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Der Colibri-Effekt

Der Colibri-Effekt

Titel: Der Colibri-Effekt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Helmut Vorndran
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Lattenzaun befestigt.
    »So, Herr
Baron, Ende des Vortrages«, sagte der Kommissar lapidar. »Ich nehme Sie hiermit
wegen des Verdachtes auf Drogenkonsum beziehungsweise dem Vorliegen einer
psychischen Erkrankung fest. Sie werden zu Ihrem eigenen Schutz jetzt auf die
Dienststelle gebracht und ärztlich untersucht. Und anschließend schau mer mal.
Noch Fragen, der Herr?« Er betrachtete den verblüfften Haufen Aristokratie vor
sich, der nicht fassen konnte, was geschah.
    »Mich?
Sie verhaften mich? Und was passiert mit dem Wahnsinnigen da drüben in Onkel
Toms Hütte? Lassen Sie den vielleicht laufen?« Entsetzt schaute er die
Gesetzeshüter an.
    »Sie
meinen das Gartenhaus da drüben, aus dessen Richtung es bestialisch
herüberstinkt?«, fragte Huppendorfer angewidert. In der Tat war eine leichte
Brise aufgekommen, die immer stärker einen ekelhaften Gestank zu allen
Beteiligten herüberwehte.
    »Genau.«
    »Wir
werden Ihren Untermieter bestenfalls als Zeugen vernehmen. Vielleicht haben Sie
Ihre Drogen ja sogar von diesem Hippie bezogen, Herr Baron? Wie heißt Ihr
geheimnisvoller Ökomieter noch mal?« Angewidert hielt sich Lagerfeld die Nase
zu. Ökologie hin oder her, der Gestank war wirklich nicht zu ertragen.
    »Kiesler.
Hans Kiesler. Aber der Name ist ganz sicher nur ein Pseudonym, da geh ich jede
Wette ein.« Abfällig klapperte der Baron mit seinen Handschellen.
    »Na, dann
werde ich ihm jetzt mal einen Besuch abstatten und fragen, was hier eigentlich
los ist.« Entschlossen flankte Lagerfeld über den Gartenzaun. »Außerdem muss jemand
etwas gegen diesen Gestank unternehmen!«, rief er noch über die Schulter
zurück, während er sich durch das kniehohe Gras zu der Hütte vorarbeitete.
    »Wahrscheinlich
werden Sie den Hippie aus dem Schlaf reißen!«, rief ihm der Baron hämisch
hinterher.
    Als sich
Lagerfeld dem recht großen Gartenhaus näherte, fielen ihm die mit Läden
verschlossenen Fenster auf. Je näher er kam, umso beißender wurde der Gestank.
So wie das roch, musste hier ein Tier vor Kurzem verendet sein. Das war ja
nicht zum Aushalten.
    »Hallo,
Herr Kiesler, sind Sie da? Hier ist die Polizei. Wir hätten ein paar kurze
Fragen an Sie!«
    Aber
alles, was Lagerfeld daraufhin vernahm, war aus der Ferne das Gezeter von Baron
von Rotenhenne, der sich mit Huppendorfer verbal duellierte.
    »Herr
Kiesler?«, rief er noch einmal laut und deutlich, erhielt aber noch immer keine
Antwort. Auch der Versuch, durch die Fensterläden etwas zu sehen, war
vergeblich: Sie waren undurchlässig. Als er sich umwandte, winkte ihm
Huppendorfer vom Gartenzaun aus zu. Offensichtlich ging ihm der Baron mächtig
auf die Nerven. Was soll’s, auch er wollte diesen Quatsch hier so schnell wie
möglich beenden und dann zurück zur Dienststelle fahren. Langsam bekam er sogar
Lust auf ein Frühstückshonigbrot von Honeypenny, vorausgesetzt natürlich, die
Gute hatte sich wieder abgeregt.
    Kurzentschlossen
drückte Lagerfeld die Klinke der alten, jägergrün gestrichenen Gartenhaustür
hinunter, und, siehe da, sie war tatsächlich unverschlossen. Allerdings wirkte
sie bei näherem Hinsehen eher so, als hätte sie jemand eingetreten. Das Schloss
war herausgebrochen und hing nur noch lose am ausgefransten Türblatt.
    »Hallo!«,
rief er noch einmal laut, als er die Tür einen Spaltbreit öffnete. Ihm schlug
ein Gestank entgegen, wie er ihn noch nie zuvor erlebt hatte, dann stürzte sich
eine ganze Armada von Fliegen von allen Seiten auf ihn. Er holte ein
Taschentuch aus seiner Hosentasche, faltete es auseinander, legte zur
Sicherheit noch ein zweites darüber und bedeckte damit sein Geruchsorgan, um
den penetranten Gestank zu mindern. In völliger Düsternis eilte er zum ersten
Fenster auf der rechten Seite, um frische Luft und Licht ins Innere zu lassen.
Mit einem lauten Quietschen schwang das alte Fenster des Gartenhauses auf,
Lagerfeld drehte sich um – und erstarrte. Er musste sich an der
Fensterbank festhalten, fast wäre ihm auch noch das doppelte Taschentuch aus
dem Gesicht gefallen. Von einem menschlichen Bewohner war weit und breit nichts
zu sehen, dafür stand vor ihm auf einem alten Eichentisch eine zusammengenagelte
Holzkiste in der Größe eines Bierkastens. Um die Kiste herum, auf dem Tisch und
auf dem Boden, überall erstreckte sich eine riesige, halb eingetrocknete
Blutlache, die von den Fliegen nur so frequentiert wurde. Und Lagerfeld
erkannte Blutlachen sofort, wenn er welche sah. Als er sich von

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