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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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ihrem Befinden. Kannst du dir das vorstellen? Er fragt sie allen Ernstes, ob sie mit dem Essen zufrieden sind! So was schon mal gehört? Uns hier hat noch nie jemand danach gefragt! Sie interessieren sich allenfalls für unsere Mösen –«
    »Kennst du nicht die neueste Idee, Adele?«, mischte sich eine andere ein und rutschte von ihrer Pritsche herunter. »Davon erzählte die Aufseherin. Die neueste Idee von so einem Amtmann war, dass wir Frauen, wenn wir unsere Strafe verbüßt haben, alle nach England zurückkehren sollen.«
    »Was? Was sagst du da?«
    »Nach England. Wo wir herkommen. Lachhaft.« Immer mehr Frauen umkreisten die drei, voller Neugier und auch Furcht oder kopfschüttelnd, weil sich so einen Unfug doch nicht mal ein Magistrat ausdenken konnte.
    »Doch, sie hat es von Macquarie selbst gehört. Die von der Kolonialverwaltung waren auf die Idee gekommen. Weil es zu teuer ist, uns hier durchzufüttern, sollen es die drüben in England tun.«
    »Und wir sitzen wieder auf der Straße!«, schrie eine. »Da kommen wir doch her – wollt ihr etwa dahin zurück?«
    »In die Gosse? In diese verlauste Taverne, wo ich jeden Tag zwanzig Stunden schuften musste?« Ein Mädchen lachte böse. »Lieber springe ich vom Schiff und ersaufe, als dass ich das noch mal haben will! Was auch immer dieses Land zu bieten hat – irgendwas wird schon für mich passen! Wenn sie mich hier weghaben wollen, müssen sie mich schon mit Gewalt auf das verdammte Schiff bringen!«
    »Auf das Schiff geh ich auch nicht mehr«, meinte eine andere. »Das ist schlimmer als alle Wehen zusammen – es war, als ob es nie aufhört. Und am Ende hast du nicht mal ein Kind in den Händen!«
    »Fesseln müssten sie mich dafür!«, rief das Mädchen.
    »Du brauchst halt einen Kerl. Ohne Kerl geht nichts«, sagte die Frau ruhig. »Ohne Kerl stechen dich die Schwarzen ab.«
    »So übel sind die Kerle nicht, Madelein«, meinte ein älteres Weib trocken. »Die meisten sind doch schon froh, wenn sie eine finden, die ihnen Essen kocht, ohne sie zu vergiften. Das wirst du wohl können!«
    »Ja, wenn sich erst mal einer hierher verirrt. Sie sperren uns weg – wie soll ich denn da einen Kerl finden, der mein Essen will?« Das Mädchen wanderte erregt in der überfüllten Zelle umher. »Ich sitze hier schon seit drei Wochen, und keiner kam gucken, ob er mich brauchen kann. Stattdessen nähe ich in der Fabrik Schuhsohlen zusammen!«
    »Und was hast du in England gemacht?«, fragte die Alte. »War das etwa besser? Du bist jung und hübsch und gerade erst in die Kolonie gekommen – du wirst schon noch einen finden. Wart’s ab.« Damit drehte sie sich auf ihrem Lager um und schnarchte kurz darauf.
    »Manche von denen nehmen sich auch lieber schwarze Frauen«, gab eine zu bedenken.
    »Die halten die Klappe, weil sie eh niemand versteht.«
    »Nee, das sind die Kerle, die auf gebratene Maden und Würmer stehen.« Madelein lachte. »Und so einen willst du doch wohl auch nicht, oder?«
    Madelein kam am anderen Tag nicht von der Arbeit in der Fabrik zurück. Sie war dort aufgelesen worden, wusste die Alte zu berichten, die in derselben Werkstatt arbeitete und des Morgens mit ihr zusammen zur Arbeit ging. Eine Dame in feinen Kleidern war gekommen und hatte ihre Haare angeschaut, ihre Zähne und ihre Finger. Was für ein großes Glück für eine Neuangekommene!
    »Das ist ja wie auf dem Markt!«, empörte sich eine.
    »Tja, sie suchte wohl was farblich Passendes für ihre Kleider«, meinte die Alte kichernd. »Alle anderen drücken immer die Arme. Um zu gucken, ob du was schleppen kannst – und drücken deinen Bauch, um zu gucken, ob du schon was mitschleppst. Das will ja keiner haben.«
    Sie schwiegen betreten. Am Morgen war der Priester, Mr. Cowper, im Haus gewesen und hatte eins der Kinder mitgenommen. Schwangere Gefängnisinsassinnen waren an der Tagesordnung, und in der Regel hatten die Neugeborenen keinen Vater. Dieses Kind war der Mutterbrust entwöhnt und hatte schon Brei essen können. Damit war die Zeit für das Waisenhaus gekommen. Niemand sprach gerne darüber, doch das längliche Gebäude hinter der Kirche beherbergte vor allem Mädchen aus desolaten Verhältnissen, Hurenkinder, Findelkinder und die Kinder von Gefängnisinsassinnen. Man erzählte sich, dass das Haus bis unters Dach voll mit Kindern stecke, die ein Leben unter strengstem Regiment führten. Die Aufsichtskommission des Waisenhauses war der Meinung, dass man, wenn schon die Mütter der

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