Der Gefangene von Zhamanak
übertragen Euch die Verantwortung dafür, dass sie dieser unserer Anordnung Folge leistet. Habt Ihr mich voll und ganz verstanden?«
»Ja, Eure Hoheit.«
»Doch nun zu einem erfreulicheren Thema. Seht Ihr die Karte dort an der Wand?« Der König zeigte auf ein großes gerahmtes Blatt Schreibpapier, das mit einem wahren Spinnengewebe von Linien und winzigen Schriftzeichen bedeckt war.
»Ja, Eure Hoheit. Was ist das?«
»Das«, erklärte König Vuzhov, »ist eine Tafel unserer Vorfahren. Sie verfolgt die Linie des Königshauses zweiundvierzig Generationen zurück. Seit alters her tragen die Thronerben von Kalwm abwechselnd die Namen Vuzhov und Roshetsin. Kommt, lasst es uns Euch zeigen.«
Mjipa erhob sich mit den anderen und musste dann eine Stunde lang stehend die Geschichten der Mitglieder des Königshauses von Kalwm über sich ergehen lassen, während Vuzhov die Linien auf der Karte mit dem Finger entlangfuhr. »… wir kommen nun zu diesem hier, Roshetsin dem Neunten, welcher berüchtigt war für seine Grillen, die in ihrer Exzentrik sogar noch die von König Gedik in der Legende übertrafen. Besessen von der Vorstellung, er sei ein Renn-Shomal aus den königlichen Stallungen, verfügte er, dass man ihn beim alljährlich stattfindenden Renn-Zehntag aufstelle.
Doch, o Jammer, er fiel schon in der ersten Runde, vergeblich auf allen vieren mit den anderen Bewerbern Schritt zu halten trachtend, tot um, dahingerafft von Herzversagen. Sein Nachfolger, Vuzhov der Zehnte, war von nüchternerer Art. Sein Sohn … was gibt es, Chanapar?«
»Hoheit, der Gesandte der Republik Suruskand wartet draußen.«
»Ach, verflucht, gerade jetzt, wo wir zum spannendsten Teil kommen! Nun, Meister Mm … Meister Terraner, es war eine höchst lehrreiche Audienz. Ihr dürft gehen.«
Mjipa und der Minister verließen unter zahlreichen Verbeugungen das Audienzzimmer. Den Rest des Tages verbrachte Mjipa damit, mit Minyev, seinem neuen Faktotum, Reittiere und Proviant zu kaufen. Die Umsatzsteuer, mit der diese Transaktionen belastet waren, fand er mit ihren stolzen 20 Prozent alles andere als ›geringe wie Chanapar sich vornehm ausgedrückt hatte. Er prägte sich die Zahl ein und beschloss, nach Novorecife zu melden, dass die Regierung von Kalwm instabil war und auf Grund horrender Steuern, die für einen sinnlosen Zweck verschleudert wurden, umsturzgefährdet war.
Mjipa hatte sich für die Indienstnahme Minyevs viel Zeit genommen. Er war durch die ganze Stadt gezogen, um die früheren Herren aufzusuchen, die Minyev als Referenz angegeben hatte. Minyev war einer von drei Kalwmianern, die Irants, der Gastwirt, ihm empfohlen hatte. Die einzelnen Adressen abzuklappern, hatte sich als ein mühsames Unterfangen erwiesen, da Mjipa sich immer wieder in dem Gewirr von Straßen und Gassen verlaufen hatte. So etwas wie ein Stadtplan schien nicht zu existieren. Mit seinen begrenzten Sprachkenntnissen hatte Mjipa immer wieder Schwierigkeiten gehabt, Passanten nach dem richtigen Weg zu fragen. Einige hatten es bei seinem Anblick mit der Angst zu tun bekommen und waren weggerannt, bevor er hatte zu Ende fragen können: »Entschuldigung, mein Herr oder meine Dame, könntet Ihr mir vielleicht zeigen … .«
Seine Wahl war schließlich auf Minyev gefallen, weil die Erwähnung seines Namens die meisten positiven und die wenigsten negativen Erinnerungen bei den von Minyev als Referenz genannten Personen wachgerufen hatte, die er hatte ausfindig machen können. Bei einem der Kandidaten fand er nicht eine einzige der angegebenen Referenzpersonen. Er schloss daraus, dass der Kalwmianer sich die Namen einfach ausgedacht hatte. Ein anderer Punkt, der zu Minyevs Gunsten sprach, war die Tatsache, dass er, weil er in seiner Jugend zur See gefahren war, fließend Gozashtando sprach. Somit konnte er Mjipa beispringen, wenn dieser mit seinem Khaldoni nicht weiterkam.
Mit Minyevs Hilfe hatte Mjipa seinen Einkauf von zehn Ayas erfolgreich beendet, als der Kalwmianer fragte: »Wollt Ihr sofort aufbrechen, Herr?«
»Sobald ich die Dokumente vom Phathvum bekommen habe. Dies ist keine Vergnügungsreise, und je eher wir ankommen, desto besser.«
»’s würde uns beiden sicherlich Vergnügen bereiten, würdet Ihr noch bis zum Prozess ausharren. Das wird ein denkwürdiges Ereignis werden.«
»Was für ein Prozess?«
»Nun, der Prozess gegen den berüchtigten Ketzer Isayin.«
»Was wird ihm vorgeworfen?« wollte Mjipa wissen.
»Seine Klasse in der Akademie die
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