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0073 - Der Satansfjord

0073 - Der Satansfjord

Titel: 0073 - Der Satansfjord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Wunderer
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»Ha, ihr Landratten!« brüllte Captain George Cunning gegen den Sturm und schüttelte die Fäuste. »Euch werde ich es zeigen! Volle Kraft!«
    Die norwegischen Fischer, die ihn verfolgten, als Landratten zu bezeichnen, war in Captain Cunnings Augen die größte Beleidigung, die es überhaupt geben konnte. Es war auch eine Untertreibung, da die Norweger ihre Fischkutter sehr geschickt und erfahren durch die rauhe See steuerten und den englischen Trawler bald einholen mußten.
    Damit, war Captain Cunning aber gar nicht einverstanden. Captain war er sozusagen von eigenen Gnaden, da ihm der Trawler gehörte und die zwei Mann, mit denen er auf Fang fuhr, seinen Befehlen gehorchten. Er hörte es gern, wenn sie ihn Captain nannten.
    Sie hatten sich von jeher nicht an die Dreimeilenzone gehalten. Die neuen Fischfangzonen inner- und außerhalb der EG interessierten Cunning noch weniger. Der rothaarige, raubeinige Seebär mit dem stoppeligen Bart und den kleinen, listigen Augen scherte sich nicht um anderer Leute Fanggründe. Nur der volle Laderaum seines Kutters interessierte ihn.
    »Volle Kraft!« brüllte Captain Cunning zu Hester Vine, der am Steuerrad stand. »Volle Kraft!«
    »Du hast Humor, Captain!« brüllte Vine zurück. »Die Maschine läuft schon seit einer halben Stunde auf voller Kraft. Wenn wir so weitermachen, ist es bald aus! Das alte Ding hält das nicht durch!«
    »Er hat recht, Captain«, sagte Paul Stockyard, der dritte Mann der Besatzung besorgt. Er klammerte sich neben Cunning an der Reling fest und deutete zu den Norwegern hinüber. »Drei Boote gegen eines! Das schaffen wir nicht! Diesmal haben sie uns am A…«
    »Ha, daß ich nicht, lache!« tobte der Captain und lief rot an. »Ich will keine Strafe bezahlen! Womöglich nehmen mir diese unterentwickelten Wilden auch noch den Kahn weg!«
    Mit einem heftigen Stoß beförderte er Hester Vine vom Steuerrad weg und packte es mit seinen nervigen Fäusten. Seine Augen blitzten wild.
    »Denen werde ich zeigen, was ein englischer Captain ist!« schrie er und ließ das Steuerrad durch seine schwieligen Hände laufen. »Festhalten!«
    Die NORGE legte sich weit auf die Seite, als der Captain in der rauen See wendete. Seine beiden Begleiter schrien erschrocken auf.
    Die drei norwegischen Boote stampften auf sie zu. Das Manöver kam so überraschend, daß die norwegischen Fischer sich nicht mehr rechtzeitig darauf einstellen konnten.
    Noch ehe sie den Kurs ihrer Boote korrigierten, richtete sich die NORGE wieder aus ihrer gefährlichen Seitenlage auf und schlingerte ihnen entgegen. Unter dem dröhnenden Gelächter Captain Cunnings rauschte sie zwischen zwei Verfolgern hindurch. Johlend schwenkte Cunning seine Mütze. Die Norweger schrien ihm ein paar internationale Schimpfworte zu.
    »Wir schaffen es trotzdem nicht, Captain!« rief Hester Vine mutlos. »Wir entkommen ihnen nicht mehr!«
    Während er nur mit der Linken steuerte, griff Cunning mit der Rechten nach seiner Whiskypulle, zog den Korken mit den Zähnen aus dem Flaschenhals und spuckte ihn über Bord.
    »Und ob wir das schaffen!« grölte er, nachdem er einen tiefen Schluck getan hatte – den letzten seines Lebens. »Festhalten!«
    In einem mörderischen Manöver legte er die NORGE erneut auf die Seite. Parallel zu den gischtenden Wellenkämmen ließ er den alten Trawler auf die felsige Küste zulaufen. Schwer schlingernd holte der Kahn mal nach steuerbord, dann nach backbord über, daß Hester Vine und Paul Stockyard schon mit ihrem Leben abschlossen. Sie waren überzeugt, die NORGE würde im nächsten Moment kentern.
    Doch nicht umsonst war Captain Cunning sechzig Jahre alt geworden und außer sonntags jeden Tag auf See gewesen. Er brachte die NORGE sicher an die steil aus dem Meer aufragende Küste heran.
    Tief und drohend hingen die schwarzen Wolken und verhüllten die Gipfel der kahlen Felsen. Haushoch spritzte die Brandung in weißen Wellenkämmen an den Steinen empor.
    Hester Vine schlug ein Kreuz mit der Rechten, an der er nur drei Finger hatte. Paul Stockyard schloß die Augen. Im nächsten Moment mußten sie an den Klippen zerschellen. Captain Cunning war wahnsinnig geworden!
    Sekunden später war das Stampfen und Schlingern vorbei. Die NORGE glitt durch ruhiges Wasser. Das Dröhnen des überdrehten Dieselmotors verstummte. Die Maschine tuckerte leise und trieb das schwerfällige Boot in einen Fjord von unvergleichlicher Schönheit hinein.
    »Beim Klabautermann!« rief Hester Vine

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