Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der große Ölkrieg

Der große Ölkrieg

Titel: Der große Ölkrieg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans J. Alpers
Vom Netzwerk:
aufgeben können. Aber er hatte es nicht getan. Vielleicht hatte er sie eigentlich gar nicht wirklich begehrt. Und er war ja auch problemlos von Alice zu Donna gewechselt. Er beschloß, wegen seiner Arbeit an den Generatoren nicht auch noch Donna zu verlieren.
    „Ich war früher Schauspieler“, sagte Denton. Er ließ den Kaffee in seiner Tasse kreisen und fragte sich, ob der Kunststoff der Tasse langsam in den Kaffee hineinschmolz … Hier im Hospital zu arbeiten, jeden Morgen und jeden Nachmittag den Kaffee aus immer denselben Spritzgußtassen zu trinken – die Vision einer weißen Kunststoffschicht, die langsam das Innere seines Magens überzog, überkam ihn.
    „Wie war das mit der Schauspielerei und wie weit bist du gekommen?“ fragte Donna Farber, während sie sich in der für sie typischen Weise vollstopfte und versuchte, soviel Aufmerksamkeit aufzubringen, wie dabei noch möglich war.
    Denton runzelte die Stirn, sein breiter Mund zog eine kurze, kunstvoll geschwungene Linie durch sein breites weißes Gesicht. Seine Mimik war immer ein wenig übertrieben, als wäre er ein Schauspieler, der sich noch nicht richtig an die Rolle von Ronald Denton gewöhnt hatte.
    „Ich habe im Off-Broadway gearbeitet, und ich hatte eine gute Rolle in einem Stück, daß von mir selbst geschrieben wurde. Ein Schauspieler kann eine Rolle immer besser spielen, wenn er sie selbst geschrieben hat. Das Stück hieß All Men Are Created Sequels . Tigner hat es produziert.“
    „Nie davon gehört.“
    „Natürlich nicht, es wurde ein Flop, nachdem ich ausstieg.“
    „Natürlich.“ Ihre silbergetupften blauen Augen lachten.
    „Na ja, auf jeden Fall hatte ich das Gefühl, daß die Schauspielerei mir zuviel von meiner eigenen Identität stahl. Oder so was. Ehrlich gesagt, ich bin mir nicht sicher, warum ich es tatsächlich aufgegeben habe. Vielleicht war es in Wirklichkeit Lampenfieber.“
    Seine unerwartete Offenheit führte ihren Blick zu seinem. Er dachte wieder an Alice und fragte sich, wie er herausfinden könnte, was Donna über seine Arbeit dachte, falls sie überhaupt eine Meinung dazu hatte.
    Es war seine schwarze Uniform, die die Angelegenheit in Gang brachte. „Warum hast du die Schauspielerei aufgegeben und arbeitest jetzt bei den Generatoren?“
    „Ich weiß nicht. Die Stelle war frei, und die Arbeitszeit war günstig. Vier Stunden am Tag, vier Tage die Woche, zwölf Dollar die Stunde.“
    „Jaaa … aber das muß dort doch eine frustrierende, beklemmende Arbeit sein. Ich meine, möglicherweise hast du es noch nicht völlig geschafft, das Schauspielern an den Nagel zu hängen. Da mußt du dich so benehmen, als gäbe es nichts Besonderes an Leuten, die bald sterben werden.“ Ihr Ton enthielt keine Anklage. Verständnisvoll neigte sie den Kopf.
    Denton nickte, als habe er eine kummervolle Tugendhaftigkeit darin gefunden, Sündenbock zu sein. „Irgendjemand muß es tun“, sagte er. In Wirklichkeit war er freudig erregt. Seit über einer Woche versuchte er Donnas Interesse zu we cken. Er sah sie offen an, betrachtete ihre schlanken, um den Kaffeebecher geschlossenen Hände, den sanften Kegel ihrer Lippen, mit denen sie auf den Kaffee blies, um ihn abzukühlen, das dichte strohblonde Haar, das sie in einem Scheitel hinter den Ohren trug.
    „Eines verstehe ich nicht“, sagte sie, „nämlich, daß man keine pensionierten Schwestern oder sonst irgend jemanden, der an den Tod gewöhnt ist, für diese Arbeit nimmt.“
    „Zum einen muß man ein wenig Elektronik beherrschen, um auf die Generatoren aufzupassen. Deshalb habe ich den Job bekommen. Ich habe Elektronik studiert, bevor ich Schauspieler wurde.“
    „Das ist ein seltsamer Kontrast. Elektronik und Schauspielerei.“
    „Eigentlich nicht. Beides bedingt, daß man sich irgendwie mit Schaltkreisen und Spannungen auskennt. Jedenfalls – nicht einmal die erfahrensten Krankenschwestern sind daran gewöhnt, dazusitzen und Leute dabei zu beobachten , wie sie langsam dahinsterben. Normalerweise lassen sie sie allein, es sei denn, sie müssen sich irgendwie direkt um sie kümmern …“
    „Aber hast du mir nicht erzählt, daß du nur hin und wieder die Anzeigen kontrollieren mußt? Du meinst, du mußt sie beobachten?“
    „Tja … es ist nicht zu umgehen. Du sitzt dem Patienten direkt gegenüber. Sobald du da bist, siehst du es. Ich bin mir ihrer Existenz sowieso ständig bewußt, weil ich dafür sorgen muß, daß sie nicht zu schnell sterben, damit die Maschine das

Weitere Kostenlose Bücher