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Der Dschunken Doktor

Der Dschunken Doktor

Titel: Der Dschunken Doktor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Gouverneurs höre ich: Geheimstufe eins. – Darf ich fragen, was da los ist?«
    »Eine neue Krankheit, Sir.«
    »Und die legen Sie mir ins Bett? Ich protestiere im Namen der Armee! Im Queen Elizabeth Hospital gibt es eine riesige Quarantäneabteilung!«
    »Von da komme ich«, sagte Dr. Merker.
    »Aha! Sie holen das Weib ab?«
    »Nein, ich setze mich an ihr Bett.«
    »Bei mir im Hospital?«
    »So lautet mein Auftrag, Sir …« Er klopfte dem Kollegen auf den Rücken. »Ich bin gespannt, wie sich unsere schöne Unbekannte verändert hat.«
    Dr. Wang An-tse kam ihnen auf dem langen Flur entgegen, als er ihre Schritte von weitem hörte. Der hintere Teil des Hospitalflügels war mit Stellwänden abgesperrt worden. Ein Schild, auf einen Ständer montiert, warnte:
    ›Kein Eintritt! Lebensgefahr!‹
    Dr. Wang sah übernächtigt aus. Hinter den Brillengläsern blinzelten die Augen zu Dr. Merker hin. Er trug noch immer seinen eleganten grauen Seidenanzug … nur den Schlips hatte er abgezogen und trug das weiße Hemd offen.
    »Endlich!« sagte Wang müde. »Gut, daß Sie da sind, Doktol Melkel. Ich falle gleich aus den Kleidern.«
    »Wie geht es ihr?« fragte Ting.
    »Unverändert. Ohne Besinnung.«
    »Koma hepaticum?« fragte Dr. Merker.
    »Nein! Das ist es ja, wie bei den anderen auch: Die Besinnungslosigkeit hat eine andere Ursache. Welche? Unbekannt! Erst in der Ohnmachtsphase wandelt sich das Krankheitsbild in ein Koma um, und die Leber zerfällt …«
    »Verrückt.« Dr. Merker betrat das Krankenzimmer und blieb an der Tür betroffen stehen. Er mußte zugeben, noch nie eine solch schöne Frau gesehen zu haben. Sie lag aufgedeckt in betörender Nacktheit auf dem Bett. Das lange schwarze Haar über Schulter und Brüste drapiert, als sollte sie für ein Männermagazin fotografiert werden. Ihre Haut war weiß, mit einem Schimmer ins Olive hinein. Die vollen roten Lippen waren vorgewölbt, als wollten sie zu einem Kuß auffordern. In die Vene ihres linken Armes war eine Nadel geschoben, an der ein Kunststoffschlauch hing, der zu einem Infusionsgalgen führte.
    »Das ist das einzige, was ich tun kann«, sagte Dr. Wang entmutigt. »Bluttransfusion mit hochangereichertem Blut. Aber das hält die schnelle Nekrose nicht auf.«
    »Sie haben festgestellt, Kollege, daß die Leber nekrotisiert?« fragte Dr. Merker.
    »Ich habe vier Parallelfälle gehabt.«
    »Das muß ich sehen.« Dr. Merker setzte sich auf die Bettkante und betrachtete die Frau. Die Mörderin. Er erinnerte sich, was Ting ihm erzählt hatte: Erschießt ohne Grund den Amerikaner Reginald M. Rogers im Juno Revolving Restaurant und lächelt stumm, bis sie in Ohnmacht fällt. Ein ›Nichts von Mensch‹, wie es Ting nannte. Ein wunderschönes Nichts.
    Dr. Merker tastete ihren Leib ab, hob die Augenlider, hörte das Herz ab, fühlte den Puls … Dr. Wang schob die Unterlippe vor. Die Untersuchungsmethode eines billigen Sanitäters.
    Aber dann sagte Dr. Merker plötzlich: »Ich nehme an, das Military Hospital ist voll eingerichtet?«
    »Darauf gebe ich keine Antwort!« knurrte der Chefarzt.
    »Also gut. Ich brauche alles für eine Kontrastdarstellung der Leberarterien und eine bioptische Leberpunktion.« Er richtete sich auf und sah in die fahlen Gesichter von Dr. Wang und dem Chefarzt. In der trüben Beleuchtung des Zimmers wirkte alles verzerrt. »Ich werde das im OP machen. Kollege Wang, möchten Sie assistieren? Ich will auf dem Wege über die Darstellung der Arterienäste die Veränderungen im Leberparenchym sichtbar machen – falls vorhanden!« Er sah den Chefarzt wieder an. »Sie haben doch ein Laparoskop hier?«
    »Ja!« knurrte der Oberstleutnant Ihrer Majestät.
    »Und alles für die Leberkatheterisierung?«
    »Dumme Frage …«
    »Dann los, meine Herren!« Dr. Merker sprang vom Bett auf. »Bald wissen wir genau, was mit der Leber dieser Frau los ist.«
    Dr. Wang zog seinen Rock aus und hängte ihn über eine Stuhllehne. Im OP-Vorraum würde er einen grünen OP-Kittel bekommen. Ich habe diesen Deutschen unterschätzt, dachte er, als er den Rock ordentlich glattstrich.
    Nach knapp einer Stunde saß Dr. Merker vor dem zylindrischen Gewebsstück, das er mittels Troikar aus der Leber gewonnen hatte. Schon der erste Blick ins Mikroskop sagte ihm, daß er einem massiven Leberzellzerfall gegenübersaß, wie er oft bei schweren Pilzvergiftungen zu sehen ist – vor allem bei Vergiftungen mit Amanita phalloides (Grüner Knollenblätterpilz). Alle Symptome aber waren

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