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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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Sünde anheimfielen, doch zumindest deren Kinder retten müsse.
    »Ein Waisenhaus wie in London«, brummte die Alte. »sie wissen ja nicht, wohin mit den Blagen, bis sie alt genug sind, als Dienstmädchen weggegeben zu werden. Arme Kreaturen, zum Sterben zu groß, zum Leben zu klein und allen nichts als eine Last.«
    »Woher weißt du das?«, fragte Penelope. »Bist du dort gewesen?«
    »Man hört so dies und das«, kam es mit einem Schulterzucken zurück. »Man muss nicht überall selbst gewesen sein.«
    »Aber kann man dort hingehen?«
    »Man kann dorthin gehen«, brummte die Alte. »Wenn du die Kinder anderer Leute anschauen willst? Sei froh, dass dir das da erspart geblieben ist. Du bist ohnehin viel zu jung für ein Kind.«
    Die Mutter, die ihr Kind hatte abgeben müssen, lag schluchzend in einer Ecke. Irgendwann hörte man sie nicht mehr. Penelope starrte vor sich hin. Und wenn sie doch ins Waisenhaus gehen würde? Lily suchen? Die Turbulenzen im Hathaway’schen Haushalt hatten sie so in Atem gehalten, dass sie nie auf die Idee gekommen war, zu fragen, ob sie das Haus verlassen durfte.
    Nein. Das stimmte ja nicht. Sie hatte sich vor dem Besuch zu sehr gefürchtet. Hatte befürchtet, die Wahrheit zu erfahren. Es war ihr immer schon leichter gefallen, unangenehme Dinge auszublenden. Doch nun lag das Waisenhaus gedanklich vor ihr.
    Die Gouverneursgattin war alleine gekommen.
    »Du meine Güte, den kurzen Weg kann man doch wirklich zu Fuß gehen.« Elizabeth Macquarie lächelte, als die Aufseherin über ihre Schulter nach der Kutsche spähte. »Und heute ist es nicht so heiß, da tut ein Spaziergang gut. Ich wollte einen Blick in die Küche werfen, mein Mann hatte erwähnt …« Gemächlichen Schrittes wanderten die beiden Frauen durch das Tor in den Innenhof des Gefängnisses. Die Sonne schien auf Elizabeth Macquaries blumenbesteckte Haube und ließ die blaue Farbe leuchten.
    »Sicher findet sie was zum Beanstanden – sie findet immer was. Und dann gibt’s mehr zu essen.« Adele lehnte sich aus dem Fenster. »Das war schon mal so.« Sie rieb sich in Vorfreude die Hände. »Das letzte Mal gab’s danach Früchte. Orangen und grüne –«
    »Wenn sie das Zeug drei Stunden weniger kochen würden, wäre schon was erreicht.«
    »Sie müssen’s ja nicht essen, also können sie damit machen, was sie wollen«, erklärte Penelope. Die anderen nickten. Genauso war das.
    »Die Madam fragt halt nicht. Sie geht gleich in die Küche, um nachzuschauen«, sagte das alte Weib und nagte auf ihrem Brotkanten herum. »Und dann findet sie was. Andere würden sich nicht mal auf den Weg machen.«
    Doch Elizabeth Macquarie hatte noch ein anderes Anliegen ins Gefängnis geführt. Ihre Unterredung mit dem Koch war für diesen offenbar wenig erfreulich, das verrieten die erregten Stimmen aus der Küche.
    »… das möchte ich ein für alle Mal klargestellt haben. Die Waagen werden ab jetzt einmal pro Woche überprüft, ich werde meinen Mann von dem Umstand unterrichten, und er wird einen Fachmann schicken. Vielleicht haben Sie bis dahin ja herausgefunden, wer an der Schraube gedreht hat.« Die Gouverneursgattin wirbelte herum. »Und nun möchte ich noch die jungen Frauen sehen.«
    »Zieht eure Bäuche ein«, meinte Adele und kicherte, »damit sie euch vielleicht mitnimmt.«
    »Sie kommt doch nur gucken«, brummte Penelope und ließ weiter ihre Daumen umeinanderwandern – das war so ähnlich wie Häkeln. Immer öfter kam ihr in den Kopf, dass sie es doch noch einmal versuchen sollte … aber sie hatte ja keine Häkelnadel.
    »Penelope Mac … MacDonald –«
    »MacFadden heißt sie«, verbesserte die Aufseherin. »Da vorne sitzt sie, die mit dem langen Zopf.«
    Die Gouverneursgattin brachte den Duft von Lavendel mit, er tanzte neugierig um Penelope herum.
    »Ich kenne dich. Du hast am Strand gesessen, damals. Du hast mein Tuch gefangen. Das weiß ich noch.« Elizabeth Macquarie kratzte sich nachdenklich am Hals, wie Damen das normalerweise nicht taten. Aber Damen schwitzten auch nicht, weil sie einen Weg zu Fuß gegangen waren, Damen benutzten die Kutsche, fuhr es Penelope durch den Kopf. Diese Frau war eben anders.
    »Du hast gesagt, du kannst häkeln.« Elizabeth lächelte. »Ich habe ein gutes Gedächtnis. Mein Mann findet das ganz furchtbar, weil ich mich auch an die Dinge erinnere, die er lieber vergessen möchte.«
    Die anderen Gefangenen hatten sich zurückgezogen, als die Gouverneursgattin sich näherte, daher war genug Platz

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