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Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
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maschinengewehrartig gegen die Tür klopfte. Brown stand auf und ließ Zoltan ein. Der Vogel flog durch das Zimmer und ließ sich verdrossen in einer Ecke nieder.
    »Musikalisches Gemüse«, murmelte er.
    Nach dem Essen bot der Revolvermann seinen Tabak an.
    – Jetzt. Jetzt wird die Frage kommen.
    Aber Brown stellte keine Fragen. Er rauchte und betrachtete die erlöschende Glut des Feuers. In der Hütte war es bereits deutlich kälter.
    »Führe uns nicht in Versuchung«, sagte Zoltan unvermittelt, apokalyptisch.
    Der Revolvermann zuckte zusammen. Plötzlich war er sicher, daß es eine Illusion war, alles (kein Traum, nein; ein Zauber), daß der Mann in Schwarz einen Zauberspruch ausgesprochen hatte und versuchte, ihm auf eine in den Wahnsinn treibend verschlüsselte, symbolische Art und Weise etwas zu sagen.
    »Bist du durch Tull gekommen?« fragte er plötzlich.
    Brown nickte. »Als ich hierher kam, und einmal, um Getreide zu verkaufen. In jenem Jahr hat es geregnet. Dauerte vielleicht fünfzehn Minuten. Der Boden schien sich einfach aufzutun und es aufzusaugen. Eine Stunde später war es so weiß und trocken wie eh und je. Aber das Getreide… mein Gott, das Getreide. Man konnte sehen, wie es wuchs. Was das Schlimmste nicht war. Aber man konnte es hören , als hätte ihm der Regen einen Mund gegeben. Es waren keine glücklichen Laute. Es schien sich seufzend und stöhnend seinen Weg aus dem Erdreich zu bahnen.« Er machte eine Pause. »Ich hatte Überschuß, daher nahm ich es mit und verkaufte es. Pappa Doc sagte, er würde es tun, aber er hätte mich betrogen. Also ging ich selbst.«
    »Magst du die Stadt nicht?«
    »Nein.«
    »Ich wäre dort fast umgebracht worden«, sagte der Revolvermann unvermittelt.
    »Tatsächlich?«
    »Ich habe einen Mann getötet, der von Gott berührt worden war«, sagte der Revolvermann. »Aber es war nicht Gott. Es war der Mann in Schwarz.«
    »Er hat dir eine Falle gestellt.«
    »Ja.«
    Sie betrachteten einander über die Schatten hinweg, und der Augenblick nahm eine Aura des Endgültigen an.
    – Jetzt wird die Frage kommen.
    Aber Brown hatte nichts zu sagen. Seine Zigarette war ein schwelender Stummel, aber als der Revolvermann auf seinen Tabaksbeutel klopfte, schüttelte Brown den Kopf.
    Zoltan bewegte sich unruhig, schien etwas sagen zu wollen, schwieg aber.
    »Darf ich dir davon erzählen?« fragte der Revolvermann.
    »Klar.«
    Der Revolvermann suchte nach einleitenden Worten, doch es fielen ihm keine ein. »Ich muß pinkeln«, sagte er.
    Brown nickte. »Das liegt am Wasser. Bitte auf das Getreide, ja?«
    »Klar.«
    Er ging die Stufen hinauf und ins Dunkel hinaus. Oben funkelten die Sterne in verrückter Vielfalt. Der Wind wehte konstant. Sein Urin krümmte sich als wabernder Strahl über dem staubigen Getreidefeld. Der Mann in Schwarz hatte ihn hierher geschickt. Brown selbst konnte der Mann in Schwarz sein. Es könnte sein…
    Er verdrängte den Gedanken. Die einzige Eventualität, die zu ertragen er nicht gelernt hatte, war die Möglichkeit, daß er selbst wahnsinnig sein konnte. Er ging wieder nach drinnen.
    »Hast du schon entschieden, ob ich ein Zauberer bin?« fragte Brown amüsiert.
    Der Revolvermann blieb verblüfft auf dem winzigen Absatz stehen. Dann kam er langsam wieder herunter und setzte sich.
    »Ich fing an, dir von Tull zu erzählen.«
    »Wächst es?«
    »Es ist tot«, sagte der Revolvermann, und die Worte hingen schwer in der Luft.
    Brown nickte. »Die Wüste. Ich glaube, letzten Endes wird sie alles vernichten. Hast du gewußt, daß einst eine Kutschenstraße durch die Wüste führte?«
    Der Revolvermann machte die Augen zu. Sein Verstand wirbelte verrückt durcheinander.
    »Du hast mir Drogen gegeben«, sagte er hastig.
    »Nein. Ich habe nichts getan.«
    Der Revolvermann machte argwöhnisch die Augen auf.
    »Du wirst es erst richtig finden, wenn ich dich aufgefordert habe«, sagte Brown. »Was ich hiermit tue. Möchtest du mir von Tull erzählen?«
    Der Revolvermann machte zögernd den Mund auf und stellte zu seiner Überraschung fest, daß die Worte dieses Mal da waren. Er fing an, in abgehackten Sätzen zu sprechen, aus denen allmählich eine gleichmäßige, tonlose Schilderung wurde. Das Gefühl, unter Drogeneinfluß zu sein, fiel von ihm ab, und er stellte fest, daß er seltsam aufgeregt war. Er sprach bis weit in die Nacht. Brown unterbrach ihn nicht. Und auch der Vogel nicht.
     
     
    5
     
    Er hatte das Maultier in Pricetown gekauft, und als er in Tull

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