Der Bestseller
letzte Stäubchen unter die Lupe nimmt.«
»Tja, das liegt eigentlich nicht in meinem Zuständigkeitsbereich«, sagte Scanlon, »aber ich kann’s ja mal versuchen.«
»Und Sie, Herbert?«
»Ich helfe gern«, erklärte Poole.
»Gut. Dann werden wir drei uns am Montagmorgen an die Arbeit machen.«
»Sehr unwahrscheinlich«, sagte Scanlon.
»Und warum?«
»Sie haben etwas vergessen, Nick: Montag ist der 4. Juli. Alles ist geschlossen, und ich bin nicht nach Connecticut gekommen, nur um herumzusitzen und zu reden. Ich will wenigstens einmal schwimmen gehen, bevor ich wieder in die Stadt zurückfahre.«
29
A m Dienstagmorgen waren Poole, Scanlon und ich in Foxcrofts Büro, und Scanlon machte sich an die Arbeit. Er durchsuchte den Raum bemerkenswert schnell und gründlich, wie ich fand. Er zog alle Schubladen aus Parkers Schreibtisch, sah sich ihre Unter- und Rückseite an und untersuchte sodann die Unter- und Rückseite des Schreibtisches selbst. Dasselbe tat er bei den Schubladen des Aktenschrankes. Er nahm sämtliche Bilder ab und drehte sie um, »weil er etwas dahintergeklebt haben könnte«. Eine Ecke des Teppichbodens stand verdächtig hoch, und er hob sie an und spähte darunter.
Nachdem er den Raum gründlich untersucht hatte, wandte er sich dem Bücherregal zu. Mit Pooles und meiner Hilfe rückte er es ein Stück von der Wand ab, so daß er seine Hand dahinterschieben konnte. Auf dieselbe Weise untersuchte er die Unterseiten der Regalbretter.
»Jetzt bleiben nur noch die Bücher selbst«, sagte er. »Aber das wird eine Mordsarbeit, jedes einzelne zu durchsuchen — es sind bestimmt ein paar hundert. Es würde Zeit sparen, wenn wir...« Er klopfte sich die Hände ab, die schwarz vor Staub waren.
»Wenn wir was, Joe?« fragte ich.
»Wenn wir sozusagen Parker Foxcrofts Gedanken lesen könnten. Er hat wahrscheinlich ein Buch genommen, das weder er noch irgend jemand anders lesen würde.«
»Die Bibel«, schlug Poole vor. Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen.
»Ich würde mich für Finnegans Wake entscheiden«, sagte ich. »Joyce hat, wie Sie vielleicht wissen, gesagt, wenn man dieses Buch verstehen wolle, müsse man es sein Leben lang immer und immer wieder lesen.«
»Ist es hier irgendwo?« fragte Scanlon. Ich zeigte es ihm, und er nahm es aus dem Regal und schlug es auf.
»Na bitte«, sagte er und hielt es Poole und mir hin. Auf der Innenseite des vorderen Buchdeckels war mit Klebeband eine Diskette befestigt. Eine zweite befand sich auf der Innenseite des Hinterdeckels.
»So«, sagte ich, »jetzt brauchen wir sie nur noch in den Computer zu stecken. Aber es wird ziemlich lange dauern, sie zu durchsuchen.«
»Ich mache mich gleich an die Arbeit«, bot Poole an.
Ich wollte ihm die Disketten gerade geben, als mir einfiel, wie rapide sich Tims Stimmung verschlechtert hatte, nachdem unser Versuch, den Mörder zu finden, fehlgeschlagen war.
»Danke, Herbert«, sagte ich, »aber mein Bruder Tim ist in letzter Zeit ein bißchen niedergeschlagen, und vielleicht muntert es ihn auf, wenn er sich mit diesen Disketten beschaffen kann.«
»Wie Sie meinen«, sagte Poole. »Aber sagen Sie mir Bescheid, wenn Sie es sich doch noch anders überlegen.«
»Gratuliere, Joe«, sagte ich zu Scanlon. »Sie haben sich einen Spesenlunch verdient.«
Ich ging mit ihnen ins Colombe d’Or, wo der Ausdruck »prix fixe« im Vokabular des Oberkellners nicht vorkommt, nicht einmal in Zeiten tiefster Rezession.
Ich war viel zu ungeduldig, um bis zum Wochenende zu warten, und darum ließ ich Tim die Disketten per Eilboten schicken, nachdem ich Hannah gebeten hatte, sie für alle Fälle zu kopieren. Dann griff ich zum Telefon, um Tim Bescheid zu sagen. »Ruf mich an, wenn du etwas findest, und ich lasse alles liegen und komme raus nach Weston.«
Sein Anruf kam am nächsten Tag. In seiner Stimme waren, stärker als je zuvor, der Schwung und die Energie, die mich an Tim so begeisterten.
»Aber du kannst die verdammten Dinger doch gerade erst bekommen haben«, sagte ich. »Du hast doch bestimmt keine Zeit gehabt, sie durchzugehen.«
»Das brauchte ich gar nicht.« Er frohlockte fast.
»Und was hast du gefunden?«
»Ich glaube, es geht schneller, wenn du gleich herkommst«, sagte er.
»Wenn du meinst.« Ich brauchte keine Einladung; eigentlich war ich schon auf dem Sprung zur Grand Central Station.
»Ich glaube, du wirst dich über meinen Fund freuen«, sagte Tim, bevor wir auflegten.
Halleluja. Konnten wir nun
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