Der Erdbeerpfluecker
wenn.« Sie küsste ihn auf die Nasenspitze. »Du bist nicht James Bond. Du bist kein Spion.«
»Würdest du?« Er blieb stehen und starrte sie an.
»Ja, mein Herr, ich würde.« Sie zog ihn weiter. »Aber nur, wenn wir in einem hübschen kleinen Haus am Meer leben könnten. Ich würde jeden Morgen vor dem Frühstück schwimmen und zum Frühstück Brötchen kaufen und dich mit einem Kuss wecken und nie, nie mehr zur Schule gehn.« Sie lachte. »Und du würdest unter einem neuen Namen Bilder malen oder Bücher schreiben und kein Spion mehr sein, weil ich sonst viel zu große Angst um dich hätte.«
»Und wir hätten Kinder«, sagte er, weil Jettes Worte plötzlich seinem Traum von ihrer Zukunft sehr nahe kam. »Zwei Jungen und zwei Mädchen.«
»Und die Jungen sähen aus wie du. Sie hätten deine Nase und deine Augen.«
»Und die Mädchen hätten deine Lippen, dein Haar und dein Lachen.«
»Natürlich hätten wir auch einen Hund, einen lieben, kein bisschen gefährlichen Wuschelhund. Und Katzen auf dem Sofa und auf sämtlichen Fensterbänken.«
»Und du wärst meine Frau für immer und ewig.«
»Und ich würde dich liebenliebenlieben.«
Sie machte sich los und rannte den Weg entlang. Lachend. Glücklich.
Es war nur Spaß gewesen. Sie hatte seine Frage nicht ernst genommen.
Wie ein trotziges Kind mit schlechtem Gewissen saß Malle auf dem Stuhl und drehte die abgewetzte Baseballkappe zwischen den Fingern. Er habe niemals irgendjemandem ein Alibi verschafft, sagte er, auch Gorge nicht. »Wir waren einen heben. Mein Wort drauf.«
Als ob man auf dein Wort etwas geben könnte, dachte Bert. »Zeugen?«
»Keinen, von dem ich wüsste. Wir sind so rumgezogen. Das machen wir oft. Da sehen einen tausend Leute, aber keiner würd später drauf wetten, weil die meisten einen in der Krone hatten.«
»Und Herr Taban war die ganze Zeit bei Ihnen?«
Malle nickte und zerknautschte die Kappe in seinen Schaufelhänden.
»Den ganzen Abend? Und die ganze Nacht?«
Wieder nickte Malle. »Wir sind erst am frühen Morgen heimgekommen.«
»Betrunken?«
»Klar.« Malle griente. »Ein Saufgelage ist nichts für Pastorentöchter.«
Blöder Spruch, dachte Bert. »Wie betrunken?«, fragte er.
Malle hob die Schultern. »Besoffen eben. Beide. Gorge und ich.«
»Wie sind Sie nach Hause gekommen?«
»Mit Gorges Wagen.«
»Sturzbetrunken?«
Schweigen.
»Wer saß am Steuer?«
»Gorge natürlich. Der lässt keinen andern ran. Sein Wagen ist sein Heiligtum.« Malle rieb die Kappe wieder glatt. »Er kann immer noch fahren, wenn er getrunken hat. Gorge verträgtne Menge.«
»Danke. Das war dann alles für heute.«
»Für heute?« Malle verzog das Gesicht. »Soll das heißen...«
»Dass weitere Fragen auftauchen können. Ja.«
Malle erhob sich und setzte die Kappe auf. Unbeholfen ging er auf die Tür zu, ein Mann, der sich lieber im Freien aufhielt als in geschlossenen Räumen.
»Ach, Herr Klestof?«
Er blieb stehen wie ertappt, drehte sich zu Bert um, auf weitere Unannehmlichkeiten gefasst.
»Sie wissen wirklich nicht, wo Ihr Freund sich zurzeit aufhält?«
»Nein. Gorge hat mich nie in was eingeweiht. Ich würds Ihnen sagen, wenn ichs wüsste.« Er machte die Tür auf und verschwand, so schnell er konnte.
Bert nahm den Geruch wahr, den Malle Klestof im Raum zurückgelassen hatte, eine unangenehme Mischung aus Kernseife, Schweiß und einem süßlichen Aftershave. Er machte das Fenster weit auf und atmete gierig die frische Luft ein.
Malle Klestof war betrunken gewesen. Sehr betrunken, wie er zugegeben hatte. Er hatte mit Sicherheit einen Filmriss gehabt. Das bedeutete, dass Georg Tabans Alibi geplatzt war. Es wäre für ihn ein Leichtes gewesen, Malle am folgenden Tag einzureden, was immer er wollte.
Du bist geschickt, Georg, Gorge oder Gorg, dachte Bert. Aber nicht so geschickt, dass man dir nicht auf die Schliche kommen könnte.
Ein Hochgefühl breitete sich in ihm aus. Die Ahnung, dass er kurz vor dem Ziel stand. Aber er konnte es nicht genießen. Nicht, solange Jette nicht in Sicherheit war.
Kapitel 22
Das Spiel gefiel mir nicht. Er war zu ernst dabei. So ernst, dass es plötzlich kein Spiel mehr war. Ich lachte mein Unbehagen einfach weg. Das konnte ich, wenn Gorg bei mir war - kein unangenehmes Gefühl für längere Zeit an mich heranlassen.
Ich wollte mir keine Gedanken darüber machen, dass er heute so merkwürdig war. Wir kannten uns noch nicht lange, da würde ich noch
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