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Der große Bio-Schmaeh

Titel: Der große Bio-Schmaeh Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clemens G Arvay
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Lebensmittelkonzerne hergestellt werden. Kuchen Peter gilt beispielsweise als österreichischer Marktführer bei Krapfen. Mehr als ein Drittel der Krapfen des Landes stammt aus dieser Fabrik. Der Betrieb stellt eigenen Angaben zufolge etwa zweihundert Millionen Stück Backwaren pro Jahr her 11 . Bio-Gebäck für
Zurück zum Ursprung
(Hofer),
Ja!Natürlich
(Rewe) und
Natur*pur
(Spar) läuft nebenbei mit – in denselben Nächten, mit denselben Maschinen und auf dieselbe industrielle Weise wie herkömmliche, konventionelle Ware. Das Unternehmen gibt auf seiner Internetseite an, das Produktionsvolumen laufend zu vergrößern. Immer mehr Brot und Gebäck wird in Zukunft von immer weniger Backkonzernen hergestellt werden: bio und konventionell, alles aus einer Hand – aus einer großen, industriellen Hand. Daran können romantische Werbeversprechen nichts mehr ändern.
Bilanz für Bio-Brot von Zurück zum Ursprung
    Nachdem ich das nächtliche Treiben in der Brotfabrik verlassen hatte, klang der rasende Takt der Maschinen noch eine Weile in meinen Ohren. Auf der Heimfahrt, gegen drei Uhr morgens, während ich meiner Müdigkeit mit einem weiteren Becher Kaffee entschieden entgegentrat, wuchs meine detektivische Neugier. Das Nächste, worüber ich mehr erfahren wollte, war die Herkunft der übrigen Bio-Backwaren von Hofer. Würde ich doch noch auf das traditionelle Handwerk stoßen, das der Konzern versprach?
    Schon am nächsten Tag klapperte ich mehrere Filialen ab und notierte mir die Produktionsbetriebe. Dabei fiel mir ein besonders wohlklingender Name auf: »Willis Backstube«. »Na bitte«, dachte ich mir, »das hört sich doch vielversprechend an.« Bilder von Willi, dem Bäcker, tauchten in meiner Fantasie auf. Ich stellte mir vor, wie mir Willi die Türe öffnen und mir seine mehlige Hand entgegenstrecken würde, um mich danach durch seine Backstube zu führen. Ich hoffte, dort des lang ersehnten Traditionshandwerks fündig zu werden. Ein Blick auf eine Satellitenkarte im Internet führte aber zur Ernüchterung. Der Betrieb befand sich in einem bekannten Industriegebiet in Linz. Einen Bäcker namens Willi würde ich dort vermutlich nicht finden, dafür aber – wie schon gehabt – einen ganzen Stab aus Maschinenführern. Hinter dem klingenden Namen »Willis Backstube« verbirgt sich die Firma Fischer Brot. Auf Anfrage per E-Mail wurde mir mein Wunsch, den Betrieb zu besichtigen, abgeschlagen. Ich fuhr dennoch hin, um einen Eindruck der Bäckerei zu gewinnen. Schon aus kilometerweiter Entfernung waren die Schornsteine der Voest Alpine zu sehen, eines internationalen Stahlgroßkonzerns. Die Industrieschlote ragten in schwindelerregende Höhen und stießen dort ihren dichten Dampf in die Atmosphäre aus. Ich konnte es kaum glauben, dass mich ausgerechnet die Spuren des Bio-Brotes von
Zurück zum Ursprung
in diese stahlgeprägte Gegend geführt hatten.
    In beengender Nähe zu den Schornsteinen der Voest Alpine, mitten in der Industriezone, stand ich schließlich vor dem Imperium der Firma Fischer Brot – alias »Willis Backstube«. Vor vierundzwanzig Laderampen der Bäckerei warteten gezählte einundzwanzig Lastwagenzüge. Ob die motorisierte Flotte vollzählig war, konnte ich nicht beurteilen. Jeder LKW trug die Werbeaufschrift »Natur in aller Munde«. Die »Natur«, die die Firma meint, wird auf den dröhnenden Fließbändern der drei Backfabriken hergestellt, die von Fischer Brot österreichweit betrieben werden und die es auf insgesamt dreiundzwanzigtausend Quadratmeter Nutzfläche bringen. Auch hier gilt, dass der Großteil der Produktionsmenge konventionelle Ware ist, also nicht biologisch. Der Handelsname »Willis Backstube« wurde eigens erfunden, um unter dieser Bezeichnung an Hofer liefern zu können. Außerdem würde sich der Name einer der größten Industriebäckereien Österreichs auf Bio-Brot, das unter dem Mäntelchen des traditionellen Handwerks vermarktet wird, vermutlich nicht besonders gut machen.
    Nicht nur die Firma Fischer Brot, sondern auch manch anderer Backwarenhersteller lässt sich für die Discounthandelsketten kreative Handelsbezeichnungen einfallen und nimmt an dem Versteckspiel des Massenmarktes teil: »Ich sag es ganz offen, wir tun das, um die Konsumenten nicht zu verunsichern«, erklärte mir der Produktionsleiter einer Großbäckerei. Eine kurze Recherche im Firmenbuch ergab rasch, dass sich beispielsweise hinter der »Ur-Guat Backstube« die Bäckerei Mann verbirgt, die auch unter

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