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Der Geiger: Kriminalroman (German Edition)

Der Geiger: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Der Geiger: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mechtild Borrmann
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versuchte, Ordnung in all das zu bringen, was er in den letzten Minuten gehört hatte. Kopejew hatte seinen Großvater verhaften lassen, hatte ihn ins Arbeitslager verschleppt und die Lüge von seiner Flucht verbreitet. Und dann folgten all die anderen Lügen, die nötig gewesen waren, um diese erste zu schützen. Jene Lügen, die den Anschein erweckt hatten, dass sein Vater und später seine Schwester Domorow erpressen wollten.
    Sonja Kopejewa saß zusammengesunken da, starrte vor sich hin, und ihr Flüstern holte ihn zurück. »Sag, dass das nicht wahr ist, Nikita. Nikita! Bitte sag, dass das nicht stimmt.«
    Kopejew warf ihr einen verächtlichen Blick zu und schwieg.
    Die Frau, die noch am Nachmittag so vital und stolz vor Sascha gestanden hatte und ihn des Hauses verwiesen hatte, erhob sich jetzt mühsam, ging einige Schritte und blieb dann, mit dem Rücken zu ihrem Mann, am Kamin stehen. Sascha sah das Zittern ihrer Schultern, die Anstrengung, mit der sie sich zu beherrschen versuchte.
    Wadim erschien in der Tür. Er trug den Geigenkoffer in der linken Hand.
    Was dann passierte, dauerte nur Sekunden.
    Domorow gab Kyrill ein Zeichen, und der drehte sich zu Wadim, um die Geige zu übernehmen. Sonja Kopejewa griff sich Kyrills Waffe, die für einen Moment unbeobachtet auf dem Kaminsims lag. Drei Schüsse, so schnell hintereinander abgegeben, dass sie wie einer klangen. Kyrill schlug ihr die Waffe aus der Hand. Kopejew starrte sie einen zähen Augenblick lang ungläubig an, dann fiel er in seinen Sessel zurück.
    Die Stille danach war allumfassend. Selbst die Zeiger der Kaminuhr schienen innezuhalten.
    Sascha stand immer noch am Fenster, betrachtete den toten Kopejew und nahm mit Erstaunen zur Kenntnis, dass der Anblick ihn ruhig werden ließ. »Vorbei«, dachte er, »endlich vorbei.« Er meinte, noch einmal die Schüsse zu hören, die wie einer geklungen hatten, die die Zeit zerrissen hatten in ein Davor und ein Danach. Vorbei!
    Domorow fasste sich zuerst. Er trat auf Sonja Kopejewa zu. »Ihr Mann ist bei diesem Überfall ums Leben gekommen. Niemand wird das anzweifeln.«
    Sonja Kopejewa schien ihn nicht zu hören.
    Dann sah er zu Sascha hinüber. »Kommen Sie, Grenko.«
    Draußen stiegen Wadim, Igor und die beiden Männer, die Domorow begleitet hatten, in den Range Rover. Kyrill übernahm das Steuer des Lincoln, und Domorow und Sascha setzten sich auf die Rückbank. Neben ihnen lagen Saschas kleiner Metallkoffer und der Geigenkasten. Domorow öffnete ihn, und sie betrachteten für einen Moment schweigend die Stradivari. Dann schloss Domorow den Kasten und reichte ihn Sascha. »Mehr kann ich nicht tun«, sagte er.
    Er blickte Sascha an. Wartete.
    Sascha hielt dem Blick stand.
    Domorow hatte seine Eltern, den Onkel und seine Schwester töten lassen, und doch war er nicht der Schuldige.
    Sascha legte die Geige zur Seite, zog seinen Schuh aus und übergab den Brief. Domorow faltete ihn nicht einmal auseinander. Er hielt ihn über Saschas Metallkoffer, zog ein Feuerzeug aus der Tasche und zündete ihn an.
    »Er hat die Regeln verletzt«, sagte er, während er den kleinen Flammen zusah, die das alte Papier auffraßen. Als er das Unverständnis in Saschas Blick sah, lächelte er freudlos. »Wenn man eine Nachricht überbringt, vernichtet man sie, sobald der Empfänger sie gelesen hat. Das ist eine der Grundregeln.« Er schüttelte den Kopf. »Ihre Großmutter hat ihm leidgetan, und er hat es nicht übers Herz gebracht, ihr den Brief wieder abzunehmen und zu verbrennen. Dieser kleine Moment der Schwäche!«
    Als das Feuer erloschen war, öffnete er ein Fenster, und die Asche wirbelte hinaus in die Nacht.
    Er holte ein Flugticket aus der Tasche und reichte es Sascha. »Ihr Flugzeug geht um 6.20 Uhr. Kyrill fährt Sie zum Flughafen und sorgt dafür, dass Sie die Geige mitnehmen können.«
    Sascha betrachtete das Ticket. Der Flug ging nach Deutschland.
    »Das geht nicht«, protestierte er. »Wir müssen erst Irina abholen. Sie braucht einen Flug zurück nach Almaty.«
    »Irina Bukaskina …« Domorow sah auf seine Uhr. Es war kurz nach zwei. »… ist bereits in Almaty gelandet.«
    Sascha schluckte, spürte Enttäuschung darüber, dass er sie nicht wiedersehen würde und dass sie sich nicht von ihm verabschiedet hatte.
    »Ich habe noch Fragen«, sagte er, »Fragen und eine Bitte.«
    Er setzte sich so, dass er Domorows Gesicht sehen konnte, und der Alte erwiderte seinen Blick.
    »Der Mann, der mein Hotelzimmer in

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