Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Freischütz - Die schönsten Opern der Welt ; 194

Der Freischütz - Die schönsten Opern der Welt ; 194

Titel: Der Freischütz - Die schönsten Opern der Welt ; 194 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Carl Maria von Weber
Vom Netzwerk:
zufrieden, oder –!

     

    Getümmel, auf Max eindringend.

     

    Zweiter Auftritt

     
    Kuno. Kaspar und mehrere Jäger mit Büchsen und Jagdspießen. Die Vorigen.

     

    KUNO. Was gibt's hier? Pfui, dreißig über einen! Wer untersteht sich, meinen Burschen anzutasten?

    KILIAN von Max losgelassen, aber noch furchtsam. Alles in Güte und Liebe, werter Herr Erbförster, gar nicht böse gemeint! Es ist Herkommen bei uns, daß , wer stets gefehlt hat, vom Königsschuß ausgeschlossen und dann ein wenig gehänselt wird – alles in Güte und Liebe.

    KUNO heftig. Stets gefehlt? Wer? Wer hat das?

    KILIAN. Es ist freilich arg, wenn der Bauer einmal über den Jäger kommt – aber fragt ihn nur selbst.

    MAX beschämt und verzweifelnd. Ich kann's nicht leugnen; ich habe nie getroffen.

    KASPAR für sich. Dank, Samiel!

    KUNO. Max! Max! Ist's möglich? Du, sonst der beste Schütze weit und breit! Seit vier Wochen hast du keine Feder nach Hause gebracht, und auch jetzt –? Pfui der Schande!

    KASPAR. Glaube mir, Kamerad, es ist, wie ich gesagt habe: Es hat dir jemand einen Weidmann gesetzt, und den mußt du lösen, oder du triffst keine Klaue.

    KUNO. Possen!

    KASPAR. Das meine ich eben, so etwas ist leicht gemacht; laß dir raten, Kamerad! Geh am nächsten Freitag auf einen Kreuzweg, zieh mit dem Ladestock oder einem blutigen Degen einen Kreis um dich und rufe dreimal den großen Jäger –

    KILIAN. Gott bewahr' uns! Einen von des Teufels Heerscharen!

    KUNO. Schweig, vorlauter Bube! Ich kenne dich längst. Du bist ein Tagedieb, ein Schlemmer, ein falscher Würfler – hüte dich, daß ich nicht noch Ärgeres von dir denke. Kaspar macht eine kriechende Bewegung, als wolle er sich entschuldigen. Kein Wort, oder du hast auf der Stelle den Abschied! Aber auch du, Max, sieh dich vor! Ich bin dir wie ein Vater gewogen; es freut mich, daß der Herr Fürst Sohnesrecht auf den Eidam übertragen will, aber, wenn du morgen beim Probeschuß fehltest, müßt ' ich dir doch das Mädchen versagen. Wollt ihr in der Irre herumlaufen?

    MAX. Morgen! morgen schon!

    EINIGE JÄGER. Was ist das eigentlich mit dem Probeschuß ? Schon oft haben wir davon gehört.

    KILIAN. Ja, auch wir. Aber noch hat uns niemand die rechte Bewandtnis zu sagen gewußt .

    ANDERE JÄGER. O erzählt's uns, Herr Kuno!

    KUNO. Meinetwegen! Zum Hoflager kommen wir noch zeitig genug. Setzt sich. Mein Urältervater, der noch im Forsthause abgebildet steht, hieß Kuno, wie ich, und war fürstlicher Leibschütz. Einst trieben die Hunde einen Hirsch heran, auf dem ein Mensch angeschmiedet war – so bestrafte man in alten Zeiten die Waldfrevler. Dieser Anblick erregte das Mitleid des damaligen Fürsten. Er versprach demjenigen, welcher den Hirsch erlege, ohne den Missetäter zu verwunden, eine Erbförsterei, und zur Wohnung das nah gelegene Waldschlößchen . Der wackere Leibschütz, mehr aus eigenem Erbarmen als wegen der großen Verheißung, besann sich nicht lange. Er legte an und befahl die Kugel den heiligen Engeln. Der Hirsch stürzte, und der Wilddieb war, obwohl im Gesicht vom Dorngebüsch derb zerkrazt , doch im übrigen unversehrt.

    DIE WEIBER. Gott sei Dank! der arme Wildschütz!

    DIE MÄNNER. Brav, brav! Das war ein Meisterschuß !

    KASPAR. Oder ein Glücksfall, wenn nicht vielleicht gar –

    MAX. Ich möchte der Kuno gewesen sein! Er starrt zu Boden und versinkt in sich selbst.

    KUNO. Auch mein Urvater freute sich sehr über die Rettung des Unglücklichen, und der Fürst erfüllte in allem seine Zusage.

    KILIAN. So? Also davon schreibt sich der Probeschuß her, Nachbarn und Freunde! Nun weiß man's doch auch!

    KUNO. Hört noch das Ende! Es ging damals wie jetzt, Mit einem Blick auf Kaspar. daß der böse Feind immer Unkraut unter den Weizen säet . Kunos Neider wußten es an den Fürsten zu bringen, der Schuß sei mit Zauberei geschehen, Kuno habe nicht gezielt, sondern eine Freikugel geladen.

    KASPAR. Dacht' ich's doch! Für sich. Hilf zu, Samiel!

    KILIAN zu einigen Bauern. Eine Freikugel? Das sind Schlingen des bösen Feindes; meine Großmutter hat mir's einmal erklärt. Sechse treffen, aber die siebente gehört dem Bösen; der kann sie hinführen, wohin's ihm beliebt.

    KASPAR. Alfanzerei! Nichts als Naturkräfte!

    KUNO. Aus diesem Grunde machte der Fürst bei der Stiftung den Zusatz: » Daß jeder von Kunos Nachfolgern zuvor einen Probeschuß ablege, schwer oder leicht, wie es der regierende Fürst oder sein Abgeordneter anzubefehlen geruht

Weitere Kostenlose Bücher