort in einen riesigen Köder verwandelt und mit gefletschten Zähnen auf ihn losstürzt; bald tritt ein schöner Jüngling durch die Pforte, um im nächsten Augenblicke spurlos zu verschwinden, bald erblickt man ein runzelvolles Greisenangesicht in der Mauerscharte; aber wehe dem, der nicht schleunigst umkehrt und flieht: er würde in ein Thier verwandelt werden, um seine Neugierde zu büßen!«
    In diesem Augenblicke wurde der abergläubische Erzähler von einer Hand unterbrochen, welche mit kräftigen Schlägen von Außen an den Laden klopfte. Eine tiefe, volltönende Stimme rief nach dem Krugwirthe, und dieser eilte hinaus, um die Wünsche des nächtlichen Gastes zu erfragen.
    »Wer ist’s?« begehrte der Wachtmeister zu wissen, als er wieder in die Stube trat.
    »Ein Rittersmann,« antwortete der Gefragte, »der es sehr eilig hat. Er will seinen Durst löschen und dann weiter reiten.«
    »Hast Du ihn erkannt?«
    »Er hat sich tief verhüllt; fast scheint es mir Einer von den Quitzow’schen zu sein!«
    »Von den Quitzow’schen? Dann ist er geflohen oder bei dem heutigen Kampfe entkommen. Macht Euch in die Höhe, Ihr Mannen! Ich will mir den Patron einmal besehen, und wenn es einer der Feinde ist, so werde ich Euch rufen. Geht durch die Hinterpforte leise zu Euren Pferden; zu Fuß ist einem Berittenen nur schwerlich beizukommen!«
    Er steckte einen der vorhandenen Kienspäne in Brand und trat mit demselben vor die Thür, um dem Ungewissen Lichte des Mondes möglichst nachzuhelfen. Mit der einen Hand den Zügel des Pferdes erfassend, leuchtete er mit der andern empor, und kaum hatte er das Gesicht des Reiters erblickt, so warf er die Leuchte von sich und riß das Schwert aus der Scheide.
    »Grüß Euch Gott, Ritter Dietrich! Was habt Ihr von Friesack hier zu schaffen?«
    Aber schon blitzte das Schwert des Angeredeten durch die Luft und hätte sicher den Kopf des Wachtmeisters gespalten, wenn derselbe nicht schnell bei Seite getreten wäre und durch einen Ruck an den Zügeln das Pferd zum Bäumen gebracht und somit den Hieb unsicher gemacht hätte.
    »Herbei, herbei, Ihr Leute!« rief er dabei mit lautschallender Stimme. »Ritter Dietrich von Quitzowist zu fangen!«
    Er bezahlte diesen Ruf mit dem Leben, denn ein zweiter Hieb Dietrichs traf besser und streckte ihn lautlos in den Schnee. Aber schon waren die Andern herbeigeeilt und hieben, den Ritter umzingelnd, auf ihn ein.
    »Ergebt Euch!« wurde ihm zugerufen. »Ihr seht, daß der Unsrigen zu viele sind!«
    »Ergeben?« lachte er grimmig, riß sein Pferd empor und warf es, mit mächtigen Schlägen sich vertheidigend, im Kreise herum. »Da habt Ihr meine Antwort, und fahrt zur Hölle, Ihr feilen Knechte!«
    Einer nach dem Andern sank unter seinen wuchtigen Hieben vom Pferde, während es Keinem von Ihnen gelang, ihm eine Wunde beizubringen, und eben wandten die beiden Letzten ihre Thiere, um sich dem Unwiderstehlichen durch die Flucht zu entziehen, als ein neuer Streiter auf dem Platze erschien.
    Es war Suteminn. Er hatte in seinem Stübchen den lauten Ruf des Wachtmeisters vernommen und war zu seinem Pferde geeilt, um sich an dem Kampfe zu betheiligen. Um die Ecke des Hauses biegend, bemerkte er, daß Dietrich ganz allein und ohne Begleitung sei.
    »Holla!« rief er; »hat sich der Fuchs aus seinem Bau gewagt? Hier ist Einer, mit dem er sich wohl messen mag! – Ihr seid ohne Lanze, Ritter? Gut, fechten wir nach ritterlichem Schick und Brauch!«
    Er warf die seinige von sich, riß das Schwert heraus und drängte seinen Falben an Dietrichs Rappen.
    »Suteminn!« rief dieser, und der Ton seiner Stimme verrieth nichts weniger als Freude über das Erscheinen dieses Feindes.
    »Ja, Suteminn, der heut beginnen will, Rechnung von Dir zu fordern, Diez!«
    Dietrich drängte sein Pferd zurück.
    »Halt ein, Otto; ich kreuze mein Schwert nicht mit dem Deinigen!«
    »Fürchtest Du Dich? Steh’ fest und wehre Dich!«
    »Nein! Ich mag Dein Leben nicht!«
    »So, magst Du’s nicht? Es ist Dir wohl Nichts werth, weil Du mir schon alles Andere nahmst? Doch tröste Dich, Du wirst’s auch nicht bekommen. Ich sage: wehre Dich, sonst schlage ich Dich nieder!«
    Dietrich parirte einen furchtbaren

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