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Der Engel von Santa Marguerita

Der Engel von Santa Marguerita

Titel: Der Engel von Santa Marguerita Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Borell
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Ihnen unterhalten.“
    „Aha!“ rief er erfreut, „dann sind Sie wohl vom Bohnenzüchter=Verein! Kommen Sie ‘rein, junger Mann, schauen Sie sich das mal an! Sowas haben Sie überhaupt noch nie gesehen!“
    Ich bewunderte eine Weile seine Königin=Victoria=Bohnen, und dann sagte ich:
    „Hübsch haben Sie’s hier, Doktor. So ein richtiger, netter Ruhesitz. Alles neu, wie ich sehe: der Zaun frisch gestrichen, ein neues Dach auf dem Haus, der Garten neu angelegt; wirklich sehr hübsch. Hat doch sicherlich eine Menge Geld gekostet, was?“
    „Und ob!“ rief der Alte, „und ob! Fast viertausend hab’ ich ‘reinstecken müssen.“
    Ich dachte mir, daß es am besten wäre, diesen Greis gleich mit einer geballten Ladung umzulegen, und sagte:
    „Na, Doktor, wieviel haben Sie denn von Mrs. Dardington bekommen, als ihr Mann glücklich tot war?“
    Die geballte Ladung ging mit voller Kraft nach hinten los.
    „Zwanzigtausend“, sagte er strahlend, „zwanzigtausend Dollar! Alles auf einen Schlag. Nun gut, ich hatte mir sehr viel Mühe gegeben mit den Dardingtons, sie sind eine schwierige Familie, und es stimmt auch, daß ich meistens vergessen habe, eine Rechnung zu schreiben. Aber zwanzigtausend, das war doch verflucht anständig, was?“
    Seine Begeisterung war echt und verständlich.
    „Tja“, sagte ich matt und hatte das Gefühl, als sei mit meinen Kniegelenken irgend etwas nicht in Ordnung, „tja, das war verflucht anständig.“
    Er machte ein paar heftige Schnapper mit dem Mund und schnüffelte laut dabei, dann sagte er:
    „Elend schad’ um William. Waren sozusagen Freunde. Drum hab’ ich ja auch nie eine Rechnung geschrieben.“
    „Sehr schade“, sagte ich, „er starb doch an Leberkrebs?“
    „Ja. Nichts zu machen. Hätt’s ja nicht gedacht, daß es so rasch gehen würde; aber was will man machen. Und ausgerechnet ein Mann, der niemals Alkohol getrunken hat! A propos: ein Gläschen gefällig? Ich freue mich immer, wenn jemand vom Bohnenzüchter=Verein mich besuchen kommt.“
    Er ging ins Haus und kam mit einer Flasche Scotch und zwei Gläsern zurück.
    „Pur?“ fragte er, „ich trinke ihn immer unverdünnt.“
    „Ich auch, bitte!“
    Ich hatte einen Schluck bitter nötig.
    „Wie sind denn so diese Dardingtons, ich meine sie, Mrs. Dardington. Scheint ja mächtig großzügig zu sein, wie?“
    „Und ob! Zwanzigtausend sind kein Pappenstiel. Na ja, nun hat sie’s ja. William hatte ganz schön den Daumen drauf, zu sehr, fand ich. Aber jeder Mensch hat ja irgendeinen Sparren, nicht wahr?“
    „Hat sie ihren Mann sehr geliebt?“
    „Geliebt? Junger Mann, sie hat ihn vergöttert! Sowas von einer Ehe gibt’s heute gar nicht mehr.“
    „Und er? Liebte er sie auch?“
    „Was denn sonst? Seine Arbeit und seine Familie, — sonst gab’s für ihn nichts auf der Welt.“
    „Und die Sprößlinge? Alles nette Kerle, was?“
    „Alles nette Kerle. Geben Sie mir mal Ihr Glas her, — ja, alles nette Kerle. Dieser Stephen“, sagte er, „der ist mir ja böse. Hält als junger Arzt natürlich nichts von so einem alten Trottel. Er meint, er hätte William noch helfen können.“
    Er faßte mich an der Jacke und zog mich ein wenig zu sich heran.
    „Nehm’s ihm aber gar nicht übel, wissen Sie. Früher war ich genauso. Wenn man jung ist, meint man immer, man kann alles; aber später merkt man dann, daß man eigentlich gar nichts kann. Sie sind ja auch noch jung und glauben vielleicht, Sie könnten alles. Warten Sie mal ab, in zehn, zwanzig Jährlein, da kommen Sie dann schon dahinter.“
    Er lächelte versonnen vor sich hin, und dann zeigte er auf das Bohnenbeet.
    „Sehen Sie mal, dreizehn Inches ist die kleinste. Das ist die einzige wirkliche Leistung meines Lebens, und das ist traurig, wenn ein alter Arzt das sagen muß.“
    Ich bedankte mich, und er brachte mich bis zum Gartentor.
    „Leben Sie wohl, junger Mann! Es hat mich riesig gefreut. Kommen Sie mal wieder! Haben Sie auch Königin=Victoria=Bohnen?“
    „Ja, aber meine sind nur zehn Inches, höchstens.“
    Er lachte beglückt. „Sehen Sie! Aber trösten Sie sich, Sie haben ja noch viel Zeit.“
    Ich war in einer geradezu wehmütigen Stimmung, als ich zum Meer hinunter fuhr, über das sich schon wieder langsam der Abend herabsenkte. Weiß Gott, — ich hatte keinen Fetzen Wind mehr in meinen Segeln!
    Der kam erst wieder, als ich durch das Tor fuhr und Andy erblickte, die mitten in dem Rondell hockte und sich einen Arm voll Blumen

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