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Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition)

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte: Eine Australien-Saga (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dagmar Trodler
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geh.«
    »Ich … ich kann … ich will –«, stotterte sie, doch der Hirte hörte ihr nicht zu. Stumm blieb sie zur Untätigkeit verdammt neben ihm sitzen, trank aus der Kanne und grübelte, wie Bernhard Kreuz Liams Rücken behandelt hatte.
    »Apari weiß, was zu tun ist«, presste Joshua schließlich hervor.
    Und Penelope beging einen Fehler. »Was kann der denn schon von Medizin wissen«, sagte sie.
    »Mehr, als du denkst«, grollte er.
    »Er ist ein Wilder.«
    »Er ist kein Wilder! Er hat mehr Ehre im Leib als du und deinesgleichen zusammen«, fauchte er.
    »Ehre macht dir den verdammten Rücken nicht heil.« Penelope lachte böse.
    »Die Hand einer verdammten Hure macht ihn mir auch nicht heil.«
    Sie verstummte, fassungslos über das, was er da gerade gesagt hatte.
    »Du nennst mich Hure«, flüsterte sie. »Wie kommst du dazu … wie kommst du …?«
    »Bist du etwa was anderes?«, fragte er zurück.
    »Ich … Joshua …«
    »Wenn du das nicht willst, dann geh!«, schrie er sie unvermittelt an. »Das ist mein Rücken und mein Zelt, warum sollte ich Rücksicht auf dich nehmen? Wenn dir das hier nicht passt, hau doch ab! Hau einfach ab!«
    Er musste wahnsinnig vor Schmerzen sein. Sie holte Luft, um noch einmal mit ihm zu reden. Da richtete er sich auf und sah ihr in die Augen. Sein Gesicht war zerfurcht von Schmerzen.
    »Ich brauche dich nicht, Frau. Du hast etwas von mir gewollt, nicht umgekehrt. Hast du das vergessen? Lass mich in Ruhe, ich bin auch ohne dich klargekommen. Ich brauche dich nicht.«
    Sie starrte ihn an. »Aber … wo – wo soll ich denn jetzt hin?« Ihr war schwindelig, vielleicht vom Rum. »Wo soll ich hin, Joshua?«
    Er zuckte nicht mal mit den Schultern. Vielleicht verursachte das zu viel Schmerzen, vielleicht wollte er nicht. Kannte sie ihn überhaupt? Kannte sie mehr von ihm als seinen Schwanz? Er sah sie an, und sein Blick ließ sie frösteln. »Keine Ahnung«, keuchte er. Er ließ sich zurück auf sein Lager sinken und schloss die Augen.
    Die Pein in ihrem Kopf war unerträglich. Sie war sich nicht sicher, ob sie vor dem Rum schon dagewesen war. Eine lange Weile saß sie vor dem Zelt, unfähig, sich zu bewegen oder einen Anlauf zu nehmen, irgendwas zu unternehmen. Nicht einmal einen Plan fassen konnte sie. Die Ketten hatten sich wieder um ihre Handgelenke geschlossen. Joshua hatte den Schlüssel weggeworfen. Das war erst nach dem Rum so gekommen.
    Der Schwarze kam lautlos am späten Abend. Er beachtete sie gar nicht, sondern ging direkt ins Zelt. Ein schwarzerJüngling schleppte einen Behälter mit übelriechendem Inhalt hinter ihm her. Vermutlich hatten sie Raubtierscheiße gesammelt, auf brennenden Blättern herumgekaut und den ganzen verdammten Wildenstamm gemeinsam in das Verrührte hineinpinkeln lassen. Die Masse schmierten sie Joshua nun auf den Rücken. Penelope lachte bei der Vorstellung vor sich hin. Doch als sie leise Stimmen aus dem Zelt hörte, verging ihr das Lachen, denn Joshuas Stimme klang wieder freundlich, und er bedankte sich sogar bei dem schwarzen Mann. Dann roch es nach Suppe, und sie hörte die Näpfe klappern. Niemand rief sie zum Essen hinzu, obwohl sie keinen Steinwurf von ihnen entfernt saß.
    Das war vielleicht das Allerschlimmste.
    Tief in der Nacht erwachte sie. Es war still ringsum. Und es dauerte einen Moment, bis ihr klar wurde, dass sie zum ersten Mal in ihrem Leben kein Dach über dem Kopf hatte. Sie lag ein paar Meter neben dem Zelt, alleine und so, wie sie aus der Kirche gekommen war. Aus dem Zelt war Schnarchen zu hören. Vorsichtig drehte sie sich aus dem Gras auf die Seite. Die Nachtgeräusche so ganz ohne Schutz anzuhören war grässlich. Das Knistern doppelt so laut, die Hunde doppelt so nah, die Schlangen –
    Sie fing an zu zittern. Schlangen hörte man nicht. Ihr Rock hatte sich im unruhigen Schlaf um die Beine gewickelt, sie versuchte, sich davon zu befreien, und riss ein Loch in den Saum.
    Der schwarze Jüngling saß wie eine Statue neben ihr, seinen Speer in den Boden gebohrt, und wachte über sie.

6. Kapitel
     
     

     
    So when dark thoughts my boding spirits shroud
    Sweet hope, celestial influence round me shed,
    Waving the silver pinions o’er my head.
    (John Keats, On hope)
     
    Der Lehm des Schwarzen ließ die Wunden heilen. Eine dünne Haut schloss sich über den Verletzungen. Am nächsten Tag hatte Joshua Penelope wieder in sein Zelt geholt, das Essen mit ihr geteilt, die Decken auf dem Lager und auch den Rum. Entschuldigt

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