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Luftschlösser

Luftschlösser

Titel: Luftschlösser Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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    „Das ist doch wohl nicht etwa...?” Die junge Frau schlug entsetzt die Hand vor den Mund.
    „Doch, genau das ist er. Charles Manning. Hat dein Vater dir nicht gesagt, dass er ihn zu seiner Party eingeladen hat?”, fragte ihre Bekannte verwundert.
    „Nein, hat er nicht. Leider.”
    „Wieso ‘leider’? Der Mann wird von Jahr zu Jahr appetitlicher. Außerdem kennst du ihn dein ganzes Leben lang. Wo liegt also das Problem?”
    „Genau darin. Ich kenne ihn”, murmelte Persephone deWinter matt. Sie hielt ihren Blick auf den lockigen Mann gerichtet, der noch immer der schönste und aufregendste war, den sie je gesehen hatte.
     
    Persephone deWinter hatte ihren Vornamen einer der Launen ihres Vaters (er nannte sie Epiphanien) zu verdanken. Edward deWinter hatte wegen seiner Vorliebe für griechische Mythologie sein Kind mit einem Namen gestraft, der es einem immerwährenden Strom von Spott und Hohn aussetzte. Dem New Yorker König der Innenarchitektur war das egal. Er liebte seine Tochter genauso, wie er ihren Namen liebte und fand, dass beides ganz wunderbar miteinander harmonierte. Persephones Mutter, eine schwedische Schönheitskönigin, hatte ihren Mann gewähren lassen. Dass sie ihrer Tochter den unspektakulären zweiten Vornamen Victoria gegeben hatte, war ein weitestgehend unbekannter Fakt.
    Da Mrs deWinter schon vor Jahren bei einem Autounfall ums Leben gekommen war, hatte sich Persephone unter der Obhut ihres Vaters zur ‘Prinzessin der Innenarchitektur’ entwickelt. Als seine Juniorpartnerin übernahm sie mittlerweile den Großteil der Aufträge, auch die, die ihr Vater an Land zog.
     
    „Edward, danke für die Einladung. Ich habe einen Auftrag für dich. Können wir das irgendwo in Ruhe besprechen?”
    „Charly, mein Junge! Ist das schön, dass du wieder in New York bist! Aber immer mit der Ruhe - was ist denn so dringend, dass du gleich mit der Tür ins Haus fällst?” Edward deWinter umarmte den hochgewachsenen Mann, den er einmal so gut wie einen eigenen Sohn gekannt hatte.
    Charles Manning lächelte. Ed hatte sich in all den Jahren nicht geändert. Mit seiner Art wirkte er ein wenig wie aus der Zeit gefallen, denn die Grandezza, die Edward deWinter ausstrahlte, kam nicht durch große Gesten und affektiertes Gehabe zustande. Edward wirkte allein durch seine freundliche Art und durch seine Arbeit, bei der er es immer bevorzugt hatte, im Hintergrund zu bleiben.
    „Ich habe hier ein wunderschönes Apartment gefunden - zwei Etagen, gute 750m². Leider habe ich überhaupt kein Händchen für geschmackvolle Einrichtungen. Da dachte ich mir, dass du als der große Zampano der Szene genau der Richtige für den Job wärst. Was sagst du?”
    deWinter verzog das Gesicht; er mochte diesen Ausdruck nicht besonders. „Weißt du, mein Junge, in meinem Alter binde ich mir keine so großen Projekte mehr ans Bein. Solche Aufträge überlasse ich inzwischen Persephone. Am besten besprechen wir das unter sechs Augen in meinem Arbeitszimmer. Komm’ mit.” Er gab seiner Tochter ein unauffälliges Zeichen und führte seinen Gast vorbei an einer Gruppe schmachtender Frauen in sein Büro.
     
    „Liebes, du erinnerst dich an Charly?”, fragte deWinter unnötigerweise.
    „Natürlich. Guten Tag.”
    Charles Manning stutzte. Das war nicht der Wildfang, den er gekannt hatte. Wie alt war sie jetzt? Er rechnete kurz nach - 30. Alles an dieser Frau war edel. Edel und eiskalt. Die crèmefarbene Seidenbluse steckte in einer dunkelbraunen Marlenehose, deren Bund so hoch geschnitten war, dass er knapp unterhalb der Brust endete und die perfekte Figur dieser Person betonte. Um ihren Hals trug sie eine lange Perlenkette, die auf Höhe ihres Busens geknotet war. Ihr Haar schmiegte sich in Form einer geflochtenen weizenblonden Schnecke dicht an ihren Hinterkopf. Alles in allem hätte sie einer Werbeanzeige für Chanel entstiegen sein können, soweit kannte Manning sich aus. Ihr Duft allerdings strafte die Kälte, die von ihr ausging, Lügen. Die Mischung aus Zimt, Vanille, Tonkabohne und einem Hauch Salz stammte unter Garantie nicht aus dem Sortiment der Mademoiselle Gabrielle. Er reichte ihr die Hand. Sogar ihre Finger waren eiskalt.
    „Charles ist zurück in New York und hat vor, sein neues Domizil von uns gestalten zu lassen. Oder vielmehr von dir. Für einen Beinahe-Rentner wie mich klingt dieses Projekt zu aufwändig. 750 m² hast du gesagt?”
    „Ja, Sir. Ungefähr 750 m² ”, bestätigte Charles

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