Der Boss und die sexy Luegnerin
vor Rothschilds wurde immer größer, nur der Verkehr auf der Straße floss weiter ungehindert dahin.
Charlie presste sich an Vance, als Henry Boyles Blick auf sie fiel und er in ohnmächtiger Wut aufschrie.
„Du miese Schlampe! Das ist alles deine Schuld! Du hättest mir bloß die verdammten Unterlagen geben müssen!“
Wut stieg in Vance auf. Aber nach außen hin blieb er ruhig, und schob sich nur leicht vor Charlie, um sie vor dem wütenden Mistkerl abzuschirmen, der nah an ihnen vorbeigeführt wurde.
„Schlampe! Idiotin!“
„Beruhigen Sie sich.“ Einer der Polizeibeamten öffnete die hintere Autotür. „Genug jetzt. Sie werden Ihre Ansichten später zu Protokoll geben können.“
„Zum Teufel damit!“ Henry entwand sich dem Griff der Polizisten. Mit einem letzten, fieberhaften Blick auf Charlie rannte er los, drängte sich durch die Zuschauermenge und hetzte Richtung Straße.
Er wich dem ersten Auto aus und dann einem Taxi. Bremsen quietschten. Leute schrien. Hupen schrillten. Fast hatte er schon das andere Ende der Straße erreicht, als der Bus herankam. Er konnte ihm nicht mehr ausweichen.
Charlie schrie erstickt auf und presste das Gesicht an Vances Brust. Und während weitere Schreie laut wurden, hielt er sie fest an sich gedrückt, damit sie nicht sehen musste, was mit Henry Boyle geschehen war.
12. KAPITEL
Drei Tage waren seitdem vergangen. Und als Vance in dieser Nacht feststellte, dass er allein im Bett lag, ging er auf die Terrasse. Dort stand sie, und in dem zu großen T-Shirt von ihm, das sie zum Schlafen trug, sah Charlie aus wie eine Göttin. Über ihr funkelten die Sterne, und der Mond hüllte sie in sein sanftes Licht.
Ihr wundervolles Haar fiel ihr offen über die Schultern, und die leichte nächtliche Brise brachte die blonden Strähnen zum Tanzen.
Sie blickte hinunter auf den Fluss, auf dem sich die Lichter der Stadt spiegelten. Sie stand so ruhig und vertieft in diesen Anblick da, dass sie ihn gar nicht zu bemerken schien. So hatte Vance Zeit, seine aufgewühlten Gefühle unter Kontrolle zu bekommen. Als er aufgewacht war und die leere Stelle neben sich entdeckte, hatte sich kurz die Furcht wie ein schweres Gewicht auf seine Brust gelegt, bevor ihm einfiel, dass Charlie vermutlich nur aufgestanden war, um nach Jake zu sehen. Also hatte auch er das getan. Das Baby schlief tief und zusammengerollt in seinem Bettchen – und Vance hatte sich auf die Suche nach Charlie gemacht.
Sie hier draußen in der mondhellen Nacht zu sehen, löste bisher unbekannte Gefühle in ihm aus. Größer und mächtiger als alles, was er je zuvor gefühlt hatte.
War das Liebe?
Himmel, er war nicht einmal in Gedanken vor diesem Wort zurückgezuckt. Was nur bewies, wie weit er sich bereits auf sie eingelassen hatte. Aber – er hatte noch nie erlebt, dass Liebe anhielt. In seiner Familie blieb kein Paar lange zusammen. Seine Eltern hatten sich getrennt, als er noch ein Kind war. Und auch in seinem Freundeskreis ver- und entliebten sich die Leute mit schöner Regelmäßigkeit. Daher hatte Vance diesem Gefühl nie getraut.
Liebe war ein Wort, das er nie einer Frau gegenüber benutzt hatte, denn er wollte nichts aussprechen, dass er nicht fühlte – nicht fühlen konnte.
Aber jetzt mit Charlie … Klar, er war der Erste, der zugeben würde, dass er rein gar nichts über Liebe wusste. Aber er wusste, dass diese Frau und ihr Sohn sich einen Platz in seinem Herzen erobert hatten. Und das musste doch etwas bedeuten, oder?
Charlie wandte sich zu ihm um und lächelte ihn an, und ihm stockte der Atem. Ihre Augen leuchteten, und ihr geschwungener Mund war eine unwiderstehliche Versuchung. Wie alles an ihr. Und mit dieser Erkenntnis musste er sich auch eingestehen, dass er sich zu weit in diese Gefühle verirrt hatte, um je wieder einen Weg hinauszufinden.
„Was machst du hier draußen?“ Er trat zu ihr.
Sie zuckte mit den Schultern. „Ich bin aufgewacht und habe nach Jake gesehen. Und weil die Nacht so schön ist, bin ich hierhergekommen, um ein wenig nachzudenken.“
„Immer gefährlich, wenn eine kluge Frau anfängt nachzudenken.“ Er ging zu ihr hinüber und legte die Arme um sie, und sie lehnte sich gegen ihn.
Seitdem die Bedrohung nicht mehr über ihr schwebte, war Charlie … nachdenklich gewesen. Sie war traurig wegen Henrys Tod, aber auch erleichtert, dass ihr Sohn nun in Sicherheit war. Doch Vance wusste, dass es da noch mehr gab, worüber sie nicht sprach. Und das machte ihm mehr zu
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