Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Der Dunkle Turm 1 - Schwarz

Titel: Der Dunkle Turm 1 - Schwarz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: King Stephen
Vom Netzwerk:
Spieler in der Ecke und legte vier passende Pik zu den drei Herz, womit er das Spiel beendete. Derjenige mit dem Herz fluchte, schob seinen Einsatz hinüber, der nächste gab aus.
    Der Revolvermann näherte sich der Theke. »Haben Sie Hamburger?« fragte er.
    »Klar.« Sie sah ihm in die Augen; sie hätte hübsch gewesen sein können, als sie anfing, aber jetzt war ihr Gesicht teigig, und sie hatte eine deutliche Narbe, die sich korkenzieherförmig über ihre Stirn zog. Sie hatte dick Puder aufgetragen, doch das lenkte die Aufmerksamkeit mehr darauf, als sie abzulenken. »Ist aber teuer.«
    »Das dachte ich mir. Geben Sie mir drei Burger und ein Bier.«
    Wieder die subtile Veränderung der Geräuschkulisse. Drei Hamburger. Das Wasser lief in Mündern zusammen, Zungen leckten mit langsamem Appetit Speichel. Drei Hamburger.
    »Das macht fünf Piepen. Mit dem Bier.«
    Der Revolvermann legte ein Goldstück auf die Theke.
    Blicke folgten ihm.
    Hinter der Theke, links vom Spiegel, stand eine mürrisch brutzelnde Kupferpfanne auf dem Feuer. Die Frau verschwand in einer kleinen Kammer dahinter und kam mit Fleisch auf einem Papier zurück. Sie schnitt drei knausrige Scheiben und legte sie auf das Feuer. Der Geruch, der aufstieg, konnte einen in den Wahnsinn treiben. Der Revolvermann stand mit unerschütterlicher Gleichgültigkeit da und registrierte nur am Rande, wie das Klavier verstummte, das Kartenspiel langsamer wurde, die Männer an der Bar einander Seitenblicke zuwarfen.
    Der Mann war schon auf halbem Weg hinter ihm, als der Revolvermann ihn im Spiegel sah. Der Mann war fast völlig kahl, die Hand hatte er um den Griff eines riesigen Jagdmessers gelegt, das an seinem Gürtel baumelte wie ein Gurt.
    »Setz dich«, sagte der Revolvermann leise.
    Der Mann blieb stehen. Er zog unbewußt die Oberlippe hoch, wie ein Hund, und es folgte ein Augenblick des Schweigens. Dann ging er wieder zu seinem Tisch, und die Atmosphäre veränderte sich erneut.
    Sein Bier kam in einem angeschlagenen Glaskrug. »Ich habe kein Wechselgeld für Gold«, sagte die Frau trotzig.
    »Ich erwarte auch keines.«
    Sie nickte erbost, als würde diese Zurschaustellung von Reichtum, selbst wenn sie zu ihrem Vorteil gereichte, sie verbittern. Aber sie nahm sein Gold, und einen Augenblick später kamen die Hamburger, die an den Rändern noch rot waren, auf einem schmutzigen Teller.
    »Haben Sie Salz?«
    Sie holte es ihm unter der Theke.
    »Brot?«
    »Nein.« Er wußte, daß sie log, wollte es aber nicht auf die Spitze treiben. Der kahle Mann sah ihn mit giftigen Blicken an, er ballte auf der gesplitterten und zerkratzten Tischplatte die Fäuste und öffnete sie wieder. Seine Nasenflügel bebten mit pulsierender Regelmäßigkeit.
    Der Revolvermann fing an, gleichmäßig, beinahe höflich zu essen; er schnitt das Fleisch auseinander und schob es sich in den Mund und versuchte, nicht daran zu denken, was hinzugefügt worden sein könnte, um das Rindfleisch zu strecken.
    Er war fast fertig und wollte gerade noch ein Bier bestellen und sich eine Zigarette drehen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.
    Plötzlich merkte er, daß es in dem Raum wieder still geworden war, und er schmeckte die deutliche Spannung in der Luft. Er drehte sich um und sah in das Gesicht des Mannes, der neben der Tür geschlafen hatte, als er eingetreten war. Es war ein gräßliches Gesicht. Der Geruch des Teufelsgrases war wie ein übler Gestank. Die Augen waren verdammt, die glotzenden, gaffenden Augen derer, die sehen, aber doch nicht sehen, deren Blick nach Innen gerichtet ist, auf die sterile Hölle unkontrollierbarer Träume, entfesselter Träume, die aus den stinkenden Sümpfen des Unterbewußtseins emporgestiegen waren.
    Die Frau hinter der Theke gab ein leises Stöhnen von sich.
    Die rissigen Lippen teilten sich, öffneten sich, entblößten die grünen, moosbewachsenen Zähne, und der Revolvermann dachte: – Er raucht es nicht einmal mehr. Er kaut es. Er kaut es tatsächlich.
    Und dem auf den Fersen: – Er ist ein toter Mann. Er hätte schon vor einem Jahr tot sein sollen.
    Und dem auf den Fersen: – Der Mann in Schwarz.
    Sie sahen einander an, der Revolvermann und der Mann, der die Grenze zum Wahnsinn überschritten hatte.
    Er sprach, und der fassungslose Revolvermann hörte, wie er in der Hochsprache angeredet wurde:
    »Ein Goldstück für einen Gefallenen, Revolvermann. Nur eines? Ein hübsches?«
    Die Hochsprache. Einen Augenblick weigerte sein Verstand sich, das

Weitere Kostenlose Bücher