Der Boss und die sexy Luegnerin
Ihre Nerven spielten verrückt, doch sie hielt ihre Stimme ruhig.
„Ich glaube, ich bin es, der Ihnen helfen kann.“
„Tatsächlich? Und wie?“
Der Mann am anderen Ende der Leitung schwieg lange, und schließlich seufzte er tief. „Es geht um die Goldherz-Statue. Was ich Ihnen zu sagen habe, könnte Ihnen und Ihrem Unternehmen eine große Blamage ersparen.“
„Das verstehe ich nicht. Gibt es denn ein Problem?“
„Das würde ich wohl meinen“, sagte er mit kurz angebundener Stimme, in der kaum verhohlener Ärger und Misstrauen mitschwangen. „Die Statue, die sich in Ihrem Besitz befindet, ist entweder gestohlen – oder eine Fälschung.“
Ann fühlte sich, als würde ihr der Boden unter den Füßen weggerissen. Das durfte nicht wahr sein. Über die Statue war weltweit in der Presse berichtet worden. Überall war bekannt, dass Waverlys die Goldherz-Statue gefunden hatte. Wenn sich herausstellen sollte, dass sie auf illegalem Weg in ihren Besitz gekommen war – oder noch schlimmer, sie eine Fälschung als die echte Statue ausgegeben hatten …
„Das ist doch lächerlich.“ Ann stand auf. Keine Sekunde länger konnte sie still an ihrem Schreibtisch sitzen. „Meine Experten haben die Echtheit der Statue bestätigt. Und was Ihre Anschuldigung angeht, sie wäre gestohlen …“
„Zwei der ursprünglich drei existierenden Statuen gelten als verschollen“, unterbrach Scheich Raif sie. „Eine wurde vor über hundert Jahren gestohlen …“
„Und eben diese ist jetzt in unserem Besitz.“
„Das behaupten Sie. Allerdings ist es doch recht unwahrscheinlich, dass ausgerechnet Waverlys sie gefunden hat, nachdem die Statue seit über hundert Jahren verschwunden war. Finden Sie nicht?“
Ann erwiderte nichts.
„Die andere Goldherz-Statue“, fuhr er fort, „wurde erst vor wenigen Wochen aus dem Palast gestohlen. Und ich glaube, dass dies die Statue ist, die Sie jetzt haben. Wenn dem so ist, muss ich darauf bestehen, dass sie nach Rayas zurückgebracht wird. Unverzüglich.“
Ann ließ sich zurück auf ihren Bürostuhl fallen. Sie fühlte sich völlig erschöpft. Jeder Atemzug bedeutete eine Anstrengung, und ihr Herz raste so sehr, dass sie meinte, es müsse jeden Moment aus ihrer Brust springen.
Das war ein Albtraum.
Roark hatte geschworen, dass die Statue echt war, also handelte es sich nicht um eine Fälschung. Da war sie sicher. Hatte er wirklich die vor so langer Zeit gestohlene Statue gefunden, obwohl die seit mehr als einem Jahrhundert niemand hatte entdecken können? Oder hatte man ihm irgendwie ein gestohlenes Artefakt untergejubelt?
„Ms Richardson?“
„Ja, ich bin noch dran.“
„Ich fürchte, wir haben da ein Problem, für das wir eine Lösung finden müssen. Zusammen.“
O ja, ein Riesenproblem, dachte sie, während sie dem Scheich zuhörte, der sehr genaue Vorstellungen davon hatte, was sein Land von ihr und Waverlys erwartete.
Sie musste Roark erreichen, wo immer er auch gerade steckte. Sie musste wissen, ob die Statue echt war und wie er an sie gekommen war. Die Herkunft musste klar und eindeutig sein.
Ansonsten würde der Skandal, der losbrechen würde, Waverlys ruinieren. Und alles, wofür sie ihr gesamtes Erwachsenenleben lang gearbeitet hatte, würde den Bach heruntergehen, ohne dass sie etwas dagegen tun konnte.
– ENDE –
Weitere Kostenlose Bücher