Der Bestseller
Zumindest hatte der Mörder vermutet, daß sie etwas wußte, was ihn hätte verraten können.
»Sollen wir anfangen?« sagte Margo.
Wir hatten den Brunch beendet und saßen auf der Sonnenterrasse, auf der, wie im Wintergarten, so viele Pflanzen standen, daß man sich nach Südflorida versetzt fühlte. Doch durch all den Sauerstoff, den sie abgaben, durch die Fliesen und die bequemen Korbsessel war es angenehm kühl.
Margo stand an der Tür, wo sie eine Staffelei mit einem großen Block Papier aufgestellt hatte, wir anderen saßen in einem Halbkreis. Jedesmal, wenn sie ein Blatt beschriftet hatte, riß sie es ab und befestigte es mit einem Stück Klebeband an der Wand. Am Ende war die Wand mit Blättern bedeckt, eins für jeden Verdächtigen.
»Wir suchen nach Motiv, Gelegenheit und Alibi«, sagte sie. »Zunächst die Tatsachen. Jeder soll sagen, was er weiß. Spekulieren können wir später. Unser erster Verdächtiger...«
Sie sah mich an. Ich stotterte: »Aber... aber...«, erhob mich halb aus meinem Sessel und fiel wieder zurück. Margo hatte natürlich recht. Die Polizei hatte mich schließlich auch auf ihrer Liste.
»Du kannst uns selbst sagen, was dein Motiv hätte sein können«, schlug Margo vor.
Ich konnte mich nicht verweigern. »Tja, ich wollte Parker loswerden, ohne mich aus dem Vertrag freikaufen zu müssen. Immerhin ist mein Geiz ja stadtbekannt.« Wenn ich gehofft hatte, für diese Bemerkung ein Lachen oder wenigstens ein Kichern zu ernten, wurde ich enttäuscht. »Außerdem«, fuhr ich fort, »war Parker Sand im Verlagsgetriebe. Wegen seines Benehmens hatten schon einige Angestellte gekündigt oder gedroht zu kündigen.«
»Gelegenheit«, sagte Margo. »Du hast die Leiche gefunden.«
»Aber da war er schon tot«, wandte ich ein.
»Wenn du ihn umgebracht hast, ist es nur logisch, daß du sagst, du hättest ihn gerade erst gefunden«, sagte Tim.
Mein eigener Bruder! »Auf wessen Seite stehst du eigentlich?« murmelte ich so leise, daß er es nicht hörte.
»Aber ich habe jemanden aus dem Büro kommen sehen, und der hat mich auch noch niedergeschlagen«, widersprach ich.
»Aber du bist der einzige, der diesen Jemand gesehen hat«, erwiderte Margo und schrieb eifrig auf den Block. »Und außerdem hast du kein Alibi. Du warst der letzte, der mit Parker gesprochen hat.«
»Der Anruf, den ich im Players Club bekommen habe, kam von Parker, aber die Anrufe im Verlag... Die Stimme hätte auch die einer Frau sein können.«
»Meint ihr nicht auch, daß wir hier weit genug gekommen sind?« Das kam von Joe Scanlon. >Danke, Joe, von Herzen Dank!<
»Das finde ich auch«, sagte ich. »Es sei denn, ihr hofft, daß ich gestehe, damit wir’s hinter uns haben.«
Dann ging Margo die Mitarbeiter des Verlags durch.
»Harry Bunter«, sagte sie. »Motiv: Seine Frau hatte eine Affäre mit Parker.«
»Außerdem konnte er Foxcroft ganz allgemein nicht ausstehen«, fügte ich hinzu. »Wie viele andere übrigens auch.«
»Gelegenheit?« fragte Margo. »Ich nehme an, er hat einen Schlüssel für die Verlagsräume.« Ich nickte. »Aber«, sagte ich, »die Tür war nicht verschlossen, als ich kam.«
»Wir wissen nicht, wer sie aufgeschlossen hat«, sagte Tim. »Möglicherweise Foxcroft. Es könnte aber auch der Mörder gewesen sein.«
»Und das Alibi...« Margo war entschlossen, beim Thema zu bleiben.
Jetzt war Joe Scanlon an der Reihe. »Ich habe genug Informationen von meinem Freund Falco, um diese Lücken auszufüllen«, sagte er. »Bunter sagt, daß er in einer Kneipe in der Lower East Side war und seinen Kummer ersäuft hat. Er war vorher noch nie dort gewesen, keiner kannte ihn, und keiner kann sich an ihn erinnern, auch der Barmann nicht.«
Unter Margos kundiger Führung gingen wir die anderen Mitarbeiter durch. Lester Crispin war ein Hauptverdächtiger: Er hatte die Gelegenheit — einen Schlüssel zu den Verlagsräumen — und ein Motiv, nämlich eine heftige Abneigung gegen Parker, der eine Bedrohung für seine Karriere darstellte. Und sein Alibi?
»Er hat keins«, sagte Scanlon. »Er sagt, er war zu Hause, aber es gibt niemanden, der das bestätigen oder widerlegen kann.«
Nachdem wir den Kreis der Insider — das waren ich und die beiden anderen Mitarbeiter von Barlow & Company — durchgesprochen hatten, wandten wir uns den anderen Verdächtigen zu. Als erste kam Claire Bunter an die Reihe.
Ich erzählte, was ich über ihr Motiv wußte. Wir hatten keine spezifischen Informationen darüber, ob
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