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Der Falke des Lichts

Der Falke des Lichts

Titel: Der Falke des Lichts Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gillian Bradshaw
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sagte Bedwyr leise.
    »Ich segne deine Straße«, meinte Gruffyd.
    Ich nickte ihnen allen zu und drehte mich dann zu Ceincaled um. Der neigte seinen stolzen Kopf, schnaubte mich sanft an und knabberte an meinem Haar. Ich mußte lächeln. Ich streichelte seinen Hals und nahm die Zügel.
    »Nein«, sagte Artus plötzlich mit gepreßter Stimme. »Warte.«
    Ich ließ die Zügel wieder sinken und drehte mich um. Der Hohe König stand hinter den anderen. Sein Gesicht war bleich. »Warte«, wiederholte er. Ich fragte mich, ob er mir wohl auch eine gute Reise wünschen wollte.
    Artus schüttelte wild den Kopf, als ob er verwirrt wäre. »Gawain. Ich will zuerst einen Augenblick allein mit dir sprechen.«
    Ich blieb stehen und starrte ihn an. Dann reichte ich Agravain Ceincaleds Zügel. Artus war schon zu seinem eigenen Zelt hinübergegangen, und ich folgte ihm. Wieder war ich vollkommen verwirrt. Ich wußte nicht, was es noch zu reden gab. Vielleicht hatte er noch immer das Gefühl, daß ihn seine Ehre dazu verpflichtete, meinetwegen etwas zu unternehmen. Ja, das war es wohl.
    Im Zelt nahm er einen Krug Wein, schenkte langsam zwei Gläser voll und bot mir eines an. Nach einem Augenblick des Zögerns nahm ich das Glas, blieb stehen und starrte Artus an.
    »Nimm Platz«, sagte er und zeigte auf einen Stuhl auf der einen Seite des Zeltes. Ich setzte mich hin, und auch er ließ sich auf sein Feldbett sinken. Er nahm einen Schluck Wein, und dann begegneten sich unsere Blicke.
    »Es tut mir leid.« Er sagte es mit flacher, ruhiger Stimme.
    Ich starrte ihn verblüfft an. »Herr, es ist nicht nötig, daß du dich durch deine Ehre gezwungen fühlst.«
    »Vergiß das«, sagte er scharf. »Ach, Yffern.« Er stand auf, ging ein paar Schritte bis zur Tür, blieb stehen und drehte sich wieder zu mir um. »Ich habe dich falsch eingeschätzt. Ich habe mich sehr geirrt. Und wenn du noch immer den Wunsch hast, einen Platz in meiner Familie einzunehmen, dann soll er dir gehören.«
    Ich hatte das Gefühl, als ob der Himmel einstürzte. »Ich verstehe nicht«, sagte ich endlich.
    »Am Ufer des Wir, da hast du mich gefragt, ob ich völlig im dunkeln tappe«, antwortete Artus ruhig. »Und so war es auch. Es ist eine alte Dunkelheit, eine Finsternis, die ich nicht abschütteln kann, wie sehr ich es auch versuche.« Er drehte sich um und begann, im Zelt hin- und herzugehen. Mit starrem, leerem grauen Blick starrte er zu Boden. »Von Anfang an habe ich deinetwegen mit mir selbst gekämpft. Ich hatte von dir gehört, von deinem Ruf, und ich sah keine überraschenden neuen Gründe, dir zu trauen. Aber das war es nicht, was mich dazu gebracht hat, mich gegen dich zu entscheiden. Nein. Ich wußte, du warst meiner Schwester nah gewesen. Du hast in ihrem geheimen Rat gesessen, und beim Himmel, du siehst auch aus wie sie. Das war alles, was ich brauchte, um gegen dich eingenommen zu sein. Und alles, was du danach getan hast, habe ich mir nach meinem Gutdünken zurechtgedreht, um dich in der Finsternis zu halten, zusammen mit meiner Schwester. Aber auch mich habe ich dadurch im dunkeln gehalten. Und dafür sage ich dir jetzt, daß es mir leid tut. Alles, das Töten, die Art, wie du in der Schlacht kämpfst, die Teilung der Truppe, die du verursacht hast, das Pferd, das du meiner Ansicht nach durch einen Bannspruch eingefangen hast - das alles war zweitrangig und spielte viel weniger eine Rolle für mich als der einfache Gedanke: >Er weiß es.< Das hat mich zornig gemacht. Das hat mich mit solchem Schrecken erfüllt, so daß ich dich nicht.«
    »Aber was soll ich wissen, Herr?«
    »Du weißt natürlich über deinen Bruder Bescheid.«
    »Über Agravain? Das verstehe ich nicht. Warum.«
    »Nicht Agravain. Natürlich nicht. Den anderen. Medraut.« Unsere Blicke begegneten sich wieder. Seiner war hart und gequält, meiner verwirrt. Er stand plötzlich still, während die Härte aus seinen Augen verschwand und sie sich weiteten. Es war ein gerader Blick des Erken-nens. Medrauts Blick.
    Artus sank wieder auf sein Feldbett und begann zu lachen. Er machte schreckliche, würgende Geräusche, die fast wie Schluchzer klangen. »Du weißt es nicht. Du hast es nie gewußt. Sie hat es dir nie gesagt.«
    Ich spürte Kälte in meinem Magen und einen plötzlichen schwarzen Schrecken. Morgas, Artus’ Schwester, und Medraut, der wie Artus aussah - warum hatte ich das nicht schon früher gesehen? - und dann, beladen mit Schrecken, die Worte von Morgas’ Fluch, der mir wieder

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