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Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga

Titel: Der Duft der Pfirsichblüte - eine Australien-Saga Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rütten & Loening Verlag <Potsdam>
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die Tür, jemand betrat den Raum.
    »Ma’am, Dr. Redfern ist unten im Hafen – wie kann ich Ihnen helfen?«, erklang eine Männerstimme.
    Die Dame ächzte. »Lieber Doktor, mich schmerzen alle Glieder, der Kopf und der Magen, und diese grobe Person, die einen pflegen soll und nicht weiß, was sie tut … Der Gestank in diesem Zimmer ist unerträglich, diese Schafhirtin, ich halte das nicht aus … Hätten Sie nicht noch ein Gläschen Laudanum für mich, das würde meinen Kopf beruhigen …«
    »Mrs. Howard geht es sehr schlecht«, raunte jemand. »Diese Frau tut ihren Nerven nicht gut.«
    Die Schritte des Doktors kamen näher. Gleich würde er Penelope hinauswerfen. Sie zog sich die Decke an die Brustund versuchte, sich unsichtbar zu machen. Vielleicht übersah er sie, und sie konnte noch ein wenig ausruhen, bevor er sie hinauswarf.
    »Penelope«, flüsterte es. »Das ist doch … Wie – wie wunderbar, dich zu sehen. Welch … ein Wunder. Penelope.«
    Sie kannte diese Stimme. Bernhard Kreuz stand an ihrem Bett, seine grauen Augen strahlten weitaus mehr, als es für den Anblick eines Sträflingsweibs angemessen war. Doch das sah außer ihr niemand. Sein Strahlen galt in diesem Moment allein ihr, dann war er schon wieder fort, wohl um Laudanum zu holen. Das Strahlen hatte lange genug gedauert, um ein unsichtbares Band zwischen ihnen zu knüpfen. »Ich komme wieder«, hatte es ihr zu verstehen gegeben,
    Wie schon auf dem Schiff war er mutig genug, nach eigenem Ermessen zu handeln und Probleme auf seine Weise zu lösen. In Mrs. Howards Fall sah das so aus, dass er ihr nahelegte, ihre Genesung in der Bequemlichkeit des eigenen Hauses fortzusetzen, wo alles nach ihren Wünschen laufen und er selbstverständlich täglich nach ihr schauen würde.
    »Ich wünsche, D’Arcy Wentworth zu sehen«, nörgelte Mrs. Howard. »Er ist der Chef des Hauses, er ist mein Arzt. Holen Sie Wentworth her!«
    »Madam, Dr. Wentworth hat das Haus vertrauensvoll in die Hände seiner Assistenten gelegt, er ist herüber nach Parramatta. Voraussichtlich wird er erst morgen zurückkehren. Wenn Sie so lange warten möchten? Ihrer Genesung wird das jedoch keinen Dienst erweisen, im Interesse Ihrer Gesundheit sollten Sie größtmögliche Ruhe halten und beste Pflege erhalten, und Sie sehen ja, dass dieses Hospital dafür nicht der richtige Ort ist«, erklärte Bernhard Kreuz.
    Die etwas überhebliche Art des deutschen Armeearztes traf Mrs. Howards Gemüt an der rechten Stelle. Selbstverständlich war sie daheim besser aufgehoben. Wie sollte sie sich zwischen diesem Lumpenpack auch erholen?
    »Und vergeben Sie, Herr Doktor, aber das Brot, was man mir vorhin reichte, war an der Unterseite grün. Man kann nicht verlangen, dass ich so was zu mir nehme«, klagte sie. Kreuz pflichtete ihr bei, dass das Hospital keinesfalls für Damen ihres Standes ausgelegt sei – das im Bau befindlich neue durchaus, doch komme ihr Unfall dafür leider zu früh.
    Es dauerte keine Stunde, da war Mrs. Howard mit Kissen, Decken, Hemden und Handtüchern in ihrer Kutsche auf dem Weg nach Hause, versorgt mit einem Vorrat an Laudanum und kühlenden Umschlägen für ihr schmerzendes Bein. Mrs. Howard war von allen am Unfall Beteiligten am glimpflichsten davongekommen.
    Der Doktor hielt sein Versprechen. Er kam, als alles ruhig war, in das verwaiste Zimmer, wo Penelope sich noch tiefer unter ihre Decke verkrochen hatte. Sie hatte festgestellt, dass man ihr die zerrissenen Sträflingskleider ausgezogen und ein reines Spitalhemd angezogen hatte. Wochenlang war sie die Hure eines Schafhirten gewesen, und auf dem Schiff war der Doktor ihr Geburtshelfer gewesen. Dass er sie möglicherweise in dieses Hemd gekleidet hatte, verursachte ihr größte Scham. Doch Scham war vorerst ihre geringste Sorge. Kreuz kehrte mit einem ganz anderen Anliegen an ihr Bett zurück.
    »Du wirst ein paar Fragen beantworten müssen«, kam er ohne Umschweife zur Sache. Seine Stimme hatte den warmen Tonfall verloren. »Es ist eine Nachricht vom Gericht gekommen, dass man dich vorlädt. Man will wissen, wiedieser Unfall geschehen konnte. Und von einem brutalen Mordkomplott in Parramatta ist die Rede. Du tust gut daran, dich zu erinnern.« Prüfend schaute er sie an, und sie las in seinen Augen, dass er befürchtete, einer Mörderin geholfen zu haben.
    »Ich – ich bin … ich war …«, begann sie, doch Kreuz schnitt ihr das Wort ab. »Ich bin nicht der Richter. Erzähl es ihm.«
    Er wartete auch keine

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