Der große Ölkrieg
Anderenstämme!“ brüllte Drei auge. „Dies ist die Zeit des Wandels. Vernichtet die Glei chen, die so viele von uns vernichten und uns die Lebenssteine rauben.“
Sie zögerten nur kurz, dann folgten sie ihm. Ein Steinhagel prasselte auf die vier übriggebliebenen Gleichen- Begleiter nieder. Manchmal änderten die Brennstrahlen ihr Ziel und säten den Tod unter den Ihren, doch der Bann war gebrochen. Die Wut der Erd-Stämme war stärker. Fremdstämmlinge stellten sich ihnen manchmal entgegen. Sie wurden niedergestreckt. Dreiauge wußte nicht, warum die Fremdlinge – obwohl sie doch so waren wie Vielarm, Dreiauge und die anderen – den Gleichen zu Hilfe eilten.
Der Glitscher fraß unbekümmert weiter, und manchmal erwischte er auch einen allzu unvorsichtigen Stämmling. Gleiche, die ihre Begleiter verließen und zu fliehen versuchten, wurden niedergestreckt und getötet. In Dreiauge war dabei keine Wut, sondern nur kalte Entschlossenheit. Es war die Einlösung eines Versprechens …
Die Schwebstadt tauchte nicht auf. Dreiauges größte Befürchtung war gewesen, daß die Gleichen aus ihrer Dämonenburg Unterstützung erhielten. War es möglich, daß der Großstamm der Gleichen gleichgültig gegenüber dem Schicksal seiner Angehörigen war? Dann waren die Gleichen wirklich verachtenswert.
„Brecht die Behälter auf!“ rief Dreiauge. „Nehmt euch die Lebenssteine. Und folgt mir!“
Dreiauge forderte auch die Fremdstämmlinge auf, ihm zu folgen, aber sie verstanden ihn nicht. Er bot ihnen Lebenssteine an, aber sie wichen ängstlich zurück.
Hundert oder mehr schlossen sich ihm an. Sie liefen zu dem Steilhang, der am weitesten von der Freßlust des Glitschers entfernt war, krochen empor – und wurden von der unsichtbaren Mauer unter Schmerzen abgestoßen. Die Gedankenstimmen drückten Pein aus. Aber nicht einer war unter Dreiauges Gefolgschaft, der ihn für das Herbeirufen des Glitschers verurteilte.
Nur noch zwei Gleichen- Begleiter waren übrig. Einer verschwand gerade im Maul des Glitschers, der immer noch nicht vollständig aus seinem unterirdischen Reich emporgestiegen war. Und dabei erstreckte sich sein Körper jetzt fast über die ganze Länge der Grube. Der letzte Begleiter wandte sich um und floh mit hellem Summen. Dummerweise näher te er sich dabei den am Hang kauernden Stämmlingen.
„Er kann nicht fliehen“, sagte Vielarm leise und drängte sich an Dreiauge. „Er kann dem Glitscher nicht entkommen. Aber wenn er verspeist ist, dann wird der Glitscher unsere Witterung aufnehmen und uns so lange verfolgen, bis wir tot sind. Niemand kann einem Glitscher entkommen.“
Dreiauge widersprach nicht. Noch einmal versuchte er, über die unsichtbare Trennlinie der Barriere hinwegzukriechen, doch wieder warf ihn die Kraft zurück. Vielleicht hatte er sich geirrt. Vielleicht existierten hier gar keine Maschinen, die die Barriere schufen. Vielleicht hatten die Gedanken der Gleichen in der Schwebstadt, die sich auch mit den leblosen und doch aktiven Helfern beschäftigt hatten, gelogen. Vielleicht war es doch Magie, die nur von einem begabten Schamanen durchbrochen werden konnte. Vielleicht …
Der Glitscher erwischte auch den letzten Begleiter. Die Insassen wollten aus einer Öffnung springen und fliehen, und Dreiauge hob schon wieder seine Spitzsteine, aber die Gleichen fielen in eine Verdauungslache und starben, noch bevor das Maul des Glitschers sie aufgenommen hatte. Die Fremdstämmlinge schrien und brüllten ängstlich durcheinander. Und doch unternahmen sie keinen Versuch, dem Glitscher zu entfliehen. Ihre rätselhafte Verehrung der Gleichen mußte hoch sein …
„Die Mauer!“ rief jemand. „Sie existiert nicht mehr!“
Dreiauge sprang auf und kroch der unsichtbaren Trennlinie entgegen. Tatsächlich! Die Schmerzkraft war nicht mehr aktiv.
Dreiauge öffnete seinen Zusatzblick und umfaßte seinen neuen Lebensstein.
„Kommt“, sagte Dreiauge nur, und sein neuer Stamm folgte ihm, hinaus aus dem Loch, über die Tote Savanne ohne Ausstrahlung, hinein in den Dschungel. Die Nacht verschluckte sie. Bald begann es zu regnen. Es waren große, schillernde Tropfen, die der Boden gierig aufsog und die ihre Spuren zudeckten. Die Junglichter über ihnen verschwanden. Blitze zuckten auf, und der Donner hallte weit über das Land.
Dreiauge wußte nicht, ob es ein gutes oder ein schlechtes Omen war.
Vielarm drängte sich an ihn. „Wir werden neues Leben schaffen“, summte sie. Dreiauge nickte. Er hatte
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