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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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Neue, und diesmal als Liebhaber und nicht als Arzt. Als sie weinte, hielt er sie stumm in seinen Armen und schien zu wissen, dass man Ketten zwar aufschließen, aber niemals ganz abstreifen kann.
    Die Nacht brachte Regen, den das verdurstete Land begierig aufsaugte. Es streifte seinen grauen Staubmantel ab und wuchs grün und neu empor. Müde Blumen hoben die Häupter, begrüßten den Morgen mit neuer Frische. Neben dem Fenster rankte sich ein Pfirsichbaum am Haus entlang. Er war noch jung und trug nur wenige Blüten, die sich schüchtern an die kräftigen roten Äste drängten. Der süße Blütenduft drang durchs offene Fenster und erfüllte den Schlafraum. Penelope liebte diesen Duft – er schien ihr das Zeichen für Hoffnung und Neubeginn.

11. Kapitel
     
     

     
    When weary with the long day’s care
    And earthly change from pain to pain,
    And lost and ready to despair,
    Thy kind voice calls me back again.
    (Jane Emily Brontë, To Imagination)
     
     
    »Ich sage Ihnen, Penelope – das wird Ihnen guttun. Die Luft hier in Sydney ist zu schwül, draußen auf dem Land ist es viel besser. Und wenn Sie ihn lieb darum bitten, wird Ihr Gemahl uns begleiten. Sie wissen doch, dass er Ihnen nichts abschlagen kann. Er betet Sie an – nehmen Sie ihn mit und lassen Sie sich ein paar Tage auf Händen tragen.« Elizabeth Macquarie legte ihren Kopf schief und schenkte Penelope ein so unwiderstehliches Lächeln, dass diese lachend den Kopf schüttelte.
    »Lizzy, wenn Sie Ihren Mann immer so um den Finger wickeln, verstehe ich, warum er Ihnen das Haus überlässt. Das würde ich wohl auch tun, um meine Ruhe zu haben.« Penelope holte ihre Brille von der Nase und rieb sich die schmerzenden Augen. Bernhard hatte ihr die Sehhilfe im vergangenen Jahr verordnet und achtete darauf, dass sie sie regelmäßig trug, doch verbesserte sich ihre Sehkraft dadurch kaum. Ihre Welt blieb von einem Braunschleier überzogen. Sie wagte jedoch nicht, ihm das zu sagen, aus Furcht, seine Sorge um ihre Gesundheit nur zu steigern.Und er würde wieder auf die Operation zu sprechen kommen, vor der sie sich fürchtete.
    »Wie kann man Ihnen widerstehen, Lizzy?«, fragte sie leise und sah die Freundin liebevoll an.
    »Ich fürchte, der Einzige, der mir widersteht, ist dieser junge Herr hier«, erwiderte Elizabeth. »Immer dann, wenn es Zeit ist, ins Bett zu gehen.« Bekümmert sah sie auf ihren kleinen Sohn, der mit seinen zwei Jahren offenbar keine Mühe hatte, seine Eltern zu tyrannisieren. Er spielte zum Glück friedlich im roten Sand, doch beide Frauen wussten, dass sein ohrenbetäubendes Geheul die entspannte Nachmittagsrunde sofort sprengen würde.
    »Eine Frage von Mitleid oder von Einsatz?«
    »Wenn ich bei Mitleid angekommen bin, ist es für diesen kleinen Herrn Lachlan Zeit, nach England ins Internat zu gehen.« Elizabeth lachte. »Also abgemacht. Wir reisen zusammen nach Parramatta«, schwenkte sie unvermittelt auf den alten Kurs der Überredungskunst zurück.
    »Und Sie glauben, Mrs. Treskoll hat nichts dagegen?«
    »Sie hat vollstes Verständnis, dass der Gouverneur nach dem Rechten schaut. Die ganze Geschichte hat für ziemlichen Wirbel gesorgt.«
    Die »ganze Geschichte« war eine Kaufmannsposse – eine von vielen in der Kolonie. Als Elizabeth gegangen war, saß Penelope noch lange im Garten, schaute der kleinen Lucy beim Spielen zu und hing ihren Gedanken nach. Aus manchen Possen schuf man bisweilen etwas Bleibendes, wie Macquarie zu sagen pflegte.
    Lucy gehörte dazu – ihr schwarzes Findelkind, das sie gegen alle Widerstände großzog.
    Etwas Bleibendes war seinerzeit an ihrem Küchentisch über Kuchenkringeln entstanden. Macquarie hatte nichtlockergelassen, und am Ende war es ihm gelungen, die Rum-Posse, wie er sie geringschätzig nannte, mit seinen selbstgeprägten Münzen zu beenden. Das hatte ihn ein paar Freunde gekostet, von denen Elizabeth nachher respektlos meinte, sie seien ihm wohl buchstäblich davongeschwommen.
    Zwei Kisten spanischer Münzen hatten den Grundstock der neuen Währung gebildet. Macquarie hatte eine Weile herumexperimentiert und dann einen Weg gefunden, die Mitte der Münzen herauszustanzen, einzuschmelzen und durch ein selbstgeprägtes Stück zu ersetzen. So gab es neues Geld in altem Material, er musste die Regierungskasse nicht überlasten, und die Leute gewöhnten sich recht schnell daran, wieder Münzen in der Börse zu haben. In einem mutigen letzten Schritt erhöhte der Gouverneur die Steuern auf den

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