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Der falsche Zeuge

Der falsche Zeuge

Titel: Der falsche Zeuge Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stella Blómkvist
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machen, dass es notwendig ist, eine falsche Anschuldigung dieser Art gleich von Anfang an mit vollster Kraft abzuwehren, jedenfalls bevor es in der Presse erscheint. Die Leute verurteilen einen so schnell. Deswegen wollte ich, dass er sich sofort einen Anwalt besorgt, der den Fall abblocken kann, bevor es zu spät ist.«
    Sie scheint offenherzig zu sein, ehrlich.
    Jedenfalls kann ich sie immer noch gut leiden. Obwohl sie die Frau von Siggi Palli ist.
    »Ich würde dir gerne helfen, aber es liegt in seiner Hand. Ich kann nichts für ihn tun, es sei denn, er wünscht es selber.«
    »Aber dann würdest du es machen?«
    Ganz tief im Inneren weiß ich, dass das eine Sache ist, in die ich mich unter keinen Umständen einmischen sollte. Aber verbotene Früchte schmecken am besten.
    »Wenn er mich bittet, diesen Fall anzunehmen, und wenn er bereit ist, mir gleich von Anfang an die Wahrheit zu sagen, dann überlege ich es mir.«
    Drífa steht auf. »Herzlichen Dank«, sagt sie und reicht mir ihre zierliche Hand über den Schreibtisch. »Ich werde ihn schon dazu bekommen.«
    Sie hat einen festen Handschlag.
    Ein angenehmer Duft steigt mir in die Nase. Sie benutzt auch Poison. Von Christian Dior.
    Mein Lieblingsparfüm.
    Als Drífa gegangen ist, schließe ich das Büro ab. Kontrolliere die Haustür. Gehe dann langsam die Treppe hoch. Nehme mein Glas mit ins Bad. Trinke auf ex, bevor ich mich unter die heiße Dusche stelle. Beginne, mich mit weichem Schaum einzuseifen.
    Dem Schönheitschirurgen ist es gelungen, meine Brüste nach den Misshandlungen, denen ich bei Doktor Karl ausgesetzt war, wieder zusammenzuflicken. Als ich das ideale Verbrechen aufgeklärt habe. Trotzdem kommt es mir manchmal so vor, als wären sie immer noch eine offene Wunde. Dieses schreckliche Gefühl wird wahrscheinlich nie in die Tiefen der Erinnerungen verschwinden.
    Der harte Wasserstrahl bearbeitet meine Schultern und den Kopf. Lasse mir Schläge aufs Gehirn verpassen.
    Immer wieder.
    So, wie ich es immer getan habe. Früher.
    Verteile währenddessen mit kreisförmigen Bewegungen die Seife auf meinem Körper. Mit der flachen Hand. Fahre über den Unterbauch. Zwischen meine Beine. Mehr und mehr Seifenschaum. Massiere einen Kreis nach dem nächsten.
    Waschen. Waschen.
    Ich wache wie aus einer Trance auf, als nichts mehr aus der Flasche kommt. Das Duschgel ist aufgebraucht.
    Was zum Teufel mache ich hier eigentlich?
    Nein, nein, nein!
    Ich will diesen ekelhaften Albtraum der Vergangenheit ganz bestimmt nicht wieder ausgraben. Darf diese alten Gespenster nicht wecken, die mausetot und irgendwo tief vergraben sind. Die Geister des Elends, das ich längst hinter mir gelassen habe.
    Ich darf es einfach nicht.

5
    Freitag
     
    Die Nacht war lang.
    Ich habe schlecht geschlafen. Bin immer wieder aufgewacht. Deswegen fange ich den Tag früh an. Stürze mich bis über beide Ohren in Arbeit.
    Schreibe einen Bericht, wo und wie ich das Mädchen im Bad gefunden habe. Und erwähne den Mieter, der verschwunden zu sein scheint. Schicke dann meine Aussage per E-Mail an die Goldjungs.
    Raggi bekommt sie zuerst. Weil er manchmal mein Freund ist.
    Ich bitte ihn darum, herauszufinden, wer dieses Mädchen ist. Und auch, herauszufinden, ob dieser Sergei ins Ausland gereist sein könnte. Seine Abreise müsste dann beim Flughafen in Keflavík registriert sein. In der Datenbank von Big Brother.
    Rufe dann auf der Intensivstation der Uniklinik an. Das Mädchen liegt immer noch im Koma. Wird beatmet.
    So gegen neun Uhr versuche ich die smarte Snjófridur zu erreichen. Um sie über Sergei auszufragen. Zumal sie ihm ja die Aufenthaltsgenehmigung besorgt hat.
    Ich werde nicht zu ihr durchgestellt, lasse die Privatsekretärin aber etwas ausrichten.
    Bald darauf beginnen die Anwälte meiner Schuldner anzurufen. Die Männer, die die gepfändeten Edelkarossen besitzen, wollen unter allen Umständen verhindern, dass die Autos versteigert werden.
    Mir soll’s recht sein. Hauptsache, sie zahlen fleißig ihre Schulden ab.
    Es überrascht mich, dass sich der schleimige Einar für die Reykjaviker Eigentumsüberwachung GmbH bei mir meldet. Wegen einem lächerlichen Jeep. In der Branche ist er bekannt dafür, dass er als schmieriger Anwalt zweierlei Klienten vertritt: Millionäre. Und Großkonzerne auf Schlingerkurs. Meistens stecken aber die gleichen Männer dahinter.
    Er selber hat gut daran verdient, sich bei den Erben von Macht und Geld angebiedert zu haben. Zumal er ein echter Fuchs ist,

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