Der Gott von Tarot
Begrüßungen. Pfarrer Siltz ignorierte alle außer jene mit dem Hammer-und-Sichel-Emblem seiner Kirche. Dennoch geleitete er Bruder Paul an einen Tisch, an dem mehrere Männer offensichtlich verschiedenen Glaubens saßen. Das nahm Bruder Paul zumindest an, weil die Symbole an ihrer Kleidung unterschiedlich waren.
„Es ist notwendig, daß Sie diesen Leuten versichern, ich habe keinen Versuch unternommen, Ihre Objektivität zu untergraben“, knurrte der Pfarrer. „Ich hole die Suppe.“
Bruder Paul setzte sich und sah sich um. „Ich versichere Ihnen“, sagte er mit einem Lächeln. „Ich habe ihn mit einer Reihe von Fragen in Verlegenheit gebracht, die ihn zwingen sollten, den Vertrag zu vergessen, doch er hat dem Angriff widerstanden. Ich bin naß, aber unbeeinflußt.“
Der Mann gegenüber von Bruder Paul lächelte freundlich. Er war von mittlerem Alter und kahl, mit Lachfalten anstelle von Pfarrer Siltz’ Grollfalten und hellblauen Augen. „Ich bin Dekan Brown von der Kirche von Lemuria. Wir sind sicher, Sie werden objektiv bleiben. Sie müssen die Schweigsamkeit Ihres Gastgebers entschuldigen; aber er durchsteht gerade eine schwierige familiäre Situation.“
„Ich kann mich nicht beklagen“, sagte Bruder Paul vorsichtig. „Ich bin nicht sicher, ob ich das gleiche über Ihren Vertrag sagen kann, aber Pfarrer Siltz hat mich sehr herzlich behandelt. Ich fürchte nur, ich beschäftigte ihn derart mit den Antworten auf meine Routinefragen, daß wir sein Haus zu spät verließen und so vom Sturm überrascht wurden. Ich neige dazu, zuviel zu reden.“
Das sollte den Pfarrer in diesem Punkt entlasten. Bruder Paul fühlte sich versucht, Fragen über diese Gesellschaft mit den vielen Sekten zu stellen, beschloß aber abzuwarten. Er wußte bereits, daß ihn die Kolonisten nicht freiwillig über diese Sache aufklären würden, da man sie sonst des Bekehrungsversuches anklagen würde. Diese Männer hatten seine Hinweise auf sein Unbehagen deutlich ignoriert.
„Sehen Sie, sein Sohn möchte sich mit einer jungen Frau aus der Scientology-Kirche verbinden“, fuhr Dekan Brown fort. „Die beiden jungen Leute haben bei der Baumernte zusammen gearbeitet, und der Kelch ist übergelaufen.“
Kein Zweifel über die Verbindung zum Tarot! Kelche waren nicht nur für Wasser geeignet; sie deuteten auch auf Religion – und Liebe hin. Wie es schien, war das hier ein schwieriger Gegensatz. „Heirat zwischen den Kirchen ist nicht gestattet?“
„Doch, einige Sekten gestatten es, andere hingegen verbieten es. Sie müssen das verstehen, Bruder Paul, daß wir eine eifersüchtige Gemeinde sind.“ Pfarrer Siltz hatte einen ähnlichen Ausdruck gebraucht; ohne Zweifel traf er zu. „Wir kamen als individuelle Sekten hierher, um Reinheit und Freiheit unserer jeweiligen religiösen Art und Weise zu erhalten, und es gefällt uns nicht und ist uns unangenehm, daß wir hier so eng mit Ungläubigen zusammenarbeiten und leben müssen. Wir haben Schwierigkeiten, uns auf etwas anderes zu einigen, es sei denn, aus reinem Überlebensdrang – und auch das nicht immer.“
Genau! „Aber gewiß steht Religion nicht dem gesunden Menschenverstand gegenüber. Ich bezweifle, daß jede Sekte genügend Mitglieder hat, um eine Fortpflanzung der Kirchen zu gewährleisten. Es muß doch einen vernünftigen Kompromiß geben.“
„Es gibt einige“, stimmte Dekan Brown zu. „Aber nicht genug. Wir begreifen die Haltung von Pfarrer Siltz; keiner von uns hätte es gern, wenn eines seiner Kinder einen Scientologen oder Baha’i oder anderen heidnischen Nachwuchs heiratete. Meine Tochter verkehrt nicht mit dem Sohn von Minister
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