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Der Gefangene von Zhamanak

Titel: Der Gefangene von Zhamanak Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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drauf, wer ich bin.«
    Der Mann machte ein verdutztes Gesicht, nachdem er die Inschriften gelesen hatte. »Ein Terraner, sagt Ihr? Mich deucht, Ihr seid der erste Eurer Art, der meinem Etablissement die Ehre erweist. Es gibt Leute, die sagen, alle Terraner seien in Wahrheit Dämonen in der Vermummung von Sterblichen, und die Welten, aus denen diese Wesen zu kommen vorgeben, seien nichts anderes als die Hölle selbst.«
    »Hört zu!« sagte Mjipa, mühsam sein Temperament zügelnd. »Ich will Zimmer, Ihr versteht? Kann bezahlen, versteht? Ich verspreche, dass mache keine Zauberkunststücke hier, versteht?«
    »Sehr wohl, Herr.« Mjipa hätte schwören können, dass dem Krishnaner vor Angst die Zähne klapperten. »Ich werde Euch Nummer vierzehn geben. Ich hoffe, es wird Eurer Durchlaucht gefallen.«
    »Das wird es sicher. Doch nun sagt mich, wer ist des Heshvavus erster Offizier … ich meine, der, welche besorgt die … die … die Regierungsgeschäfte täglichen? Ich nicht weiß euer Wort dafür.« »Oh, Ihr meint bestimmt den Phathvum, Lord Chanapar.« »Ich will sprechen mit ihm. Wie machen?« »Sucht des Phathvums Sekretär auf und bittet um eine Audienz.«
     
    Ein paar Tage später wurde Mjipa in das Büro des Verwesers oder Premierministers Phathvum Chanapar im weitläufigen Stuckpalast vorgelassen. Wie üblich hatte man ihn gebeten, sein Schwert am Eingang des Gebäudes abzugeben.
    Chanapar gehörte zu der echten Rarität der fetten Krishnaner. Er saß im Schneidersitz auf einem Kissen hinter dem üblichen kurzbeinigen Tisch und rauchte eine lange krishnanische Zigarre. Die Terraner hatten den Tabak nach Krishna eingeführt, bevor die Technologieblockade in Kraft getreten war. Der Minister deutete auf ein anderes Kissen und sagte: »Setzt Euch, mein Herr.« Dann reichte er seinem Sekretär Mjipas Ausweistäfelchen, und der gab es Mjipa zurück.
    Mjipa faltete sein langes Fahrgestell in dem Versuch, die Sitzposition des Ministers zu kopieren. Als jemand, der in einem Haus großgeworden war, das wohl bestückt mit Stühlen, Sesseln und Sofas war, fand er es ziemlich unbequem, zu knien, zu hocken oder im Schneidersitz zu sitzen, aber er nahm diese kleine Unbequemlichkeit als unvermeidbaren Teil seines Jobs hin.
    »Nun, mein Herr?« fragte der Minister. »Wir haben nur selten Terraner in diesen Regionen. Ihr seid in der Tat der erste seit mehreren Monden.«
    »Bereiten sie Euch irgendwelchen Verdruss?« fragte Mjipa, dessen Khaldoni sich beträchtlich verbessert hatte. Zwar stockte er hier und da noch immer, machte den einen oder anderen kleinen Fehler oder suchte nach Worten, aber es gab nur wenige, die die Sprache in solch kurzer Zeit so sicher beherrscht hätten wie er. Ohne diese natürliche Sprachbegabung hätte er seinen Posten nicht ausfüllen können.
    »Nichts, was der Rede wert wäre«, antwortete Chanapar. »Solange sie ihren Geschäften nachgehen und uns nicht durch die Verbreitung ketzerischer Irrlehren behelligen, welche den friedlichen Ablauf unserer Verwaltung stören, lassen wir sie ungestört schalten und walten.«
    »Ist Euch eine Terranerin namens Alicia Dyckman bekannt, die auf ihrem Wege nach Zhamanak hier durchkam?«
    »O ja! Ich dachte mir schon, dass Ihr gekommen seid, in dieser Angelegenheit Nachforschungen anzustellen. Diese goldhaarige Friedensstörerin ward empfangen von meinem Herrn, dem Heshvavu, auf welchen sie indes, wie ich fürchte, nicht den besten Eindruck machte.«
    »Inwiefern?«
    »Sie suchte ihn – ausgerechnet ihn! – zu dem heidnischen Irrglauben zu bekehren, dass die Welt rund sei. Doch sobald sie diese ihre verdammenswerten Anschauungen zur Sprache brachte, ließ Seine Kolossalität sie hinausführen.
    Doch war das noch nicht alles. Schon bald darauf meldeten Spione, dass sie unsere Gelehrten aufsuchte und sie mit dem nämlichen subversiven Geistesgut zu erfüllen trachtete. Und da Seine Kolossalität weder tolerieren wollte, dass der wahre Glaube unseres heiligen Buches, welches der oberste aller Götter – Phaighost – einst dem Propheten Shadleiv diktierte, in den Schmutz gezogen und untergraben wurde, noch Er sich den Unwillen Novorecifes zuziehen wollte, verwies er sie des Reiches. Von hier aus ging sie nach Mutabwk; aber wie uns zugetragen wurde, war auch dort ihres Bleibens nicht lange.
    Bald darauf verbreitete sich, den Samen der Hyusis pflanze gleich, welche, vom Winde getragen, in alle Himmelsrichtungen davonschweben, allenthalben das Gerücht von dem

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